JN-Vertreter offenbart in Interview antidemokratische Ziele

Teilnehmer einer Gegendemonstration zum Christopher Street Day schwenken Fahnen der „JN“ (Junge Nationalisten). (Archivbild) Foto: Daniel Wagner/dpa
Öffentlich benutzen Rechtsextremisten oft Ausdrücke, die eine verfassungsfeindliche Gesinnung nur andeuten. Ein Mitglied der Jugendorganisation der Partei „Die Heimat“ ist weniger vorsichtig.
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Ein führendes Mitglied der Jugendorganisation der rechtsextremistischen Partei „Die Heimat“ (vormals NPD) hat in einem Interview offen seine demokratiefeindliche Haltung gezeigt. „Die parlamentarische Demokratie halten wir wirklich für ein grundfalsches System“, sagte der Vertreter der Jungen Nationalisten (JN) Reportern von „stern“ und RTL. Außerdem sagte der Vertreter der JN: „Wir sind natürlich nicht dafür, dass jeder Idiot und jeder ‚Volksschädling‘ hergehen kann, um eine Partei zu gründen.“
Sogenannte „Mädeltage“ auf dem „Heimathof“
Die JN spricht nach den Recherchen der Journalisten teils über soziale Netzwerke gezielt auch junge Frauen und Mädchen an, die dann zu Begegnungen auf dem parteieigenen „Heimathof“ in Eschede eingeladen werden. Der Hof in Niedersachsen gilt seit Jahren als Veranstaltungsort für rechtsextremistische Aktivitäten.
In seinem Jahresbericht für 2023 - der Bericht über die Entwicklungen in 2024 ist noch nicht veröffentlicht - rechnet das Bundesamt für der JN bundesweit 230 Mitglieder zu, mit Schwerpunkten in Berlin, Brandenburg und Sachsen.
Leiter des brandenburgischen Verfassungsschutzes ist alarmiert
Der Leiter des Verfassungsschutzes in Brandenburg, Jörg Müller, dem die Journalisten die Aufnahme ihres Interviews zeigten, sagte: „In der Deutlichkeit spricht das auch ein Extremist normalerweise nicht aus.“ Müller hatte vor einigen Tagen der Deutschen Presse-Agentur von einer Zunahme jüngerer und gewaltbereiter Anhänger in der Neonazi-Szene berichtet. Er sagte: „Seit 2024 sehen wir ein neues Phänomen, denn die Anhänger sind sehr jung.“ Dies erinnere stark an die Skinhead-Bewegung in den frühen 90er Jahren.
Nach Angriffen auch gegen Jugendclubs im südbrandenburgischen Spremberg und Senftenberg und einer schweren Brandstiftung in Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz) sprach die Beratungsstelle Opferperspektive davon, dass sich eine neue rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial verfestige.