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Landkreis Harburg

KIT-Team: 506-mal bei Krisen geholfen

Insgesamt 187 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betreute das ehrenamtliche Kriseninterventionsteam des DRK Hamburg-Harburg im Jahr 2022. Foto: PÖA Polizei Hamburg

Insgesamt 187 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betreute das ehrenamtliche Kriseninterventionsteam des DRK Hamburg-Harburg im Jahr 2022. Foto: PÖA Polizei Hamburg

Im Jahr 2022 hatte das ehrenamtliche Kriseninterventionsteam (KIT) des DRK Hamburg-Harburg mit 506 Einsätzen so viele Alarmierungen wie nie zuvor. Das KIT leistet „Psychosoziale Akuthilfe“ und musste insgesamt 1748 Menschen betreuen.

Montag, 20.02.2023, 18:50 Uhr

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Darunter waren 187 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die beispielsweise mit einem plötzlichen Todesfall im familiären Umfeld konfrontiert waren. „Wir haben ein intensives Jahr hinter uns“, gibt Teamleiter Malte Stüben zu.

Eine Mutter mit zwei Kindern, die an Heiligabend erfahren müssen, dass der Vater der Familie auf dem Nachhauseweg tot zusammengebrochen ist: Was unvorstellbar tragisch klingt, ist für Malte Stüben und seine Kolleginnen und Kollegen vom DRK Hamburg-Harburg einer der härtesten Einsätze aus dem vergangenen Jahr.

Das KIT leistet „Psychosoziale Akuthilfe“: Die Ehrenamtlichen betreuen Angehörige unmittelbar nach einem plötzlichen Todesfall, Augenzeugen einer Gewalttat oder schockierte Unfallbeteiligte.

DRK-Interventionsteam hat so viele ehrenamtliche Einsätze wie noch nie

Im Jahr 2022 gab es 506 Einsätze in ganz Hamburg. Das ist die bisher höchste Zahl in den 25 Jahren, die das KIT besteht. Darunter 187 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren - ein trauriger Rekord: „Sind Kinder beteiligt, werden die Einsätze deutlich belastender“, erklärt Teamleiter Malte Stüben.

Für Fälle, in denen Minderjährige betroffen sind, ist das KIT extra qualifiziert und sowieso stets zu zweit vor Ort. „Begleiten wir beispielsweise die Polizei beim Überbringen einer Todesnachricht zu den Angehörigen, kümmert sich einer von uns um die Erwachsenen vor Ort, der andere hat das Augenmerk auf den Kindern“, schildert Stüben.

„Je nach Alter und Entwicklungsstand versuchen wir, mit den Kindern in Kontakt zu kommen.“ Fragen und wechselnde Emotionen erleben die KIT-Helfer in dieser Extremsituation. Stüben: „Manche Kinder schweigen, manche weinen, spielen dann, manche nehmen uns in den Arm, manche wollen Details wissen. Wir nehmen uns bei Kindern deutlich mehr Zeit, um allen Reaktionen Raum zu geben.“

KIT-Team im Kreis Harburg hilft auch im Alltag

Eine weitere KIT-Aufgabe bei Einsätzen ist die Hilfe beim Organisieren des Alltags und das Knüpfen eines Netzwerkes. „Wir besprechen mit den Angehörigen, wen oder was das Kind braucht, ob und wann es wieder in die Schule geht, was stabilisieren und vielleicht ein Stück Normalität geben kann.“ Dabei schlägt das KIT auch die Brücke zu weiterführenden Hilfsangeboten. „Die Familien benötigen meist mehr als unsere Akuthilfe. Wir vermitteln zum Beispiel den Kontakt zu Beratungszentren oder Therapeuten und gehen nie aus einem Einsatz, ohne etwas angebahnt zu haben.“ Das 55-köpfige KIT arbeitet ehrenamtlich, unentgeltlich und rund um die Uhr. Alarmiert wird das Team durch die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten oder durch das Institut für Rechtsmedizin. (bt)

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