Kredit- und Girokarten sehen bald anders aus

Kunden werden die neuen Karten am etwas größeren Elektronikmodul erkennen können. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa
Schon in wenigen Monaten sollen die neuen Karten zum bargeldlosen Bezahlen auf den Markt kommen. Was sich ändert.
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München. Ein neues Modul des Halbleiterkonzerns Infineon soll Hunderte Millionen Karten zum kontaktlosen Bezahlen umweltfreundlicher machen. Der CO2-Fußabdruck der Kartenherstellung soll dadurch deutlich sinken, wie das Unternehmen aus Neubiberg bei München mitteilte, das weltweiter Marktführer für die Chips auf den Karten ist.
Ab Anfang kommenden Jahres werden die Karten auch in Europa erwartet. Kunden werden sie am etwas größeren Elektronikmodul erkennen können, bei der Funktion soll es keine Unterschiede geben. Der entscheidende Unterschied bei den neuen Karten ist, dass sie keine zusätzliche Antenne aus Kupferdraht benötigen.
Bisher stecken in einer typischen Karte rund drei Meter des etwa 80 bis 100 Mikrometer dicken Drahtes. Sie fangen vom Bezahlterminal ausgesandte Energie auf und versorgen damit den Chip auf der Karte. Der neue Chip ist deutlich sparsamer, wie es von Infineon heißt. Deswegen reicht ihm eine sehr viel kleinere Antenne zur Stromversorgung. Die wird direkt auf dem Modul verbaut, das deswegen etwas größer ausfällt.
Neuer Chip: Plastikgeld soll „grüner“ werden
Die alte Kupferantenne ist ein doppeltes Umweltproblem: Einerseits bedeutet sie Ressourcenverbrauch, andererseits wird sie auf einer Folie zwischen den Schichten der Karte verklebt. Dadurch seien die bisherigen Karten kaum zu recyceln, heißt es von Infineon. Bei den neuen Karten könne man das Modul dann einfach herausbrechen und Plastikkarte sowie Elektronikschrott sauber getrennt entsorgen.
Pro Karte mag der Unterschied klein sein - bei den Elektronikkomponenten sinkt der CO2-Fußabdruck laut Infineon um etwas mehr als 60 Gramm. Angesichts von mehr als drei Milliarden Karten, die weltweit pro Jahr hergestellt werden, ist das Potenzial aber groß.
In den USA sollen noch in diesem Jahr die ersten dieser Karten auf den Markt kommen, in Europa etwas später. Binnen fünf Jahren soll das Volumen umweltfreundlicher Karten - nicht nur mit Infineon-Chip - laut Experten weltweit auf bis zu 900 Millionen pro Jahr steigen.
Bundesbank: Menschen zahlen seltener mit Bargeld
Die Liebe der Bundesbürger zum Bargeld schwindet weiter. Im vergangenen Jahr wurden zwar immer noch 51 Prozent der Zahlvorgänge in Deutschland mit Scheinen und Münzen abgewickelt, wie die Bundesbank in einer umfragebasierten Studie zum Zahlungsverhalten berichtet. Das waren aber erneut 7 Prozentpunkte weniger als bei der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021.
Im Kommen sind weiterhin Zahlungen mit der Debit-Karte, deren Anteil um 5 Punkte auf 27 Prozent wuchs, sowie mobile Bezahlverfahren über Smartphones, die um 4 Punkte auf 6 Prozent aller Vorgänge angestiegen sind. Gemessen am Umsatz hat die Debitkarte mit 32 Prozent das Bargeld (26 Prozent) erstmals überflügelt. Die Karten werden tendenziell also bei größeren Beträgen angewendet.
Bei freier Wahl des Zahlungsmittels würden sogar 44 Prozent der Befragten die Debit-Karte bevorzugen. Die Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel sei gestiegen, denn bei 80 Prozent aller Zahlungen vor Ort wäre eine Bezahlung per Karte oder mit dem Smartphone möglich gewesen. Das entsprach 20 Prozentpunkten mehr als im Jahr 2021.
Laut Bundesbankvorstand Burkhard Balz zeigt die Studie aber auch, dass die Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel weiterhin ausbaufähig sei. Fast ein Fünftel der Befragten berichtete von Fällen, in denen das Zahlen mit einer Karte oder einem anderen mobilen Verfahren nicht möglich gewesen sei. (dpa)