Gislason vor Duell mit Österreich: „Geht mich gar nichts an“

Österreich setzte sich mit 30:29 gegen Ungarn durch. Foto: Tom Weller/dpa
Spiele gegen Österreich sind für Deutschland immer brisant. Der vermeintliche Underdog aus der Alpenrepublik gehört zu den EM-Überraschungen – und wird so für die DHB-Auswahl gefährlich.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Köln. Das prickelnde Prestigeduell der deutschen Handballer mit Österreich lässt Bundestrainer Alfred Gislason kalt.
„Es macht mir keine Sorgen, dass Deutschland und Österreich sportliche Probleme miteinander haben. Das geht mich gar nichts an“, sagte der Isländer und stellte klar: „Ich will einfach nur Spiele gewinnen“.
Gegen Deutschlands Nachbarn erwartet der 64-Jährige ein ähnlich umkämpftes Spiel wie gegen Island. Gislasons Heimatland musste sich der DHB-Auswahl nach 60 Minuten Kampf nur knapp 24:26 geschlagen geben. „Jedes Spiel ist ein Endspiel und es fängt von vorn an. Die Partie wird genauso schwierig“, prognostizierte Gislason vor dem Spiel am Samstag (20.30 Uhr/ARD und Dyn).
Dahmke: „Der Druck ist klar bei uns“
Für Gislason gehört die ÖHB-Auswahl zu den bisherigen Überraschungsteams bei dieser EM. „Die haben Spanien in der Vorrunde nach Hause geschickt und rund um Mykola Bilyk und Lukas Hutecek haben sie eine starke und erfahrene Mannschaft“, lobte der DHB-Coach und befand: „Eine Niederlage gegen Österreich und der Traum vom Halbfinale wäre vorbei.“
Linksaußen Rune Dahmke sieht den nächsten, bislang ungeschlagenen Gegner „auf einem absoluten Hoch“. „Die schreiben jede Minute, die sie auf dem Spielfeld hier verbringen, Handballgeschichte für Österreich. Die haben gar nichts zu verlieren. Das ist eine gefährliche Ausgangssituation und der Druck ist klar bei uns“, analysierte der Kieler.
Mit zwei Punkten steht das DHB-Team in der Sechser-Gruppe aktuell auf Rang vier. Nur die zwei Gruppenbesten qualifizieren sich für die Vorschlussrunde.
Handball-Boom beflügelt Österreich: Keine Ehrfurcht vor Deutschland
Für Österreichs Handballer ist die EM schon jetzt ein kleines Wintermärchen. „Wir sind in der Hauptrunde mit drei Punkten auf Platz zwei. Das kannst du doch keinem erzählen“, sagte Trainer Pajovic völlig ungläubig. Die ÖHB-Auswahl stotzt vor Selbstvertrauen. „Wir erstarren nicht vor Ehrfurcht“, kündigte Außenspieler Robert Weber angriffslustig an. Das DHB-Team ist gewarnt.
Österreich befindet sich im Freudentaumel und erlebt einen noch nie da gewesenen Handball-Boom. „Wir sind bei jeder Zeitung auf der Titelseite“, berichtete Kreisläufer Tobias Wagner am Donnerstag nach dem 30:29 gegen die zuvor ungeschlagenen Ungarn und äußerte einen Wunsch: „Ich hoffe, dass wir diese Welle mitnehmen können und von einer Randsportart immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses rücken.“
Taktik-Analyse
T Handball-EM: Was Deutschland zur absoluten Weltspitze fehlt
Das ORF änderte nach dem sensationellen Erfolgslauf in der Vorrunde sein Programm und überträgt nun alle vier Hauptrundenspiele. „Wir bekommen die Euphorie in der Heimat mit. Das ist sehr erfreulich für uns, denn Handball ist kein großer Sport in Österreich“, sagte Rückraum-Ass Mykola Bilyk.
Der Handball-Zwerg hat sich zum ernst zu nehmenden Kontrahenten gemausert. Die Chancen, nach Platz acht (2020) und Platz neun (2010) zum dritten Mal eine EM in den Top 10 zu beenden, sind groß. Sogar das beste Ergebnis der Geschichte ist in Reichweite. „Wir gehen jetzt in jedes Spiel und wollen zwei Punkte, egal, wie der Gegner heißt“, sagte Torwart Constantin Möstl und schickte damit eine klare Ansage an Deutschland.
Während die Mannschaft von Alfred Gislason unter Druck steht, hat Österreich schon alle Erwartungen übertroffen und kann frei aufspielen. „Ich habe meiner Familie schon zuvor gesagt, holt euch Tickets und fliegt nach Köln. Das ist eines der größten Spiele, die man erleben kann. Mein Sohn muss das sehen“, äußerte der frühere Magdeburger Profi Weber.