Gas-Umlagen fallen weg: Was das für Kunden von EWE und Stadtwerken bedeutet

Das Energieversorgungsunternehmen EWE will seine Preise senken. Foto: picture alliance/dpa
Die geplante Absenkung von Umlagen bei Erdgas führt zu einer Entlastung von Kunden. Die regionalen Versorger müssen diese Preissenkung weitergeben. So viel Geld könnten Haushalte sparen.
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Von Leandra Hanke
Die für das deutsche Gasmarktgebiet verantwortliche Trading Hub Europe (THE) senkt ab dem 1. Oktober die Regelenergie-Umlage (SLP Bilanzkreisumlage) und die Konvertierungsumlage auf jeweils null Cent/kWh.
Beide Umlagen fallen damit weg. In der Grundversorgung ist es gesetzlich geregelt, dass Energieunternehmen die Senkung von Kosten an ihre Kunden und Kundinnen weitergeben müssen. Die regionalen Versorger wie EWE müssen den Wegfall der Umlagen also in ihrer Preiskalkulation berücksichtigen.
Senkung wird ab 1. Januar berücksichtigt
„Unsere Kunden werden davon profitieren, allerdings ist das nicht pauschal zu einem Stichtag möglich“, teilt EWE-Sprecher Dietmar Bücker auf Nachfrage mit. EWE wird in dem gewohnten Rhythmus, zum 1. Januar 2024, wieder die Preise anpassen. Kunden können also vorher noch nicht mit einer Entlastung rechnen. Um wie viel Cent oder Prozent sich zum Jahreswechsel der Gaspreis ändert, dazu konnte das Unternehmen noch keine Angaben machen.
Derzeit liegt der durchschnittliche Gaspreis pro Kilowattstunde für einen Haushalt im Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh bei 12,5 Cent/kWh (brutto). Damit entstehen jährliche Kosten von 2500 Euro. Durch die Senkung der Umlagen sinkt der Durchschnittspreis laut Vergleichsportal Verivox um 5 Prozent auf 11,85 Cent/kWh, was eine Ersparnis von 130 Euro ausmachen würde.
Gaspreis hängt von vielen Faktoren ab
Der Gaspreis setzt sich jedoch aus vielen Faktoren zusammen, wie den Beschaffungskosten, den Netznutzungsentgelten, Steuern, Abgaben und Umlagen. Die CO2-Steuer, die ab 2024 wieder gelten könnte, die Höhe der Mehrwertsteuer oder die Konzessionsabgabe sind Faktoren, die die Senkung der Umlage laut Dittmer wieder ausgleichen könnten. Informationen darüber, wie hoch diese Kosten ausfallen, liegen dem Unternehmen noch nicht vor.
Sicher ist, dass EWE wieder zum 1. Januar seine Preise anpasst. Dass die geringeren Kosten durch den Wegfall der Umlagen nicht direkt weitergeben werden, liegt auch daran, dass der Versorger seine Energie zu unterschiedlichen Zeiten und zu unterschiedlichen Mengen einkauft.
„Stadtwerke oder EWE müssen ganz anders planen, um ihre Kunden sicher versorgen zu können. Das, was sie derzeit anbieten, haben sie schon 2022 oder sogar 2021 eingekauft, als die Preise auf Rekordniveau lagen“, erklärt Energieberaterin Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen.
„Preiskalkulation ein Stück weit intransparent“
Bei einem Wechsel des Anbieters profitiere man als Neukunde davon, dass Unternehmen ihre Gasmengen aktuell einkaufen, erklärt Energieberaterin Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen. Daher können sie günstigere Tarife anbieten. Die Grundversorger hingegen haben eine andere Preispolitik und Mischkalkulation. „Diese ist aber auch ein Stück weit intransparent“, kritisiert Ewen. „Man kann nicht beurteilen, ob sie Gewinne aus der Senkung schlagen, dafür müsste man wissen, wann und zu welchen Preisen sie ihre Mengen an Gas beschafft haben.“
Im bundesweiten Preisvergleich schneiden die Grundversorger in der Region verhältnismäßig gut ab. „EWE bietet auch wieder sogenannte Sonderverträge an. Kunden in der Grundversorgung sollten prüfen, ob sie innerhalb ihres Versorgers zu einem günstigeren Tarif wechseln können“, empfiehlt Ewen.
