Kreidestrich für den Wasserstand: Neuenfelde gedenkt der Sturmflut

Rosel und Claus-Carsten Quast haben mit Kreide den Wasserstand von 1962 an ihr Haus gezeichnet. Solche Fotos sollen die Neuenfelder einreichen.
An mehr als 20 Stellen brechen in Neuenfelde und Francop bei der Sturmflut im Februar 1962 die Deiche. Allein Neuenfelde hat am Ende 13 Todesopfer zu beklagen. Zum 60. Jahrestag gedenkt der Ort der Katastrophe auf besondere Weise.
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Seit einigen Tagen erregt ein zwei mal vier Meter großes Plakat vor dem Neuenfelder Gemeindehaus die Aufmerksamkeit der Passanten. Es zeigt einen der Deichbrüche, zu denen es in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 in der Hasselwerder Straße in Neuenfelde gekommen war. Und noch an vielen weiteren Stellen kollabierten in jener Nacht die Elbdeiche unter den enormen Kräften des Hochwassers und des starken Nordwestwinds. Große Teile der Süderelberegion wurden überflutet, allein in Neuenfelde fanden 13 Menschen den Tod.
Erinnern und Innehalten
Zum 60. Jahrestag der Katastrophe laden der Bezirk Harburg, die Kirchengemeinden Neuenfelde und Moorburg sowie der Heimatverein „900 Jahre Neuenfelde“ zum Erinnern und Innehalten ein. Den Auftakt macht der Bezirk Harburg mit seiner Gedenkveranstaltung am Flutdenkmal in Francop. Es befindet sich am Ufer des Hohenwischer Bracks. Beginn ist am Mittwoch, 16. Februar, um 17 Uhr. Ein Gedenkgottesdienst beginnt am gleichen Tag um 19 Uhr in der Neuenfelder Pankratius-Kirche. Es gilt die 2G-Regel, Mund-Nasen-Masken sind zu tragen. Dazu bittet die Kirchengemeinde die Neuenfelder um Teilnahme an einer besonderen Foto-Aktion. Die Bewohner der Häuser sollen herausfinden, wie hoch das Wasser im Februar 1962 an ihrem Haus gestanden hat oder, falls es ein neueres Haus ist, gestanden hätte, erläutert Neuenfeldes Pastor Ralf Euker die Idee.

Das Foto auf dem großen Plakat vor dem Neuenfelder Gemeindehaus zeigt einen der Deichbrüche an der Hasselwerder Straße im Februar 1962. Der Ort gedenkt der Katastrophe mit eindrucksvollen Bildern. Fotos: privat
Dann machen sie einen Kreidestrich an der entsprechenden Stelle auf die Hauswand und schreiben die Zahl 1962 dazu und machen ein Foto. Auf dem Foto sollen neben dem Kreidestrich die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zu sehen sein, erklärt Euker. Die Fotos werden ab dem 16. Februar in der Neuenfelder Kirche ausgestellt. Außerdem soll ein Plakat mit den Fotos gedruckt werden, das zum Ausstattungsgegenstand vieler Haushalte im Süderelberaum werden soll, so Euker.
Bewegende Bild- und Tondokumente
Am Donnerstag, 17. Februar, werden zwischen 10 Uhr und 21 Uhr in der Neuenfelder Kirche historische Fotos sowie ein Film über die Ereignisse vor 60 Jahren gezeigt. Angehört werden Augenzeugenberichte aus jenen Tagen. In der Moorburger Magdalenenkirche beginnt um 19 Uhr eine Gedenkandacht. Wer am Donnerstag keine Zeit hat oder die bewegenden Bild- und Tondokumente noch einmal auf sich wirken lassen möchte, hat am Sonntag, 20. Februar, nach dem Gottesdienst dazu Gelegenheit. Der Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr.
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