Zähl Pixel
Führerschein

Fahrschüler müssen oft lange auf Prüfung warten

Eine Fahrstunde á 45 Minuten kostet bis zu 55 Euro. Archivfoto: Armin Weigel/dpa

Eine Fahrstunde á 45 Minuten kostet bis zu 55 Euro. Archivfoto: Armin Weigel/dpa

Die Wartezeiten auf eine Fahrschulprüfung sind in einigen Regionen in Niedersachsen sehr lang, weil Fahrprüfer fehlen – vor allem in der Elbe-Weser-Region.

Samstag, 05.11.2022, 06:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Die Wartezeiten auf eine Fahrschulprüfung sind in einigen Regionen in Niedersachsen sehr lang, weil Fahrprüfer fehlen. „Wir haben punktuell riesengroße Probleme, vor allem im Bereich Osnabrück und dem Umland von Bremen bis hin nach Cuxhaven“, sagte Dieter Quentin, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Niedersachsen, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Der Verband habe bereits darauf hingewiesen und mit den Verantwortlichen vom Tüv Nord zusammengesessen.

Bislang gebe es aber keine spürbare Linderung, sagte Quentin. Genaue Wartezeiten nannte er nicht - das sei in den Regionen unterschiedlich und hänge von der Art der Fahrprüfung ab.

Führerschein: Tüv Nord prüft jetzt auch am Wochenende

„In den meisten Regionen in Niedersachsen und Bremen gibt es aktuell geringe Wartezeiten, längere Fristen kommen vor allem zustande, weil auch bei uns Prüferinnen und Prüfer erkranken“, sagte Claas Alexander Stroh, Sprecher beim Tüv Nord. Außerdem sei der Bedarf an praktischen Fahrprüfungen im zweiten Halbjahr 2022 gegenüber dem ersten Halbjahr angestiegen. Der Tüv Nord biete deshalb an vielen Standorten auch am Sonnabend Prüfungen an.

„Wir stocken die Zahl unserer Prüferinnen und Prüfer kontinuierlich auf, die intensive Ausbildung dauert zwei Jahre“ erklärte der Sprecher. Zudem würden Mitarbeitende aus anderen Arbeitsgebieten abgezogen und Ruheständler reaktiviert werden.

Jetzt die TAGEBLATT-Nachrichten-App
fürs Smartphone herunterladen

Was Fahrschulen tun können

Aber auch die Fahrschulen könnten die Wartezeiten verkürzen, indem sie nicht benötigte gebuchte Prüfungen rechtzeitig zurückgeben. „Wichtig ist auch eine gute Ausbildungsqualität der Fahrschulen, die nicht immer gegeben ist - jede nicht bestandene Prüfung führt zu einer Verlängerung der ,Bugwelle'“, erläuterte Stroh.

Weil auch Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer erkranken, fielen vereinbarte Prüfungen immer wieder ersatzlos aus. Fingerpointing seitens der Fahrschulen auf den Tüv helfe keinem weiter, betonte Stroh.

Energiekrise lässt Fahrstunden teurer werden

Wie viel Geld muss mittlerweile für den Führerschein eingeplant werden?

Klaus Hoberg, Inhaber der Fahrschule Hoberg im niedersächsischen Goslar, berechnet für eine Fahrstunde (45 Minuten) 55 Euro. Ebenso wie Bernd Schilling, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Bad Harzburg. Vor der Corona- und Energiekrise lag der Preis pro Übungsstunde noch bei 40 bis 45 Euro.

Laut Hoberg und Schilling hat der Führerschein im Jahr 2019 noch rund 1800 bis 2200 Euro gekostet - je nachdem, ob zusätzliche Fahrstunden benötigt werden und ob es zu Wiederholungen der Theorie- oder Praxisprüfung kommt. Stand jetzt sollten laut den Fahrschulinhabern 2500 bis 3000 Euro eingeplant werden

Hoberg erklärt, dass hinter der Preiserhöhung aber nicht allein der Anstieg der Sprit-, Personal- und Energiekosten steckt: „Auch durch höhere Anforderungen der TÜV-Prüfer, längere Prüfzeiten, und weil die Schüler mit den Fahrassistenzsystemen des jeweiligen Fahrschulwagens bestens vertraut sein müssen, da die Systeme auch in den praktischen Prüfungen zum Einsatz kommen.“

Führerscheine könnten in der kommenden Zeit noch teurer werden.  Foto: dpa Spata

Führerscheine könnten in der kommenden Zeit noch teurer werden. Foto: dpa Spata

Hohe Kosten verursachen mehr Druck bei Fahrschülern

Dass sich die Schülerinnen und Schüler durch die gestiegenen Preise mehr Mühe bei den Fahrstunden oder beim Lernen der Theorie geben, beobachten Hoberg und Schilling nicht. Jedoch sorgen die hohen Kosten für mehr Druck bei den Führerschein-Anwärtern. Hoberg erklärt: „Gelegentlich kommen Beschwerden der Eltern, dass der Führerschein so teuer geworden ist, gerade wenn Geschwisterkinder in den Vorjahren den Führerschein gemacht haben und dementsprechend weniger Kosten entstanden sind.“

Laut des Fahrschulenbetreibers ist eine Ausbildung nach Plan allerdings notwendig, damit seine Schüler im Straßenverkehr sicher sind. Daher ist eine erzwungene Verkürzung der Fahrstunden nicht empfehlenswert. Wie viele Übungsstunden benötigt werden, könne je nach Schüler variieren.

Energiekrise: Fahrschulen planen weitere Preiserhöhung

Um in den kommenden Monaten Geld einzusparen, ergreift Fahrschule Hoberg folgende Maßnahmen: „Wir werden die Temperatur im Unterrichtsraum reduzieren, die Reklamebeleuchtung wird ausgeschaltet und der Gürtel wird enger geschnallt, denn viel mehr Spielraum haben wir nicht, um Energie einzusparen. Ein energiesparendes Fahren gehört nicht erst seit den gestiegenen Spritpreisen zur Führerscheinausbildung.“

Eine Preisanpassung in den kommenden Monaten sei laut Hoberg und Schilling jedoch wahrscheinlich unumgänglich. Bernd Schilling vermutet, dass die Fahrstunden nochmals um rund zwei Euro teurer werden müssen. Er sagt: „Wir haben leider keine andere Wahl, als es an den Verbraucher weiterzugeben.“ (dpa/Alessa Otte)

Weitere Themen

Weitere Artikel

Archäologen-Zorn wegen U-Boot-Bergung

Nach 106 Jahren bergen Experten ein deutsches U-Boot aus der Nordsee. Doch es zerbricht dabei. Kritik an dem Vorgehen kommt jetzt aus der Wissenschaft. Was das Bundesamt zu dem Fall sagt.

T „McDonald’s“ in Hemmoor? Gutachten liegen jetzt vor

Der Stadtrat von Hemmoor steht vor einer entscheidenden Weichenstellung: Wird es grünes Licht für ein neues Fast-Food-Restaurant geben? Die Gutachten sind da, doch Widerstand aus der Bevölkerung könnte die Pläne noch kippen.