Fall Tamara T.: Angeklagter überrascht beim Prozessauftakt mit kruder Geschichte

Mit Kapuze und Mappe versteckt sich der Angeklagte geradezu im Gerichtssaal, als er auf der Anklagebank Platz nimmt. Sein Anwalt Alexander Ukat ist ein erfahrener Strafverteidiger. Foto: Mündelein
Weil er Tamara T. mit einem Gürtel erstickt und die Leiche anschließend in Müllsäcken am Geesteufer abgelegt haben soll, muss sich der 33 Jahre alte Enrico N. vorm Landgericht verantworten. Beim Prozessauftakt gab es eine handfeste Überraschung.
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Von Klaus Mündelein
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bauarbeiter vor, Tamara T. am 27. August vergangenen Jahres umgebracht zu haben. Er soll sie in seiner Wohnung am Freigebiet nach einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit einem schwarzen Stoffgürtel erstickt haben.
Herabwürdigende Fotos vom Opfer
Als die nackte Leiche auf dem Bett lag, soll er ihren Kopf in einen Farbeimer platziert und sie so fotografiert haben. Der Staatsanwalt spricht von einer „herabwürdigenden Art und Weise“. Die Fotos soll er über Whatsapp an zwei Männer verschickt haben. „Um sich zu profilieren“, wie sich der Staatsanwalt ausdrückte.
Mit den Fotos hat sich der Angeklagten womöglich selbst geschädigt. Er hat offenbar versehentlich sein Bein mit markanten Tattoos mit abgelichtet, die die Polizei später klar zuordnen konnte.
Auf einmal taucht ein „Ali“ auf
Enrico N., der wegen Totschlags angeklagt ist, äußert sich nicht am ersten Prozesstag. Allerdings zeigte der Richter ein Video von dessen Vernehmung bei der Polizei im Oktober vergangenen Jahres. Hier erklärte der Angeklagte geradezu schluchzend, dass er Tamara T. am Bahnhof zufällig kennengelernt habe. Weil sie ihren Zug verpasst hatte, habe er sie mit in seine Wohnung genommen. An der Wohnungstür sei dann ein ihm unbekannter Mann namens „Ali“ aufgetaucht, der allerdings Tamara T. kannte.
Tamara D. sollte schnell gefunden werden
Alle drei seien in seine Wohnung gegangen. Als er morgens aufwachte, soll ihn dieser „Ali“ mit den Worten „Sie hat ihre Schuld bezahlt“ empfangen haben. Und er habe ihn gewarnt: „Wenn du was sagst, ist deine Freundin dran.“ Um die und deren beiden Kinder habe er nun Angst, sagte Enrico N. zu dem Polizisten. Er habe das Opfer zunächst vergraben wollen. Damit sie schneller gefunden werde, habe er Tamara T. in Säcken an der Geeste abgelegt.
Noch ist unklar, ob der Angeklagte bei dieser wirren Geschichte blieben wird.