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Heino Allgeier: Als Nothelfer steht er stets parat

Heino Allgeier am Steuer seines Wohnmobils: Der Elstorfer reist gern – und packt an, wo Hilfe gebraucht wird. Foto: Felsch

Heino Allgeier am Steuer seines Wohnmobils: Der Elstorfer reist gern – und packt an, wo Hilfe gebraucht wird. Foto: Felsch

Nicht lang schnacken, sondern anpacken, das ist die Devise von Heino Allgeier aus Elstorf. Als „Schinken-Heino“ vom Harburger Wochenmarkt kannte ihn der halbe Hamburger Süden. Heute hilft Allgeier den Flutopfern im Ahrtal. Und nicht nur das.

Von Franziska Felsch Samstag, 26.02.2022, 18:45 Uhr

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Selbst steht er nur ungern im Mittelpunkt und schon gar nicht in der Zeitung. Doch das kommt immer mal wieder vor. Als der als „Schinken-Heino“ bekannte Fleischer vom Harburger Wochenmarkt nach 33 Jahren seinen Verkaufsstand an seinen Nachfolger übergab, ging das hamburgweit durch die Presse. Als er im Herbst 2021 eine Privatinitiative organisierte, um in Ahrweiler die Flutopfer tatkräftig zu unterstützen, brachte das TAGEBLATT einen Artikel, auch weil er und seine Kollegen von der Feuerwehr zu Sachspenden aufriefen, die dann bei der nächsten Fuhre im Frühjahr zu zwei Familien gebracht werden sollen.

Heino Allgeier kümmert sich lieber um andere. „Man muss doch helfen, und jetzt als Rentner habe ich Zeit“, sagt der 69-Jährige. Obwohl: Helfen, das macht er schon seit seinem 21. Lebensjahr – in der Elstorfer Feuerwehr. Der Eintrittsgrund war allerdings ein anderer, wie er freimütig zugibt: „Das ersparte mir die Bundeswehr.“

Doch dann blieb er – freiwillig – länger als nötig. Und ist immer noch dabei, wie er betont. Zwar nicht mehr als Aktiver, dafür als Ehrenmitglied in der Altersabteilung. 25 Jahre lang oblag ihm die Betreuung der Kleiderkammer für die Kameraden, die er gemeinsam mit dem verstorbenen Elstorfer Feuerwehrchef Horst Lüdemann aufgebaut hat. Heute noch trägt er seinen Teil als Kassenwart bei.

Marktbeschicker waren eine tolle Gemeinschaft

 „Das Schöne am Ruhestand ist, dass ich machen kann, wozu ich Lust hab“, sagt der gebürtige Hamburger, der seinerzeit von Finkenwerder erst nach Altenwerder zog, wo seine Frau herstammt, und dann nach Elstorf. Mit 15 Jahren fing er im Schlachthof an. Seinen Beruf habe er geliebt, auch seine Selbstständigkeit, obwohl die von ihm und seiner Frau, einer gelernten Erzieherin, viel abverlangt habe. Um die 80 Stunden in der Woche war er zugange. Nebenbei organisierte Allgeier, der zur sogenannten Elstorf-Connection gehörte, Feste und Bälle für die Marktbeschicker. „Das war eine tolle Gemeinschaft“, schwärmt er noch heute. Sechs Marktbeschicker allein aus Elstorf, darunter auch Heiner Schönecke vom Geflügelhof Schönecke , fuhren damals jeden Tag zum Wochenmarkt am Harburger Sand.

Pfeife im Mund, Hände an der Schaufel: Heino Allgeier beim Schutträumen im Ahrtal . Foto: privat

Pfeife im Mund, Hände an der Schaufel: Heino Allgeier beim Schutträumen im Ahrtal . Foto: privat

Obwohl er mit den Händen arbeitete, als handwerklich geschickt würde er sich nicht bezeichnen. „Okay, den Putz von den Wänden schlagen und den Schutt wegräumen, das geht. Jeder kann seinen Teil beitragen“, ist er sicher. Deshalb freut er sich, dass demnächst Elektriker und ein Klempner mit ins Überflutungsgebiet fahren. „Gerade Fachkräfte werden da gebraucht, denn es gibt immer noch Unmengen zu tun“, meint Allgeier, der im vergangenen Jahr kurz vor der Katastrophe unten Urlaub machte. Mit dem Wohnmobil, mit dem das Ehepaar oft unterwegs ist, seit sie ihre Berufstätigkeit aufgegeben haben.

Anerkennung braucht Heino Allgeier nicht

Wenn sie nicht gerade im Harz, an der Ostsee oder in Norwegen sind, mit dem kleinen gebrauchten Wohnmobil, das über so ziemlich alles verfügt, was man so braucht – Doppelbett, Pantry, Stauraum und Dusche – freuen sie sich über den Besuch ihrer drei Kinder und der vier Enkel, in ihrem heimeligen Zuhause, wo sie gern am Kamin sitzen.

Wenn dann gekocht wird, steht Ehefrau Christina (66) am Herd. „Mein Mann meckert schon mal, weil das Fleisch nicht seinen Ansprüchen genügt, er beschränkt sich aber aufs Grillen“, erzählt sie. Auf Qualität lege er nach wie vor großen Wert, zu Hause wie am Verkaufsstand, was ihm viele Stammkunden eingebracht hat, auch Promis wie Doris Kaufmann und den kleinen Klaus von dem Duo „Klaus und Klaus“. Nur Inge Meysel, die seinerzeit in Bullenhausen an der Elbe wohnte, nicht. „Die war nur einmal da, wahrscheinlich weil wir sie nicht genügend hofiert haben“, meint Heino Allgeier schmunzelnd. Doch das störte ihn nicht. So was wie Anerkennung, das braucht einer wie Heino Allgeier nicht. Er behandelt einfach alle Menschen gleich – und wer Hilfe braucht, der bekommt sie. Ganz selbstlos und selbstverständlich.

Die Serie

Das ist ein Original: Mit diesem Stempel versieht das TAGEBLATT Porträts von Menschen, die typisch für ihren Ort und ihre Region sind, Typen, die nicht alltäglich sind – eine Serie nicht nur für Menschen in Elstorf.

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