Landesarchiv Stade: Wechsel auf dem Chefposten
Schlüsselübergabe im Innenhof: Thomas Bardelle übernimmt von Gudrun Fiedler. Foto: Strüning
Dr. Gudrun Fiedler geht, Thomas Bardelle übernimmt. Das Niedersächsische Landesarchiv mit Sitz in Stade hat einen neuen Leiter. Der hat einiges vor.
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Thomas Bardelle ist in dem modernen Archivkomplex nahe dem Altländer Viertel kein Unbekannter. Seit 16 Jahren agiert er als Stellvertreter von Gudrun Fiedler, die im Juni 2006 die Leitung übernahm; damals hieß es noch Staatsarchiv und war in dem roten massiven Klinkerbau bei den Gerichten und der Kreisverwaltung am Sande untergebracht.
Der Standort Stade gehört zu den sieben Abteilungen des Landesarchivs Niedersachsen und ist der modernste weit und breit. Der Neubau an der Straße mit dem irreführenden Namen Am Staatsarchiv war 2014 in Betrieb gegangen. Das Archiv war der erste Neubau, der zwischen Altländer Viertel und Bahnhof im städtebaulichen Niemandsland entstand. Kosten: gut 20 Millionen Euro.
Eröffnet wurde das gemeinsam von Hamburg und Niedersachsen betriebene Archiv im Mai 2014 von den beiden Regierungschefs Stephan Weil aus Hannover und Olaf Scholz aus Hamburg. Im Mittelpunkt steht das fensterlose Magazin mit 50 Regalkilometern.
Niedersachsen und Hamburg teilen sich das Archiv
Dieses Magazin teilen sich die beiden Bundesländer. Hamburg hat sich 20 Kilometer für die Einlagerung der Dokumente gesichert, Niedersachsen 30. Bisher sind 15 von 50 Kilometern belegt mit Hunderttausenden von Dokumenten. So reicht die mit Unterlagen belegte Geschichte des Elbe-Weser-Raums vom 9. Jahrhundert bis heute.
Das Archiv steht jedem offen für die Recherche im historischen Material und dient Heimat-, Hobby- und Familienforschern ebenso als Grundlage für ihre Arbeit wie Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Das kann auch digital geschehen.
Wer forscht, kann auf Originale zurückgreifen
Thomas Bardelle will den Weg, den Gudrun Fiedler eingeschlagen hat, konsequent weitergehen: Das Archiv für die Allgemeinheit öffnen und die PR-Arbeit forcieren. Vor Ort können die Originale eingesehen werden. Bardelle: „Das vermittelt eine besondere Aura.“ Schülerinnen und Schüler, so seine Erfahrungen, seien fasziniert von den alten Dokumenten, reagierten mit Ehrfurcht.
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Er setzt auf noch mehr Projektarbeit, seien es Landfrauen, VHS-Kurse oder einzelne geschichtsinteressierte Laien. Ihnen Arbeitsmethodiken beizubringen, wie das Lesen der Sütterlinschrift, wie sie sich im Archiv voranarbeiten oder wie sie Dokumente einzuschätzen lernen, das steht auf Bardelles Agenda.
Der Neue setzt auch auf digitale Medien
Das Ganze könne auch digital erledigt werden. Die dafür notwendigen „Tools“ (Werkzeuge) will der neue Abteilungsleiter in Stade bereitstellen. 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen ihm dabei zur Verfügung.
Bei der offiziellen Feier zum Führungswechsel in Stade mit Landesarchiv-Präsidentin Dr. Sabine Graf stand Gudrun Fiedler, die als Archivdirektorin in den Ruhestand geschickt wurde, im Mittelpunkt. Graf sagte, sie schätze Kollegin Fiedler wegen ihrer Motivations- und Kommunikationsfähigkeit, wegen ihrer Offenheit und Überzeugungskraft, wegen ihres freundlichen Wesens und ihrer Fachkompetenz.
Sie habe den Umzug gestemmt und das Archiv in der Region gut vernetzt. Sie war Herausgeberin des Stader Jahrbuchs und landesweit hochgeachtet. Graf zu Fiedler: „Sie können mit großer Zufriedenheit in den Ruhestand gehen.“
Gudrun Fiedler: „Das war schon schön“
Große Leidenschaft und exzellentes Fachwissen bescheinigte ihr Michael Roesberg vom Landschaftsverband Stade. „Heute geht eine Epoche zu Ende“, ergänzte Dr. Hans-Eckard Dannenberg vom Geschichts- und Heimatverein Stade. Personalratsvorsitzende Anne Picard-Elhady attestierte ihr Herzlichkeit und Offenheit im Umgang. Kommentar von Gudrun Fiedler: „Das war schon schön.“
Das Archiv weiß sie bei Thomas Bardelle in guten Händen.