Diese Unglücke bleiben den Stader Feuerwehren in Erinnerung

Der Taxi-Fahrer und zwei Pferde waren bei dem Unglück auf der B73 Ende September 2024 gestorben. Foto: Archiv/JOTO
Ein fataler Pferde-Unfall, eine Großsuche ohne Happy End: Der Stadtbrandmeister gibt Einblicke ins Innenleben der Retter. Der neue Kreisbrandmeister schreitet zur Tat.
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Stade. Auf ein ereignisreiches Jahr mit vielen Einsätzen und Aktivitäten blickte Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney bei der Jahreshauptversammlung der Gesamtfeuerwehr Stade zurück. Die freiwillige Feuerwehr sei Ehrenamtsarbeit und trage zum Zusammenhalt der Gesellschaft und zum Funktionieren der Pflichtaufgaben der Kommunen bei, betonte er in seinem Jahresbericht.
Die Feuerwehren der Hansestadt Stade haben insgesamt 635 Mitglieder, 374 im aktiven Bereich, davon 318 männlich und 56 weiblich. Den Jugendabteilungen gehören 93 Jugendliche (63 Jungen und 30 Mädchen) an, der Kinderfeuerwehr 78 Kinder (22 Mädchen und 56 Jungen), der Alters- und Ehrenabteilung 90 Kameraden.
Zehntausende Stunden Feuerwehrdienst
Insgesamt wurden 86.240 Stunden Dienst zur Wahrung der Sicherheit und Abwehr von Brand oder sonstigen Gefahren geleistet: 21.278 Stunden im Einsatzdienst, 35.368 Stunden im Ausbildungs- und Übungsdienst, 21.453 Stunden in der Jugendfeuerwehr, 8141 Stunden in der Kinderfeuerwehr.

Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney. Foto: Stefan Braun
2024 waren 868 Einsätze zu verzeichnen, berichtete Ney. Der Rückgang im Vergleich zum Jahr 2023 um 45 sei „sicherlich auch dem geschuldet, dass wir keine so großen Sturm- und Schlechtwetterlagen hatten“.
Das Spektrum der 301 Brandeinsätze war vielfältig: Vom Zimmerbrand wegen Essen auf dem Herd, in Mülleimern und Müllcontainern, über Feuerwerksbatterien die nachbrannten, bis zum Großfeuer war alles dabei. Es gab blinde Alarme, Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen und Rauchmelder, böswillige Alarme sowie Alarmübungen. 9,5 Millionen Euro Werte wurde erhalten, dem stehen Schadenshöhen von rund 1,3 Millionen Euro gegenüber. Zur nachbarschaftlichen Hilfe wurde die Feuerwehr 20-mal alarmiert.
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Bei 678 Einsätzen musste die Feuerwehr technische Hilfe leisten: Die Bandbreite reicht vom Verkehrsunfall über Tierrettung und Einsätze bei Unwetter bis zu Boots- und Taucheinsätzen, Notfalltüröffnungen und Umwelteinsätzen oder Umweltberatungen sowie Sicherheitswachen.
Die größten Einsätze der Stader Feuerwehren
Besondere Einsätze waren das Gasleck in einer Gasleitung in Bützfleth; die tagelange Suche nach Arian aus Elm, dessen Leiche zwei Monate später gefunden wurde; der schwere Verkehrsunfall eines Taxis mit zwei freilaufenden Pferden auf der B73 - der Taxifahrer starb später im Krankenhaus, der Fahrgast war leicht verletzt, die verletzten Pferde verendeten an der Unfallstelle; der Gasalarm an einer Schule - bei einem Streit unter Schülern war Reizgas versprüht worden, die Schule wurde evakuiert, 61 Personen wurden betreut, neun Schüler ärztlich versorgt.
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Ney kritisierte die Versorgung mit Lehrgängen und die Art und Weise der Vergabe. Auf Kreisebene sehe es mit der Versorgung an Lehrgängen noch gut aus, so der Stadtbrandmeister, doch auf Landesebene würden die Zahlen der erlangten Lehrgänge schlechter.
In den AED-Gruppen der Hansestadt sind 134 Feuerwehrleute aktiv (61 Einsätze). Durch die zertifizierten Ausbilder ist die Ortswehr in der Lage, Erste-Hilfe-Kurse anzubieten. Das Angebot werde gut angenommen: 11 Kurse wurden durchgeführt.
Jugendfeuerwehren sind beliebt
Die Jugendfeuerwehren haben 215 Dienste durchgeführt; 39 Betreuer sind hier neben dem Feuerwehrdienst aktiv. Auch die Kinderfeuerwehren (mit 36 Betreuern) sind beliebt. Sie seien ein Garant für eine gute Nachwuchsarbeit und böten den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten, den Umgang miteinander, den Einsatz füreinander und die Verantwortung gegenüber anderen „spielerisch, aber dennoch mit dem nötigen Ernst, zu lernen“.

Kreisbrandmeister Henning Klensang (links) verleiht das Ehrenzeichen für 25-jährige Mitgliedschaft an Jens von Holt. Foto: Stefan Braun
Die Wahrnehmung der Feuerwehr und der Hilfskräfte in der Öffentlichkeit habe sich positiv entwickelt, sagte der Stadtbrandmeister. Er bekomme häufig Rückmeldungen mit der Anerkennung für die Arbeit der Feuerwehr und Bewunderung für diese Art des ehrenamtlichen Engagements. „Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch die andere Seite, die Gaffer und Pöbler, noch vorhanden sind.“

Stadtbrandmeister Klaus-Daniel Ney (rechts) befördert Inga Koppe zur Löschmeisterin. Foto: Stefan Braun
Auch die Ausstattung der Feuerwehren war ein Thema. Im Bützflether Moor und in Hagen wurden neue LF 10 in Dienst genommen, in Bützfleth und Wiepenkathen neue MTF und in Bützfleth und in Stade neue Einsatzleitwagen. In Bützfleth zog die Feuerwehr ins neue Gerätehaus um, das der Bevölkerung bei einem Tag der offenen Tür vorgestellt wurde. In Hagen wurde das 90-jährige Bestehen der Ortsfeuerwehr gefeiert. In Wiepenkathen wurden ein Tag der offenen Tür und ein Erntefest gemeinsam mit dem Heimatverein veranstaltet. In Stade wurden die Umkleidekapazitäten erweitert und der Fluchtweg des Versammlungsraums fertiggestellt. Das Osterfeuer und das Laternelaufen sind Tradition.
70 Jahre: Ehrenzeichen für Siegfried Hartlef
Geehrt wurden Siegfried Hartlef aus Bützfleth für 70 Jahre Mitgliedschaft, Uwe Müller aus Stade erhielt das Ehrenzeichen für 60 Jahre. Für 50-jährige Mitgliedschaft wurden Reinhard Haak (Bützfleth), Gerhard Fitschen und Dietmar Risse (Stade) sowie Claus Deede (Wiepenkathen) ausgezeichnet.

Siegfried Hartlef (Zweiter von links) erhielt das Ehrenzeichen für 70 Jahre, Uwe Müller für 60 Jahre (Mitte). Foto: Stefan Braun