- Zusatzinfo: EWE kündigt Senkung des Strompreises in Grundversorgung anEWE hat einen niedrigeren Strompreis in der Grundversorgung angekündigt. Betroffen sind mehr als 300.000 Kunden. Zum 1. Oktober soll der Arbeitspreis um rund sechs Prozent auf etwa 37 Cent pro Kilowattstunde brutto fallen. Damit spart ein Durchschnittshaushalt rund 60 Euro im Jahr. Der vom Verbrauch unabhängige jährliche Grundpreis bleibt gleich. EWE hatte in diesem Jahr im April und Juli die Preise für Strom und Gas in der Grundversorgung gesenkt.
Heizungsbauer-Verband: Kunden setzen wieder häufiger auf Gas
Dem Fachverband SHK Niedersachsen zufolge werden zurzeit in Niedersachsen wieder mehr Heizungen eingebaut, die mit fossilen Energieträgern betrieben werden. Die Angst vor einer Gas-Mangellage sei bei den Kundinnen und Kunden nicht mehr so ausgeprägt wie im vergangenen Winter, teilte der Verband mit. Deshalb entschieden sich Kunden wieder häufiger für Geräte, die Gas verbrennen: Gasbrennwertthermen und Kombithermen. Nach wie vor gebe es einen hohen Bestand an Aufträgen. Genaue Zahlen nannte der Verband, dem rund 50 Innungen angehören, nicht.
Auch funktionsfähige Gasbrennwert-Thermen ließen manche Kunden austauschen, um einem Defekt zuvorzukommen, teilte der Verband mit. Es bestehe bei den Kunden Unsicherheit darüber, ob ein solches defektes Gerät zu einem späteren Zeitpunkt noch ersetzt werden dürfe. Damit bezieht sich der Verband auf das Gebäudeenergiegesetz (GEG), kurz Heizungsgesetz, um das monatelang gestritten wurde.
Bundestag will umstrittenes Heizungsgesetz verabschieden
Das GEG soll an diesem Freitag beschlossen werden. Unter anderem sieht es vor, dass künftig nur Heizungen neu eingebaut werden dürfen, die auf die Dauer zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden können. Die Regel soll von 2024 an erst einmal nur für Neubaugebiete gelten. Für bestehende Heizungen soll es der Bundesregierung zufolge keine sofortige Austauschpflicht geben.
In Niedersachsen bauen Installateurinnen und Installateure zurzeit viele Wärmepumpen ein, teilt der Verband mit. Mit Wärmepumpen kann deutlich klimafreundlicher geheizt werden. Es handle sich jedoch um eher ältere Aufträge, die erst jetzt abgearbeitet werden könnten, weil die Lieferzeiten für die Geräte hoch seien. „Neue Aufträge für den Einbau von Wärmepumpen sind leicht rückläufig“, heißt es vom Verband.
In Bremen gehen bei den Heizungsbauern zurzeit deutlich weniger Aufträge ein, auch wenn es unverändert viele Anfragen gebe, teilte die Innung SHK Bremen mit. Die Kunden warteten der Einschätzung nach auf den Beschluss des GEG. „Wir gehen davon aus, dass das die Ruhe vor dem Sturm ist“, sagte der Obermeister der Innung, Steffen Röhrs. Sobald das Gesetz beschlossen sei und es Klarheit über die Förderung gebe, rechnet die Innung mit vielen neuen Aufträgen.
Weiterhin lange Wartezeiten auf Wärmepumpen
Die Wartezeiten für Wärmepumpen für Bestandsgebäude sind der Innung zufolge in Deutschland weiter hoch. Acht bis zwölf Monate lange müsse man sich gegenwärtig gedulden. Wärmepumpen für Neubauten seien dagegen innerhalb weniger Tage lieferbar. Röhrs geht davon aus, dass nächstes Jahr die Hersteller die Geräte allgemein schneller liefern können. Dann sei ein Engpass bei der Montage möglich. Die Installation einer Wärmepumpe dauere schließlich in etwa drei Tage länger als die einer Gasheizung.
Auch in Bremen sei wie in Niedersachsen derzeit bemerkbar, dass Kunden sich vermehrt für Gasheizungen entschieden, teilte Röhrs auf Nachfrage mit. Das habe vor allem den Mietbereich betroffen. Bei Einfamilienhäusern sei dieser Zulauf dagegen nicht überdurchschnittlich beobachtet worden. (mit dpa)