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Zweite Liga

Hannover nutzt erneut Beinahe-Abbruch zum Sieg – Jetzt vor dem HSV

Fans bemalen nach dem Schlusspfiff ein Plakat mit dem Konterfei von 96-Geschäftsführer Martin Kind mit einem Fadenkreuz.

Fans bemalen nach dem Schlusspfiff ein Plakat mit dem Konterfei von 96-Geschäftsführer Martin Kind mit einem Fadenkreuz. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die Unruhe ist groß bei Hannover 96, aber die Mannschaft lässt sich davon nicht beeindrucken. Im Topspiel gegen Fürth gibt es den vierten Sieg in Serie. Fan-Proteste sorgen für lange Unterbrechungen.

Von dpa Freitag, 16.02.2024, 22:00 Uhr

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Hannover. Mitten in der großen Auseinandersetzung um den Mehrheitsgesellschafter Martin Kind hat Hannover 96 auch das Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga gewonnen und seine Erfolgsserie im neuen Jahr weiter fortgesetzt.

Nach einer mehr als 20-minütigen Spielunterbrechung wegen erneuter Fan-Proteste gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga schlugen die 96er die SpVgg Greuther Fürth mit 2:1 (0:1) und verbesserten sich dadurch vorerst auf den Relegationsplatz.

Vor 31.500 Zuschauern brachte Armindo Sieb die Fürther in der 29. Minute in Führung. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde die Partie dann unterbrochen, weil Hannover-Fans mehrfach Tennisbälle auf das Spielfeld warfen. Diese Pause half nur dem eigenen Team, denn nach dem Wiederanpfiff erzielten Phil Neumann (71.) und Nicolo Tresoldi (90.+1) noch zwei Tore für die nun deutlich druckvolleren 96er. Das Team des langjährigen Fürther Trainers Stefan Leitl hat jetzt vier Spiele nacheinander gewonnen und ist wieder ein ernst zu nehmender Aufstiegskandidat.

Hannover setzte sich nach Rückstand noch gegen Fürth durch.

Hannover setzte sich nach Rückstand noch gegen Fürth durch. Foto: Swen Pförtner/dpa

Zerwürfnis zwischen Martin Kind und e.V.-Spitze

Zu dem Fan-Protest gegen den geplanten Investoren-Deal der DFL kommt in Hannover immer noch das Zerwürfnis zwischen Martin Kind als Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Gesellschaft und der Führung des Muttervereins Hannover 96 e.V. hinzu. Noch eine Woche zuvor wäre es beim 4:3-Sieg beim Hamburger SV beinahe zu einem Spielabbruch gekommen, weil Hannover-Anhänger im Fanblock ein Plakat mit einem Fadenkreuz und dem Gesicht von Kind hochgehalten hatten.

Während des Fürth-Spiels gab es im 96-Fanblock die üblichen Sprechchöre („Kind muss weg“) und erneut Fadenkreuz-Plakate: Zunächst zeigte ein Banner aber nicht den 96-Boss, sondern den Zauberer Harry Potter aus den Romanen von Joanne K. Rowling. Nach Spielschluss wurde dann erneut Kind ins Fadenkreuz gesetzt.

Hannover-Fans halten ein Fadenkreuz-Plakat mit dem Gesicht des Film-Zauberers Harry Potter hoch.

Hannover-Fans halten ein Fadenkreuz-Plakat mit dem Gesicht des Film-Zauberers Harry Potter hoch. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die e.V.-Spitze hatte erst am Vortag des Fürth-Spiels massive Kritik an Kind und der DFL geübt und das Thema dadurch weiter angeheizt. Ihr Vorwurf ist, dass der Hörgeräte-Unternehmer bei der Mitgliederversammlung der DFL im Dezember heimlich für den Investoren-Einstieg gestimmt und dem Vorhaben dadurch überhaupt erst zu der nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit verholfen habe. Kind verweigerte dazu auch am Freitag eine Auskunft und verweist auf den geheimen Charakter der Abstimmung.

Referee Ittrich: Zweitliga-Spiel in Hannover „sehr nah“ am Abbruch

Das Spiel ist nach Aussage von Schiedsrichter Patrick Ittrich wegen Fan-Protesten „sehr nah“ am Abbruch gewesen. „Das war final“, sagte der 45-Jährige nach der Partie am Freitagabend im Interview bei Sky.

Schiedsrichter Patrick Ittrich wirft einen Tennisball vom Spielfeld.

Schiedsrichter Patrick Ittrich wirft einen Tennisball vom Spielfeld. Foto: Swen Pförtner/dpa

Die Kommunikation mit allen Beteiligten auf und neben dem Spielfeld sei gut gewesen. „Und trotzdem hast du immer im Hinterkopf: Was ist, wenn das jetzt passiert? Was ist, wenn das jetzt passiert? Du willst das ja nicht. Wir haben hier ein tolles Produkt, alle haben Bock darauf und wir müssen alle mitnehmen. Deswegen versuche ich das so durchzuziehen, dass wir alle das Spiel zu Ende kriegen. Aber wenn es nicht geht, dann geht‘s nicht und vielleicht muss man irgendwann diese Entscheidung treffen“, sagte Ittrich.

Ittrich forderte eine schnelle Lösung des Konflikts, auch um die Schiedsrichter aus dem Dilemma eines möglichen Spielabbruchs zu befreien. „Am Ende sind wir diejenigen, die ausführen. Die Entscheidungen müssen aber woanders getroffen werden. Man muss endlich mal einen Konsens finden. Es müssen mal alle zusammenkommen und irgendwas Vernünftiges mit allen zusammen besprechen, damit wir irgendwann mal durchgehend 90 Minuten Fußball spielen können. Es herrscht eine große Unzufriedenheit und es kann ja so nicht weitergehen“, sagte der Unparteiische.

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