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Flugzeugbau

Habeck zum Antrittsbesuch bei Airbus: Beim Wasserstoffflieger drängt die Zeit

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne, rechts) mit Guillaume Faury, Vorstandsvorsitzender von Airbus, nach seiner Besichtigung des Werks in Hamburg-Finkenwerder. Foto: Marcus Brandt/dpa

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne, rechts) mit Guillaume Faury, Vorstandsvorsitzender von Airbus, nach seiner Besichtigung des Werks in Hamburg-Finkenwerder. Foto: Marcus Brandt/dpa

Ein Versprechen und nur ein mahnender Zeigefinger: Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hat das Airbus-Werk in Finkenwerder besucht und Konzernchef Guillaume Faury getroffen. Beide Seiten waren hinterher sehr zufrieden. Das Flugzeug der Zukunft soll schnell kommen.

Dienstag, 18.01.2022, 17:35 Uhr

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Im Kampf gegen den Klimawandel sieht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) großen Zeitdruck beim Aufbau eines funktionierenden Wasserstoffmarktes. Nicht nur das klimaneutrale Fliegen der Zukunft habe einen großen Wasserstoffbedarf, sondern auch die Wärmeversorgung und die Industrie, sagte Habeck am Dienstag bei seinem Antrittsbesuch beim Flugzeugbauer Airbus in Hamburg. Er sprach von gigantischen Dimensionen. „Da darf kein Tag verschwendet werden.“

Airbus-Chef Guillaume Faury sagte an die Adresse Habecks: „Wir begrüßen die von Ihnen verfolgte Politik. Wir wissen, dass das Thema Dekarbonisierung und Klimawandel ganz oben auf Ihrer Agenda steht, das gilt auch für Airbus.“ Airbus plant, bis 2035 ein marktreifes Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb auf den Markt zu bringen. Maßgebliche Forschungsarbeiten dafür laufen auch im benachbarten Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) in Finkenwerder.

Habeck bei Airbus: Großer Zeitdruck beim Aufbau eines Wasserstoffmarktes

Der Anschub des Markthochlaufs für klimaneutrale Kraftstoffe wie „grüner“ Wasserstoff sei eine „politische Aufgabe, die organisiert werden muss – den Wasserstoffmarkt herzustellen und mit Ländern, die große Produktionskapazitäten haben, in Verbindung zu treten so dass dann auch in einem einheitlichen, am Ende ja dann globalen Markt die Verfügbarkeit gesichert ist“, sagte Habeck. Wenn es noch ein paar Jahre dauere, das klimaneutrale Flugzeug zu entwickeln und dann vielleicht noch einmal zehn Jahre, es marktreif zu machen, „dann weiß man, dass politisch die Uhr jetzt tickt“.

Habeck kündigte zudem an, er wolle Förderungen auf den Prüfstand stellen. „Wir werden sicher noch einmal schauen müssen, ob die Eichung der Förderprogramme so zielgenau ist, dass die Förderung mit dem Tempo der Dynamik Schritt hält und wir nicht in Europa zurückfallen“, sagte er. „Den technischen Vorsprung, den Airbus gewonnen hat, den gilt es eindeutig zu halten.“

Einen mahnenden Zeigefinger konnte sich der Grünen-Minister zum Schluss jedoch nicht verkneifen und sagte: „Nicht jede kurze Distanz muss geflogen werden. Bei aller Begeisterung für Technik und für das klimaneutrale Fliegen der Zukunft: Radfahren macht auch Spaß.“

Habeck: „Ich habe auch ein prall gefülltes Aufgabenbuch mitgenommen“

Lob gab es zuvor auch im Hamburger Rathaus. Dort traf Habeck Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Es sei um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft, um die hohen Energiepreise und um den Klimawandel gegangen, sagte der Vizekanzler. „Und wir sprachen dann über die klima- und energiepolitischen Vorstellungen der Stadt Hamburg, die ja sehr ambitioniert sind mit der Wärmewende und dem Kohleausstieg für die Wärme in 2030.“

Diese Projekte habe er bereits als schleswig-holsteinischer Energieminister verfolgt. „Ich habe auch ein prall gefülltes Aufgabenbuch mitgenommen, was sowohl die Umsetzung von neuen Förderrichtlinien beispielsweise für die Einspeisung von industrieller Wärme in die Wärmenetze, aber auch, was die Stärkung des Industriestandorts Deutschland im internationalen Wettbewerb angeht.“

Hamburg sieht sich als Vorreiter bei „grünem“ Wasserstoff

Hamburg hat einen eigenen klimapolitischen Fahrplan gesetzlich fixiert. Damit soll bis 2030 eine Verringerung der CO2-Emissionen um 55 Prozent und bis 2050 Klimaneutralität erreicht werden. Intern haben sich die Koalitionspartner SPD und Grüne aber schon darauf verständigt, die Anstrengungen zu verstärken und die Emissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent zu reduzieren. Erreicht werden sollen die Ziele beispielsweise über Pflichten in Bezug auf die Nutzung von erneuerbare Energien und über eine massive Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs.

Als Vorreiter sieht sich die Hansestadt auch bei der Produktion und Nutzung von Wasserstoff. Beispielsweise sollen die größten Industriebetriebe im Hafengebiet bis 2030 über ein eigenes Netz mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff versorgt werden. (dpa) 

Robert Habeck im Cockpit eines Airbus. Foto: Marcus Brandt/dpa

Robert Habeck im Cockpit eines Airbus. Foto: Marcus Brandt/dpa

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