Kontakt zu Rechtsextremen: Wirbel um AfD-Lokalpolitikerin Kaiser

Die AfD-Vorsitzende im Kreis Rotenburg und dortige Kreistagsabgeordnete Marie-Thérèse Kaiser aus Sottrum soll Kontakt zu rechtsextremen Gruppierungen halten. Foto: AfD
Die Rotenburger AfD-Kreisvorsitzende soll Kontakte zu Rechtsextremen halten. Das belegt eine Antwort der Landesregierung. 2021 sorgte das Ex-Model in Buxtehude für Schlagzeilen. Was bekannt ist.
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Von Thorsten Kratzmann und Karsten Wisser
Dass sich die Sottrumer AfD-Abgeordnete Marie-Thérèse Kaiser offenbar jenseits der Gremienarbeit des lokalen Politikbetriebs der Wählerinteressen widmet, macht sie mit der Abwesenheit bei Ausschuss- und Kreistagssitzungen deutlich. Jetzt weist das Rotenburger Bündnis gegen Rassismus darauf hin, dass das Ex-Model, das 2021 als Direktkandidatin bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Stade I/Rotenburg II kandidierte, für rechtsextreme Medien tätig sein soll. Das habe die Landesregierung auf Anfrage des Landtagsabgeordneten Stephan Bothe (AfD) schriftlich bestätigt.
Bothe hatte die Landesregierung gefragt, ob ihr „AfD-Mitglieder bekannt“ seien, „die Texte für Publikationen extremistischer Gruppierungen verfassen oder verfasst haben“. Die Regierung nennt neben anderen Marie-Thérèse Kaiser.
Marie-Thérèse Kaiser: Extremismus ist eine Frage der Definition
Sie habe laut Regierung für die neurechte Bürgerinitiative "Ein Prozent" für deren Videoformat "Wir klären das!" seit dem 6. Januar 2021 die Moderation übernommen. Am 28. Juli 2019 führte sie im Rahmen eines Sommergespräches ein Interview mit Chefredakteur Jürgen Elsässer des rechtsextremistischen COMPACT-Magazins. Am 7. April 2021 tauchen Kaiser, Elsässer und andere gemeinsam in einem Video auf.
Auch führte Kaiser mit dem rechtsextremistischen Blog PI-News am 9. Oktober 2018 ein Interview. Den Kontakt zur rechtsextremen Szene halte Kaiser aufrecht. Im Februar 2023 nahm sie laut Regierung an der Winterakademie des Antaios Verlages von Götz Kubitschek teil, der vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall für Rechtsextremismus beobachtet wird.
„Das ist eine Frage der Definition“, hatte Kaiser im Herbst 2021 auf TAGEBLATT-Nachfrage auf die Frage nach ihren Verbindungen zu Rechtsextremen und zu vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären geantwortet. Die Definition rechts würde sie fraglos für sich akzeptieren, aber nicht rechtsradikal und rechtsextrem.
Plakat in Buxtehude sorgt bundesweit für Schlagzeilen
Im Wahlkampf 2021 hatte Kaiser auch in Buxtehude für Aufsehen gesorgt. Dort war sie zusammen mit vier anderen, leicht bekleideten Frauen und dem Aufdruck „Deutschlandretter“ auf einem Großplakat zu sehen, das genau vor der abgebrannten Buxtehuder Flüchtlingsunterkunft Ecke Gildestraße/Hansestraße stand. Der Vorgang brachte das Plakat bundesweit in die Schlagzeilen.
Kaiser nutzt unterschiedliche Plattformen wie Instagram, Youtube oder Twitter, um für ihre Politik zu werben. Die hohe Präsenz im Internet bringt eine genaue Beobachtung der Inhalte, die Kaiser dort veröffentlicht, mit sich. Es ist zu sehen, mit wem sie im weltweiten Netz agiert. „Rechtsradikal“, lautete schon zuvor das Urteil vieler Beobachter.
Das Recherchekollektiv „Correktiv“ hat sich unter dem Titel „Kein Filter für rechts – Wie die rechte Szene Instagram benutzt, um junge Menschen zu rekrutieren“ ausführlich mit Kaisers Kontakten in den sozialen Netzwerken auseinandergesetzt und kommt zu dem Ergebnis: „Kaiser ist unter den zehn wichtigsten Verbindungsknoten im Netzwerk der 4500 rechten Instagram-Accounts. Das bedeutet, sie ist dort stark in mehreren Szenen vernetzt, darunter auch zu Rechtsextremen.“
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