Kritik an Trinkwasserverband

Ganz selbstverständlich kommt das Trinkwasser aus dem Wasserhahn – in Harsefeld fließt aber manchmal nur ein Rinnsal. Archivfoto: Berg
Der Regen der vergangenen Tage hat die Diskussion beruhigt, doch das Thema bleibt aktuell. Die angespannte Situation bei der Trinkwasserversorgung brachte FWG-Politiker Fabian Rentzsch in einer öffentlichen Sitzung des Rates der Gemeinde Bargstedt zur Sprache.
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Bürgermeister Thomas Wiebusch (CDU) und Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann (parteilos) erläuterten den Hintergrund der Problematik. Im Neubaugebiet verfüge das Leitungsnetz über wenig Druck, moniert Fabian Rentzsch. Der Trinkwasserverband Stader Land habe die Probleme bestätigt. Noch seien nicht alle Grundstücke bebaut. Die Versorgungsleitungen seien nicht an den größeren Bedarf angepasst worden, heißt es aus der Bevölkerung. „Ist da irgendetwas in Planung?“, will der FWG-Ratsherr wissen.
„Wir stehen da nicht alleine“, sagt Samtgemeindebürgermeister Rainer Schlichtmann. „Es kann immer wieder zu Engpässen kommen – insbesondere an besonders heißen Tagen.“ Der Trinkwasserverband sei aktiv, um hier Abhilfe zu schaffen. „Aus Stichleitungen werden Ringe, die sich im Verbund ergänzen“, sagt der Verwaltungschef. In alten Leitungen käme es über die Jahrzehnte zu Absetzungen, bis zu einem Viertel des Durchmessers sei verstopft. Parallel zu Straßenbauprojekten an den Kreis- und Landesstraßen – etwa in den Ortsdurchfahrten in Fredenbeck und Harsefeld – würden neue, größere Leitungen verlegt.
Rainer Schlichtmann spricht von hohen Investitionen und langfristigen Ausschreibungen. In Richtung der Gemeinde Ahlerstedt etwa werde eine neue Leitung verlegt. „Wir haben mehr Fläche, die bewässert wird“, sagt der Samtgemeindebürgermeister. Dennoch: „Fehlendes Wasser ist kein Thema.“ Einzelne, neue Baugebiete seien nicht das Problem. Am Ausbau des Leitungsnetzes werde kontinuierlich gearbeitet. An besonders warmen Tagen seien Hausbesitzer aber aufgerufen, „zu bestimmten Zeiten auf das Sprengen ihres Rasens zu verzichten“. Noch stärker als die Privatleute seien die Landwirte betroffen. Wenn sie ihre Tiere nicht versorgen könnten, sei das verheerend.
„Ein Engpass an Wasser besteht nicht“, unterstreicht Bürgermeister Thomas Wiebusch. Zusätzliche Umgehungsleitungen würden geschaffen, „wenn sie finanzierbar sind“. Das erfordere fortlaufende Investitionen in Millionenhöhe. Thomas Wiebusch nennt die Hausnummer 20 Millionen Euro. „Wir müssen nicht befürchten, dass unsere neuen Baugebiete komplett ohne Wasser dastehen“, betont er. Kritische Anmerkungen gibt es in der Einwohnerfragestunde. „Je mehr durch die Leitung geht, desto größer ist der Druckverlust“, sagt ein Bargstedter. Die Feuerwehr könne etwa nicht alle Hydranten nutzen. Diesem Problem müsse sich die Politik stellen. „Wenn es ganz dramatisch wird, bitte Bescheid sagen“, entgegnet Thomas Wiebusch.
Erinnerungen an die Wasserkrise im Sommer 2018 werden wach. Im vergangenen Jahr kam es bei einem Wohnhausbrand in Ruschwedel zu dramatischen Szenen. Aus den Hydranten kam wegen der Druckprobleme nicht ausreichend Löschwasser. Auch in diesem Sommer hat der Trinkwasserverband die Feuerwehren darüber informiert, dass sich die Probleme wiederholen können. Nutzer beklagen ähnliche Probleme wie vor einem Jahr. Melkanlagen sind damals nicht angelaufen, Tiere konnten auf einigen Höfen nicht getränkt werden. Waschmaschinen und Geschirrspüler standen still. Aus den Hydranten kam zu wenig Löschwasser. Das Notruftelefon des verantwortlichen Trinkwasserverbandes Stader Land war zeitweise nicht erreichbar. Im Juni dieses Jahres sprach Trinkwasserverbandschef Fred Carl von in der Jahreszeit üblichen Problemen und „Klagen auf hohem Niveau“.