IG BAU: Landkreis Stade muss vom „Wohnungsbau-Turbo“ profitieren

Die Baugewerkschaft fordert eine Neubau-Offensive für den Kreis Stade. Foto: IG BAU Hamburg
Der „Wohnungsbau-Turbo“, den sich die neue Bundesregierung vorgenommen hat, muss schnell auch im Landkreis Stade ankommen. Das fordert die Gewerkschaft IG BAU.
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Landkreis. Für die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Hamburg ist klar: „Es muss jetzt einen Aufschwung Wohnen geben. Und davon müssen auch der Kreis Stade und Niedersachsen profitieren“, teilt der Vorsitzende Achim Bartels mit. Notwendig seien vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen.
„Kreis Stade braucht eine Neubau-Offensive“
Im Landkreis Stade sind im vergangenen Jahr nach Angaben der Gewerkschaft 775 Wohnungen neu gebaut worden, 282 davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Insgesamt lagen die veranschlagten Bauwerkskosten für alle Wohngebäude, die 2024 im Landkreis Stade neu entstanden sind, bei rund 106,8 Millionen Euro, wie die Gewerkschaft mitteilt.
Sie beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis). „Jede Wohnung mehr zählt. Es gibt aber auf jeden Fall Luft nach oben: Auch der Kreis Stade braucht eine Neubau-Offensive. Ebenso mehr Sanierungen. Vor allem fürs seniorengerechte Wohnen.“
Der IG-BAU-Vorsitzende macht deutlich, dass dazu bei den Kosten „viel passieren“ müsse: „Es wird nur dann mehr gebaut, wenn einfacher und damit günstiger gebaut wird.“ Immerhin sei es machbar, die reinen Baukosten um ein Viertel bis zu ein Drittel zu senken.
Das sei das Ergebnis einer aktuellen Wohnungsbau-Studie vom staatlichen Bauforschungsinstitut ARGE in Kiel.
Überzogene Standards und kostentreibende DIN-Normen
Der Bau habe eine Entbürokratisierung dringend nötig. Ziel müsse es sein, den Neubau schlanker und damit günstiger zu machen: „Runter mit überzogenen Standards und kostentreibenden DIN-Normen - und dadurch rauf mit den Neubau-Zahlen. Denn weniger Bau-Hürden bedeuten mehr neue Wohnungen“, so Bartels.
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Wer die Kosten ins Visier nehme, müsse auf den Gebäude-Typ E setzen. Das E stehe für einfaches, erleichtertes und effizientes Bauen.
Konkret bedeute das: geringere Stärken bei Decken und Außenwänden. „Damit lässt sich schon Geld sparen. Aber auch Baustoffe und damit Energie, Ressourcen und CO2. Entscheidender Kostentreiber ist allerdings die Technik - also Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro.
Von der Haustechnik bis zur Einbauküche gilt: weniger High-End-Produkte. Das macht das Wohnen am Ende wesentlich günstiger“, sagt Bartels.
Außerdem ließen sich durch weniger Pkw-Stellplätze und durch den Verzicht auf Tiefgaragenplätze Kosten sparen. Die ARGE-Studie warne bei der Analyse der Neubaukosten auch davor, beim Lärm- und Klimaschutz zu überziehen: „Ein Beispiel sind dreifach verglaste Fenster. Die müssen nicht sein“, so Bartels.
„Lieber einfacher bauen als gar nicht bauen“
Es sei höchste Zeit, das Label „gut & günstig“ an den Wohnungsbau zu kleben. Es sei heute möglich, in guter Qualität deutlich günstiger zu bauen. „Genau darin liegt die Chance, jetzt wieder mehr zu bauen - auch im Kreis Stade“, sagt Bartels. Schließlich sei es immer noch besser, einfacher zu bauen als gar nicht zu bauen.
Auch der Staat spare Geld, wenn er die Bauvorschriften herunterfahre: „Sinken die Baukosten, dann sinkt auch die Förderung, die der Staat aufbringen muss, damit überhaupt gebaut wird. So lassen sich unterm Strich mehr Sozialwohnungen und mehr bezahlbare Wohnungen fördern und damit neu bauen.“
Für bundesweit 100.000 Sozialwohnungen, deren Neubau pro Jahr dringend notwendig sei, müssten Bund und Länder mindestens 11 Milliarden Euro an Fördermitteln bereitstellen. Um 60.000 bezahlbare Wohnungen neu zu bauen, seien mindestens 4 Milliarden Euro pro Jahr an Subventionen erforderlich. (sal)
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