Dorfentwicklungsprogramm: Balje und Cadenberge nehmen Arbeit auf
Für die vier Dörfer im Norden ist es ein großer Wurf - jetzt hat die Arbeit am Dorfentwicklungsprogramm begonnen. Darum geht es und das ist der Zeitplan.
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Den Auftakt für das gemeinsame Programm von Balje, Hörne, Geversdorf und Cadenberge-Nord werteten Bürgermeister, Vertreter der Kommunen und das Planungsteam als vollen Erfolg. Etwa 120 Bürgerinnen und Bürger waren in Hörne dabei, um zu hören, wie sie das Programm für ihre Dörfer in den nächsten Jahren mitgestalten können.
Wie gehören die Dörfer zusammen? In der Dorfregion gibt es enge Verbindungen. Nicht nur zwischen Balje und Hörne, sondern auch über die Oste hinweg nach Geversdorf, dem einstigen Fährort. Anna-Maria Krone (ArL) kennt bereits Dorfentwicklungsprogramme in der Region - auch die über Kreisgrenzen und Oste hinweg gut eingespielte Dorfregion Burweg-Hechthausen. Das wird zwischen den vier Dörfern im Norden ähnlich sein, die als die „Vier Nordlichter im Land der Gezeiten“ an den Start gehen. Cadenberge und Geversdorf gehören zum Landkreis Cuxhaven. Die Oste trennt und verbindet die Dörfer gleichermaßen.
Drei Themen sind Pflicht
Wer ist dabei? Zuständig ist das Amt für regionale Landesentwicklung Lüneburg (ArL). Gemeinden und die Engagierten vor Ort können auf Unterstützung und Begleitung zählen. Zum einen durch May-Britt Müller von der Planungsschmiede Elbe-Weser, zum anderen durch Anke Dopple und Marita Quitzau vom Planungsbüro Kirchner-Ingenieure. Ein Jahr Vorarbeit ist eingeplant, bevor erste Projekte starten. „Der Papierkram ist unser“, sagte Marita Quitzau. „Von Ihnen kommt die Grundlage“, sagte sie. „Sie sind die Expertinnen“, so May-Britt Müller, und zwar Experten für eine besonders „schöne und reizvolle Region“. Deren Stärken zu schätzen und die Schwächen zu sehen, gehört zur Vorarbeit.
Welche Themen gehören dazu? Drei Themen sind Pflicht. Die Innenentwicklung: Wie kann der Flächenverbrauch reduziert werden? Wie kann Leerstand umgenutzt und regionale Baukultur erhalten werden? Wie können Dorfplätze und Treffpunkte gestaltet sein? Beim Klimaschutz geht es um alternative Mobilität, das Potenzial erneuerbarer Energien oder um ein Plus an Artenvielfalt. Demografie ist die dritte Pflicht: Wie steht es um die Grundversorgung, um kleinen Wohnraum für Senioren oder junge Menschen? Oder um die Barrierefreiheit? Ein viertes Feld ist offen für Themen wie sanfter Tourismus oder innovative Landwirtschaft. Auch die Vernetzung über eine Dorf-App oder Dorfmoderatoren wäre ein Thema.
Diese Projekte werden gefördert
Welche Projekte werden gefördert? Die Anforderungen sind klar: „Es geht darum, dass hier Leben ist, die Dörfer als Wohn-, Arbeits, Sozial- und Wirtschaftsraum zu stärken“, sagte die ArL-Vertreterin. Gefördert werden beispielsweise Straßen, Wege und Plätze, Freizeit- und Naherholungseinrichtungen, dorfgemäße Gemeinschaftseinrichtungen, Mehrfunktionshäuser und Coworking-Spaces.
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Eine zweite Schiene betrifft private Investorinnen und Eigentümer. Ortsbildprägende oder landschaftstypische Gebäude können bei der Sanierung bezuschusst werden. Zuschussanträge können auch für die Gestaltung von Hof- und Gartenflächen oder die Umnutzung landwirtschaftlicher Gebäude gestellt werden.
Ganz aktuell: „Die Richtlinie ist im Sommer neu gefasst worden und lässt nun auch die Förderung von Kleinstprojekten mit weniger als 2500 Euro zu“, sagte Krone. Vielleicht eine Chance für Vereine, Eigenleistungen der Ehrenamtlichen können berücksichtigt werden. „Auch Kirchen können Anträge stellen und einen etwas höheren Satz bekommen“, so Krone.
Appell an die Bürger
Wer bekommt welche Zuschüsse? Gemeinnützige Vereine können 65 Prozent der Nettokosten erhalten. Weil die Dorfregion in einer Leader-Region liegt, ist ein Zuschlag von weiteren 10 Prozent möglich. Privatinvestoren können 35 Prozent (plus weitere 5 Prozent) erhalten. Projekte der Gemeinden bekommen einen Fördersatz von 45 Prozent bis 80 Prozent (plus 10 Prozent) der Bruttokosten. Wer bis Ende September einen Antrag einreicht, erhält im Frühjahr Nachricht, ob und wie das Projekt gefördert wird. Abgegeben wird der Antrag über die Gemeinden. „Es wäre also schön, wenn nicht alles erst Anfang September eingereicht wird“, bat Ernst Hülsen aus dem Freiburger Rathaus.
Dorfwerkstatt Anfang November
Anna-Maria Krones Appell an die Bürgerinnen und Bürger: „Es ist unheimlich wertvoll, wenn sich viele Gedanken machen, was sie für die Region tun können. Die Ideen zählen, nicht nur, ob gefördert wird oder nicht.“
Wie geht es mit den vier Nordlichtern weiter? Auf alle Ideenschmiede wartet die Dorfwerkstatt Anfang November. Zum Auftakt trugen sich mehr als 50 Interessierte in die Listen ein. Noch im November soll es Exkursionen und Radtouren geben, um sich jeweils vor Ort ein Bild zu machen. Danach treffen sich von Dezember bis März die Teams, die sich mit den drei Themenfeldern beschäftigen, zu Workshops, ebenso soll es Workshops für Jugendliche geben. Außerdem trifft sich das Kompetenzteam, in dem Vertreter aus allen Arbeitsteams vernetzt sind. Die Ergebnisse werden bis Mai gesammelt und im Zwischenbericht vorgestellt. Die Träger öffentlicher Belange werden bis Ende Juni beteiligt. Verabschiedet werden soll der Entwurf im September in den Gemeinden.
Ansprechpartner
Wer bei der Dorfentwicklung Ideen einbringen will, kann sich an Anke Dopple und Marita Quitzau wenden. Sie sind über die E-Mail-Adresse dorfentwicklung@kirchner-ingenieure.de oder telefonisch zu erreichen (01 60/ 98 17 44 94). May-Britt Müller (Bürgerbeteiligung) ist über post@maybritt-mueller.de oder 01 51/ 18 48 65 00 erreichbar. In den Kommunen gibt es folgende Ansprechpartner: Gemeinde Balje/Hörne, Hermann Bösch unter 0 47 53/ 84 43 11 und boesch-hoerne@t-online.de, Ernst Hülsen (Verwaltung) unter 0 47 79/ 92 31 39 und ernst.huelsen@nordkehdingen.de. Gemeinde Cadenberge, Bürgermeister Wolfgang Hess unter 0 47 77/ 93 11 84 oder hess_cadenberge@t-online.de, Gemeindedirektor Frank Thielebeule unter 0 47 51/ 91 90 99 oder frank.thielebeule@land.hadeln.de.