Geld soll binnen Sekunden da sein

Eine Frau nutzt auf ihrem Smartphone eine App, um im Online-Banking eine SEPA-Überweisung zu veranlassen (gestellte Szene). Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Nur elf Prozent der Bankkunden nutzen online Sofortüberweisungen. Das will die EU jetzt ändern. Wie der Zahlungsverkehr beschleunigt werden soll.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Von Gregor Mayntz, Büro Brüssel
Mit einer neuen Verordnung will die EU-Kommission die Geldflüsse in Europa deutlich beschleunigen. Obwohl Sofortüberweisungen Vorteile für Bürger und Wirtschaft hätten, würden sie nach Statistiken der Kommission derzeit nur bei elf Prozent aller Überweisungen in Euro genutzt. Die Zahl jener Zahlungsdienstleister, die derartige Instant Payments anbieten, wachse viel zu langsam, heißt es zur Begründung eines Kommissionsvorschlags, der an diesem Mittwoch vorgestellt werden soll. Damit soll das Angebot für alle einschlägigen Dienstleister verpflichtend werden.
Überweisung binnen weniger Sekunden
Bankkunden werden sich zwar weiterhin noch frei entscheiden können, ob sie den herkömmlichen Weg mit den gewohnten Überweisungen wählen, die insbesondere am Wochenende auch schon mal ein paar Tage benötigen, bis das Geld beim Empfänger eingegangen ist, oder ob sie den Sofortbutton drücken. Dann ist das Geld nach den Plänen der Kommission zumindest in Europa spätestens nach ein paar Sekunden angekommen, und zwar tagsüber wie nachts und wochentags wie feiertags rund um die Uhr das ganze Jahr über.
Um die Nutzung schmackhaft zu machen, sollen die jetzt noch üblichen Zusatzgebühren für den Schnellservice den für gewöhnliche Überweisungen nicht übersteigen. Und es sollen auch zwei weitere Mechanismen eingebaut werden. Der eine bezieht sich auf einen Schnellcheck von Name und Kontonummer. So soll das System Zahlendreher und irrtümliche Falschangaben sofort identifizieren. Oft wird dies als Hindernis für die Verwendung angesehen: Kunden fürchten, sich zu verschreiben und das Geld an die Falschen geschickt zu haben.
Sanktionierte Personen präziser herausfischen
Auf der anderen Seite sollen die Banken die Überprüfung sanktionierter Sender und Empfänger perfektionieren, sie täglich angleichen und die derzeit noch übliche Vielzahl automatischer Kontrollen durch präziseres Herausfischen betroffener Personen ersetzen.
Das Vorhaben muss nun noch das EU-Parlament und den EU-Rat überzeugen. Im parlamentarischen Raum gab es eine erste positive Reaktion: Der EVP-Wirtschaftsexperte Markus Ferber (CSU) begrüßte es, wenn Zahlungsabwicklungen in Echtzeit zum neuen Standard in der EU werden. „Mit Instant Payment kommt der europäische Zahlungsverkehr im 21. Jahrhundert an“, sagte Ferber unserer Zeitung. Es müsse allerdings sichergestellt sein, dass Verbraucher dabei die gleichen Schutzstandards genießen wie bei regulären Sepa-Zahlungen. (NZ/set)