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Stadtplanung

Kostenexplosion: Neue Köhlbrandquerung wird nochmal 450 Millionen Euro teuer

Die Köhlbrandbrücke im Abendlicht. Die Tage der 1974 eröffneten Köhlbrandbrücke in Hamburg sind gezählt. Foto: Christian Charisius/dpa

Die Köhlbrandbrücke im Abendlicht. Die Tage der 1974 eröffneten Köhlbrandbrücke in Hamburg sind gezählt. Foto: Christian Charisius/dpa

Der Hamburger Köhlbrand ist eine wichtige Hafeneinfahrt für große Containerfrachter. Viele der Boxen werden mit Lastwagen weitertransportiert, ein Großteil über die Köhlbrandbrücke. Doch das Bauwerk ist marode und die Projektkosten liegen inzwischen weit über 5 Milliarden Euro.

Montag, 26.06.2023, 17:30 Uhr

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Die geplante neue Köhlbrandquerung im Hamburger Hafen könnte noch teurer werden. Allein für den Abriss der bestehenden Brücke veranschlagt der Senat nun 450 Millionen Euro, wie aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion hervorgeht. Hinzu kommen die Kosten für den Rückbau der beiden Rampen von 117 Millionen Euro. Würde ein Tunnel unter dem Elbarm gebaut werden, so würde das 4,86 Milliarden Euro erfordern. Das wären zusammen 5,427 Milliarden Euro.

Im Mai hatte die Wirtschaftsbehörde die Kosten des Gesamtprojekts mit 5,31 Milliarden Euro beziffert, davon 178 Millionen für den Abriss der maroden Brücke. Zugleich hatte die Behörde angekündigt, nach jahrelanger Bevorzugung des Tunnelprojekts wieder den Bau einer neuen Brücke prüfen zu wollen. Die seit Jahren andauernden Planungen für die Querung haben nach Senatsangaben bereits 56 Millionen Euro gekostet.

Opposition vermisst politische Führung

Ein Anliegen, für das sich die Grünen 2020 in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD starkgemacht hatten, nämlich der Erhalt der Pylonen, scheint vom Tisch zu sein. „Im Rahmen der Vorplanung wird von einem kompletten Rückbau ausgegangen“, erklärte der Senat jetzt. Laut Koalitionsvertrag sollten der Erhalt der beiden Brückenträger sowie der Bau einer Querungsmöglichkeit für Radfahrer geprüft werden.

Nach Ansicht des wirtschaftspolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Götz Wiese, fehlt es bei der Köhlbrandquerung wie beim Thema Hafenschlick an politischer Führung. Wirtschaftsbehörde und Hafenverwaltung zeigten sich überfordert. „So verliert der Hamburger Hafen nicht nur Ladung, sondern zunehmend auch das Vertrauen der Marktteilnehmer. Es muss zu Konsequenzen kommen“, forderte Wiese am Montag. Über die Kostensteigerung hatten zuvor mehrere Medien berichtet.

Tunnel sollte marode Köhlbrandbrücke ablösen

Eigentlich war der Bau eines Tunnels zur Verbindung von östlichem und westlichem Hafenteil bereits beschlossene Sache. Er sollte die Brücke, die mit einer Durchfahrtshöhe von gut 50 Metern künftigen Anforderungen nicht mehr entspricht, 2036 ersetzen. Inklusive der notwendigen 35 zusätzlichen Ingenieurbauwerke würde der Tunnel, der 5,40 Meter tiefer gebohrt werden müsste, nun jedoch mehr als 5,3 Milliarden Euro kosten, hatte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) in einem Schreiben an die Bürgerschaft mitgeteilt und das Vorhaben vorerst gestoppt.

Die seit Jahren andauernden Planungen für die Querung haben nach Senatsangaben bereits 56 Millionen Euro gekostet. Schuldige wollte Leonhard nicht ausmachen. Die Bürgerschaft habe 2018 relativ einmütig Planungen für einen Tunnel in Auftrag gegeben. Das sei im vergangenen Haushalt noch einmal bekräftigt worden. „Jetzt liegen die Ergebnisse der Vorplanung dieser Bohrtunnelvariante vor“, sagte Leonhard. Und demnach würde der Bau nun komplizierter und teurer als erwartet. Da sei es ganz normal, innezuhalten und noch einmal nachzudenken. Ein Umstand, der bei der Elbphilharmonie, dem Bahnprojekt Stuttgart21 und dem Hauptstadtflughafen BER auch sinnvoll gewesen wäre, sagte Leonhard. (dpa/sb)

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