Knorr mit harter Selbstkritik: Habe nicht alles gegeben

Das EM-Halbfinale war nicht das Spiel des Juri Knorr. Nach einer durchwachsenen Leistung gegen Dänemark wechselte sich der 23-Jährige quasi selbst aus. Foto: Tom Weller/dpa
Juri Knorr ist unzufrieden - vor allem mit sich selbst. Nach der EM-Niederlage gegen Dänemark findet der Nationalspieler klare Worte zu seiner Leistung.
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Köln. Völlig niedergeschmettert analysierte Deutschlands Spielmacher Juri Knorr das Halbfinal-Aus gegen Dänemark und kritisierte vor allem seinen eigenen EM-Auftritt. „Es ging für mich nicht um den ultimativen Erfolg. Ich wollte einfach diese Erfahrung haben und mir im Nachhinein nichts vorwerfen. Leider werfe ich mir was vor“, berichtete der Handball-Nationalspieler nach dem 26:29 und ergänzte: „Das Gefühl, in solch einem großen Spiel nicht alles rausgehauen zu haben, enttäuscht mich so. Es tut einfach weh, nicht alles gegeben zu haben“.
Das EM-Halbfinale vor fast 20.000 Fans in der Kölner Lanxess Arena war nicht das Spiel des Juri Knorr. Nach einer durchwachsenen Leistung gegen das skandinavische Top-Team wechselte sich der 23-Jährige quasi selbst aus. „Er kam selber raus und hat um Pause gegeben. Man merkt ihm natürlich an, dass er viel spielt. Er muss irgendwann mal die Batterie laden“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason.
Gislason über Knorr: Habe ihm nicht viel vorzuwerfen
Gislason zeigte sich verwundert über die harsche Selbstkritik von Knorr. „Klar hätte er es besser machen können. Aber ich habe ihm nicht viel vorzuwerfen“, sagte der Isländer am Tag danach.
Der Bundestrainer ist jedoch zuversichtlich, Knorr rechtzeitig aus dem mentalen Tief herausholen zu können. „Wir haken das jetzt ab. Die Spieler sollen das Positive mitnehmen. Wir müssen uns jetzt auf Schweden fokussieren“, sagte Gislason und fügte mit Blick auf Knorrs Selbstkritik hinzu: „Ich fand nicht, dass es so war.“
DHB-Auswahl will EM-Bronze am Sonntag gegen Schweden
Unmittelbar nach dem Abpfiff kauerte Knorr auf einem Stuhl an der Seitenlinie und wurde von DHB-Sportvorstand Axel Kromer getröstet. „Ich mache mir Vorwürfe, dass ich in einem der größten Spiele meiner Karriere, in dem ich Spaß haben und das ich genießen wollte, nicht alles auf der Platte gelassen habe“, sagte der Rückraumspieler, der mit vier Toren immerhin Deutschlands zweitbester Schütze gegen die Dänen war.
Dass die DHB-Auswahl mit dem Einzug ins Halbfinale bei der Heim-EM Großes erreicht hat, war für Knorr am Freitagabend nur ein kleiner Trost. „Ich will nicht so ein Sportler sein, der zufrieden ist, wenn er das Halbfinale erreicht. Ich will, dass das Größte herauskommt. Ich war hier, um zu gewinnen und hätte gern mehr gehabt“, sagte der Bundesliga-Profi von den Rhein-Neckar Löwen. Stolz verspürte er am Freitag nicht. „Aber bestimmt bin ich am Sonntag wieder motiviert“, kündigte Knorr vor dem Spiel um Bronze an.
Bestwert für Handball-Halbfinale: Fast zehn Millionen TV-Zuschauer
Mit dem verlorenen Halbfinale haben die deutschen Handballer die beste TV-Quote der Heim-EM erreicht. Die Übertragung der Niederlage gegen Dänemark sahen am Freitagabend im Durchschnitt 9,686 Millionen Menschen im ZDF. Das ergab nach Angaben der AGF Videoforschung einen Marktanteil von 34,4 Prozent.
Das war die mit Abstand erfolgreichste Fernsehsendung des Tages und lockte mehr als doppelt so viele Menschen wie der fast zeitgleich ausgestrahlte ARD-Film „Käthe und ich - Sommerliebe“ mit 4,202 Millionen (14,9 Prozent) an. Den bis dahin größten Zuschauerzuspruch der laufenden EM hatte es mit 8,451 Millionen und einem Marktanteil von 29,3 Prozent beim Sieg der DHB-Auswahl gegen Ungarn gegeben.
Die derzeitige Handball-Begeisterung der TV-Zuschauer zeigte sich bereits bei der Ausstrahlung des ersten Halbfinales am späten Freitagnachmittag. Die Übertragung des Spiels Frankreich gegen Schweden sahen 3,379 Millionen Menschen (Marktanteil 17,5) und kam in die Top Ten der erfolgreichsten TV-Sendungen des Tages.