Geest-Dörfer schnacken jetzt über eine eigene App

In unterschiedlichen Kategorien können sich Bürger und Vereine direkt im „DorfFunk“ austauschen. Foto: Ahrens
Der „Schnack am Gartenzaun“ ist spätestens seit Corona eingeschlafen. Das wollen einige Dörfer auf der Geest ändern - und gehen mit einer eigenen App für ihre Orte an den Start. Das kann der „DorfFunk“.
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Hermann Ropers wischt mit seinem Zeigefinger über das Display seines Handys. Er springt von einer Esszimmerlampe, die angeboten wird, zur Vereinsmeisterschaft im Doppelkopf in Aspe. Dann öffnet er den nächsten Punkt in der App „DorfFunk“: Jemand ist auf der Suche nach seiner Katze. Dorfmoderator Hermann Ropers von der Verbunddorfentwicklung Kutenholz-Brest kennt die neue Plattform auf seinem Handy schon in- und auswendig. Jetzt ist die „DorfFunk“-App auch für die gesamte Samtgemeinde Fredenbeck und Gemeinde Brest frei zugänglich.
Schon seit 2021 beschäftigt sich die Verbunddorfentwicklung Kutenholz-Brest mit unterschiedlichen digitalen Diensten, die für die Dörfer infrage kämen. Sie holten die Politik und damit Unterstützung für die Finanzierung ins Boot. Doch dann kam es anders. Zur Freude der Gemeindekassen.
Das Land Niedersachsen rollte im Sommer das Projekt „Digitale Dörfer“ aus. Nach einem Förderantrag bekommt so jedes Dorf die Möglichkeit, kostenlos für eine Testphase von drei Jahren in das Projekt einzusteigen - und sich bei der „DorfFunk“-App zu registrieren.
„Wir wollen so die Kommunikation unter den Dörfern verbessern“, sagt Herrmann Ropers stellvertretend für die Verbunddorfentwicklung. Durch die geleistete Vorarbeit konnten die Dörfer der Samtgemeinde Fredenbeck und Brest sofort einsteigen. Ab sofort kann sich dort ausgetauscht oder „geschnackt“ werden, wie auf dem Dorf gesagt wird. „Wir wollen den Gartenzaun damit nicht abschaffen, aber ihn verlängern“, erklärt Hermann Ropers die Idee.
So funktioniert die App
Im App- oder Google-Play-Store kann sich jeder „DorfFunk“ herunterladen. Die App wurde vom Fraunhofer-Institut entwickelt und verspricht besonders hohe datenschutzrechtliche Standards.
Nach einer einfachen Registrierung mit Name, E-Mail und Passwort kann es losgehen. Die Nutzer können ihre Heimatgemeinde auswählen. Besonders nützlich: Die App bietet die Möglichkeit, einen Radius einzustellen. So werden nicht nur Nachrichten aus dem eigenen Dorf, sondern auch aus umliegenden Orten angezeigt.

Liane Knabbe und Hermann Ropers durchforsten die neue App „DorfFunk“. Foto: Ahrens
Anschließend kann losgefunkt werden. Die Nutzer sind für andere nur mit Vornamen und Initial des Nachnamens erkennbar. Sie scheinen auf den ersten Blick in der Anzahl zwar noch recht überschaubar - aber Hermann Ropers berichtet schon kurz nach dem Start des Projekts von großer Hilfsbereitschaft. „Vor kurzem wurde eine Fahrkarte gefunden - und ruck zuck war sie wieder beim Besitzer.“
Das bietet „DorfFunk“ den Nutzern
Über die App erfahren die Bürger der Gemeinden schnell von Infos aus dem Fredenbecker Rathaus, können ihre Hilfe anbieten, Gesuche einstellen oder zwanglos miteinander plauschen. Wer sich als Reporter oder Reporterin registriert, kann offiziell Veranstaltungen und Informationen von Vereinen, Organisationen, Kirchen und Kommunen einstellen. Davon abgesehen ist die Plattform nicht kommerziell und werbefrei. In öffentlichen und geschlossenen Gruppen können Nutzer außerdem über spezielle Themen diskutieren.
Wer Fragen zur App, der Registrierung oder dem Auftreten als Verein darin hat, kann sich im Rathaus an Liane Knabbe wenden. Das gilt auch für andere Orte, die „DorfFunk“ im Rahmen der „Digitalen Dörfer“ nutzen wollen. „Bis 2025 gibt es noch die Chance, es kostenlos zu testen“, wirbt Knabbe für die Ausdehnung des Projekts.
Im Rahmen der „Digitalen Dörfer Niedersachsen“ feilt die Gruppe der Ehrenamtlichen schon am nächsten Projekt: In einem digitalen Schaukasten, der an besonders besuchten Orten in der Öffentlichkeit hängt, sollen dann auch Bürger ohne mobiles Endgerät mit Neuigkeiten aus dem Dorf versorgt werden.
Kontakt bei Fragen
Liane Knabbe ist im Rathaus unter 04149/91103 und lknabbe@fredenbeck.de erreichbar.