Käufer gefunden: Das wird aus dem Gemeindehaus in Kutenholz

Der Glockenturm mit der Notguss-Glocke wird bald abgebaut, über dem Eingangsgiebel rechts fehlt schon das Kreuz. Foto: Fehlbus
Der Notguss der Glocke hat das Ablaufdatum erreicht. Die Kugel mit dem Kreuz über dem Eingang ist verschwunden. Eins der Gemeindehäuser der St.-Petri-Kirchengemeinde Mulsum hat bald einen neuen Besitzer. Und der plant ein Angebot für Senioren.
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236 Quadratmeter groß ist das Gebäude von 1980. Es steht auf einem 2.004 Quadratmeter großen Grundstück an der Hauptstraße in Kutenholz. Die Kirchengemeinde hatte sich zwei Gemeindehäuser geleistet. Doch diese Zeit ist mit noch 3100 Gemeindegliedern vorbei. Ganz weltlich wurde im Internet und via TAGEBLATT nach einem neuen Besitzer gesucht. Dieser ist nun gefunden. Rainer Clemens-Höft, Inhaber und Pflegedienstleitung des Pflegedienstes Sonnenschein aus Kutenholz, hat das volle Vertrauen des Kirchenvorstands. Er wird aus dem besonderen Gebäude eine menschlich wertvolle Einrichtung machen. Neu entstehen soll in dem Gebäude mit großzügigem Parkplatz eine Tagespflegeeinrichtung für ältere Menschen.
Seit Trinitatis läutet die Glocke in Kutenholz nicht mehr
„Wenn etwas von der Kirche verkauft wird, kommt es immer auch darauf an, was damit geplant ist“, sagt Pastor Dr. Robert Schnücke-Melcher. Das Konzept von Rainer Clemens-Höft habe alle überzeugt. Bis es so weit ist, müssen noch die Verträge abschließend bearbeitet werden.
Die Tage der Glocke im Turm sind schon länger gezählt. Dass sie nicht mehr ohne Scheppern erklingen konnte, war morgens und abends regelmäßig zu hören. Seit Trinitatis, dieses Jahr am 4. Juni, läutet sie nun nicht mehr in Kutenholz.
Die Trennung von dem Notguss aus den Zwischenkriegsjahren fällt vielen Kutenholzern schwer, weiß Pastor Schnücke-Melcher. Doch die vorausgesagten 80 Jahre Lebensdauer hatte die Glocke schon um 25 Jahre überschritten. Kleine Luftbläschen im Metall sorgen dafür, dass sie auch nicht mehr umgehängt werden kann.
Zwischengelagert und durch Förderverein gerettet
Einmal wurde sie gerettet, und das macht es den Kutenholzern besonders schwer, sich zu verabschieden: „Die alte Glocke überstand den Zweiten Weltkrieg und wurde in den 50er Jahren abgehangen“, weiß Pastor Dr. Robert Schnücke-Melcher, einige Jahre lag sie dann ungenutzt im alten Spritzenhaus.“ Ein Förderverein hatte dafür gesammelt, dass sie wieder erklingen konnte. Doch es ist keine Bronzeglocke. Vielleicht, so hoffen sie im Kirchenvorstand, kann dabei unterstützt werden, auf dem Gebrauchtglockenmarkt etwas Passendes zu finden. So etwas gibt es in Deutschland. Der Glockenturm wird dennoch abgebaut und eingelagert. Ein passender Platz für eine Glocke wäre auf dem Friedhof. Auch die Glocke soll als Erinnerungsstück erhalten bleiben - aber ohne Hoffnung auf den Glockenklang.