Familienbetrieb vor Insolvenz – Vorsicht Falle

„Imperio Hamburg“ oder „Matthäus Modehaus“: Städte- und Familiennamen sollen lokalen Bezug vorgaukeln Foto: dpa
Was, wenn man gar nicht merkt, wo man online bestellt? Derzeit sorgen emotionale Firmengeschichte für Aufregung im Internet.
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Landkreis. 35 Jahre mit Herzblut dabei gewesen und alle Träume geopfert? Doch am Ende war die jahrelange, harte Arbeit wegen der Übermacht großer Onlineshops und steigender Kosten doch vergeblich: Der Notverkauf des etablierten Familienbetriebs Schneider aus Düsseldorf steht an, schweren Herzens und mit riesigen Rabatten.
Wer auf Facebook, Instagram und Co über emotional aufgeladene Werbung in diesem Stil stolpert, sollte auf der Hut sein, warnt die Verbraucherzentrale Hamburg. Dahinter stecke oft ein raffiniertes Täuschungsmanöver.
Frei erfundene, persönliche Geschichten als Köder
Es gehe bei den Anzeigen darum, mit frei erfundenen, persönlichen Geschichten Vertrauen zu schaffen, das Bild eines in Deutschland ansässigen, familiengeführten Unternehmens zu vermitteln, das Produkte von hoher Qualität verkauft - etwa Taschen.
Solche Legenden und die emotionale Ansprache sollen Verbraucherinnen und Verbrauchern zu unüberlegten Käufen verleiten, erklären die Verbraucherschützer. Zusätzlich sollen Städte- und Familiennamen Tradition und lokalen Bezug vorgaukeln: Beispiele hierfür seien Namen wie „Boutiq Berlin“, „Imperio Hamburg“ oder „Matthäus Modehaus“.
.de-Domain bedeutet gar nichts
Und auch die für die Onlineshops verwendeten .de-Domains sollen den Anschein erwecken, es handele sich um Unternehmen aus Deutschland. Tatsächlich aber ist und bleibt völlig unklar, wo genau der jeweilige Anbieter seinen Sitz hat. Und das ist auch so gewollt.
Künstliche Intelligenz
Perfekte Täuschung: Wie KI die Modewelt erobert
Denn die angebotenen Produkte sind oft von schlechter Qualität und erfüllen nicht die Erwartungen der Käuferinnen und Käufer, warnt die Verbraucherzentrale. Rücksendungen seien kompliziert und teuer, da die Waren in dem meisten Fällen auf Kosten der Käuferinnen oder Käufer nach China zurückgeschickt werden müssten und der Kontakt zum Anbieter darüber hinaus schwierig sei.
Mit diesen Tipps erst gar nicht in die Falle tappen
Um gar nicht erst in diese Verlegenheit zu kommen, raten die Verbraucherschützer:
- Emotional gehaltene Social-Media-Anzeigen, die zu schnellen Käufen verleiten wollen, links liegen lassen.
- Immer prüfen und wissen, bei wem genau und wo man bestellt.
- Unbedingt auch Shops mit vermeintlich deutschem Namen und .de-Domain checken.
- Dazu sind das Impressum und die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) Pflichtlektüre.
- Bei fehlenden oder unvollständigen Kontaktangaben des Shops oder bei unklaren Rückgabebedingungen gar nicht erst bestellen.
- Problematische Onlineshops mit Sitz in Asien, die von Kundinnen und Kunden gemeldet worden sind, nimmt die Verbraucherzentrale Hamburg in eine Online-Warnliste auf (https://www.vzhh.de/china-shops).
Gut gefälscht: Vorsicht bei Rechnungen von Host-Europe
Vor falschen Rechnungen müssen sich derzeit Kundinnen und Kunden des Webhosting-Anbieters Host Europe vorsehen. Schon seit einigen Wochen landeten die gefälschten Nachrichten massenhaft in Postfächern und sehen echten Rechnungen des Unternehmens täuschend ähnlich, warnt das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen.
Was den Phishing-Angriff noch gefährlicher macht: In den Rechnungen tauchen teils echte Daten der jeweiligen Kundin oder des jeweiligen Kunden auf. Die Herkunft dieser Daten ist laut LKA derzeit noch ungeklärt.
Es geht - wie so oft - um Kreditkartendaten
Ziel der Angreifer ist es, Kundinnen und Kunden zu täuschen und ihre Zahlungsdaten abzufischen. Deshalb sollte man nicht vorschnell auf den Zahlungslink klicken, der sich in der Mail findet, sondern die Mail sorgfältig prüfen.
Ein Hinweis darauf, dass es sich bei der Rechnungsmail um eine Fälschung handelt, kann die Absender-E-Mail-Adresse sein. Ein anderer Hinweis ist die von den Angreifern derzeit durchgängig genutzte Rechnungsnummer 44250304.
Da sich Rechnungsnummer und Absender-Mailadresse aber jederzeit ändern lassen, sollte man sich im Zweifel besser direkt bei Host Europe rückversichern, ob wirklich eine Rechnung ausgestellt worden ist. Etwa indem man sich auf der echten Website des Unternehmens (https://www.hosteurope.de/) im Kundenbereich anmeldet.
Wer dem Link in einer betrügerischen Rechnungsmail gefolgt ist und dort tatsächlich etwa Kreditkartendaten angegeben hat, sollte seine Zahlungsdaten sofort bei Host Europe ändern und den Support des Unternehmens kontaktieren, rät das LKA.
Phishing bei der Bank melden und Anzeige erstatten
Auch die eigene Bank muss dann informiert, gegebenenfalls die Kreditkarte gesperrt werden. Zudem ist eine Anzeige bei der örtlichen Polizei oder der zuständigen Onlinewache geboten. (dpa/tmn)