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Flugzeug an B73 tagelang im Tiefflug – Das steckt dahinter

Mit diesem Flugzeug ist die Hansa Luftbild AG im Auftrag von Amprion unterwegs. Foto: Hansa Luftbild AG

Mit diesem Flugzeug ist die Hansa Luftbild AG im Auftrag von Amprion unterwegs. Foto: Hansa Luftbild AG

In dieser Woche dürften sich viele Autofahrer und Anwohner im Landkreis wundern: Am Himmel gibt es ein Kleinflugzeug im Tiefflug. Das hat seinen Grund.

Montag, 24.07.2023, 08:14 Uhr

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Von Maren Reese-Winne

Eine der leistungsfähigsten Stromleitungen Deutschlands soll einmal durch Nordkehdingen verlaufen. Doch auf der Suche nach der richtigen Trasse finden nun erst einmal Erkundungsflüge statt, die diesmal noch einen ganz anderen Zweck haben.

Hier soll  in vielleicht zehn Jahren einmal klimafreundlich an der Küste gewonnener Strom nach Nordrhein-Westfalen fließen: "Korridor B" heißt das Projekt und der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat die Aufgabe übertragen bekommen, für den Verlauf der Erdkabelverbindung den besten Trassenverlauf zu ergründen. Dafür sind verschiedene Alternativen im Gespräch.

Die Amprion-Trasse ist eine von zwei unterirdischen Stromleitungen, die durch den Landkreis Stade laufen sollen; die zweite ist von Tennet und wird schon früher fertig.

Stromtrasse: Erkundungsflüge in geringer Höhe über dem Landkreis Stade

Die Amprion-Trasse führt an Oederquart, Kajedeich und Isensee vorbei Richtung Oste und zwischen Hemmoor und Wingst weiter durch den Kreis Cuxhaven. „Korridor B“ soll frühestens ab 2030 Strom aus Windkraft- und Solaranlagen im Norden zu Großabnehmern in den Ruhrpott transportieren. Das Projekt verteilt sich auf zwei Trassen: Die eine ist rund 270 Kilometer lang und führt von Wilhelmshaven nach Hamm, die andere ist rund 440 Kilometer lang und führt von Heide in Schleswig-Holstein nach Polsum in Nordrhein-Westfalen. Die neue Gleichstrom-Verbindung wird über vier Bundesländer und durch etwa 35 Landkreise laufen.

Im Rahmen des Projekts startet diese Woche die zweite Befliegung der Trassenkorridore mit einem niedrig fliegenden Kleinflugzeug, kündigte Projektsprecher Oliver Smith an. Verbunden sei dies mit einer archäologischen Erkundung.

Ziel sei es, hochgenaue Bildaufnahmen der Trassenkorridore zu erhalten, erläutert das Unternehmen in einer Mitteilung. Mit Hilfe der Luftbilder könnten aber auch potenzielle archäologische Fundstellen wie alte Graben- oder Siedlungsstrukturen entdeckt und ohne Eingriff dokumentiert werden.

Flugzeug an B73 fliegt in 1155 Metern Höhe

Die Hansa Luft Bild AG aus dem nordrhein-westfälischen Münster wird für bis zu sieben Flugtage im Korridor-B-Projektgebiet mit einem zweimotorigen Kleinflugzeug in einer Höhe von rund 1155 Metern unterwegs sein.

Geflogen werden kann nur bei geeignetem Wetter. So darf die Bildqualität nicht durch Wolken, Wolkenschatten, Nebel oder Dunst beeinträchtigt sein. Das Befliegungsgebiet muss zudem frei von Hochwasser und großflächigem Rauch sein.

Aus der Luft untersuchen Fachleute den Planungsraum von Korridor B - hier an der Elbe - auf mögliche archäologische Zeugnisse. Foto: Amprion

Aus der Luft untersuchen Fachleute den Planungsraum von Korridor B - hier an der Elbe - auf mögliche archäologische Zeugnisse. Foto: Amprion

Entschädigungen für Bauern während der Bauarbeiten

Die Trassen sind rund 1000 Meter breit, in diesem Bereich wird später der genaue Streckenverlauf festgezurrt. Innerhalb eines 40 Meter breiten Arbeitsstreifens werden die Leitungen in einer Tiefe von 1,40 bis 1,80 Metern verlegt.

Es werden zwei Erdkabel verlegt. Außerdem sollen gleich drei Leerrohre für spätere Erweiterungen eingelassen werden. Es werde für die Trasse einen rund 30 Meter breiten Schutzstreifen geben. Hier wird dann keine Bebauung mehr möglich sein, „es dürfen keine Gebäude errichtet werden und es dürfen dort keine tiefwurzelnden Bäume sein“, so Zettel. Die Fläche könne aber weiterhin als Ackerfläche oder Weide genutzt werden. Es gebe keine Vorgaben für die Abstände der Trasse zur Wohnbebauung, so Amprion-Sprecher Florian Zettel.

Um Widerstände möglichst gering zu halten, werde beim Trassenverlauf grundsätzlich Wohnbebauung gemieden. „In der Regel geht es durch landwirtschaftlich genutzte Flächen.“ Landwirte, die während der Bauarbeiten Ertragseinbußen erlitten, könnten dafür Entschädigungen erhalten.

Verlauf der Amprion Nord-Süd-Stromtrasse in Kehdingen: Die kräftig pinkfarbene Trasse ist die Vorzugsvariante, die in Blassrosa die Alternative.

Verlauf der Amprion Nord-Süd-Stromtrasse in Kehdingen: Die kräftig pinkfarbene Trasse ist die Vorzugsvariante, die in Blassrosa die Alternative.

Die Amprion GmbH ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland und betreibt nach eigenen Angaben ein bislang  11.000 Kilometer langes Höchstspannungsnetz zum Stromtransport in einem Gebiet von der Nordsee bis zu den Alpen.

Weitere Informationen zum Projekt und zu den Trassenkorridoren gibt es unter www.korridor-b.net(mr/tip)

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