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Horneburg

Lichterzug: Horneburger gedenken der jüdischen Zwangsarbeiterinnen

Bürgermeister Jörk Philippsen geht mit einem Kranz voraus - vom Rathaus über den Auedamm zum Gedenkstein. Foto: Lohmann

Bürgermeister Jörk Philippsen geht mit einem Kranz voraus - vom Rathaus über den Auedamm zum Gedenkstein. Foto: Lohmann

Mit einem Kranz ging Bürgermeister Jörk Philippsen voraus, rund 50 Bürger folgten ihm. Mit dem Lichterzug gedachten sie am Holocaust-Gedenktag der jüdischen Mädchen, die im Frauenarbeitslager in Horneburg gelitten haben. Darum gibt es auch in einem Film.

Von Sabine Lohmann Samstag, 28.01.2023, 10:30 Uhr

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Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, wird in Horneburg alljährlich der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedacht. Im Rathaus begrüßte Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel die Teilnehmer. Nach einem Fürbittengebet mit Pastorin Meriam Kalmbach berichteten Verena Wein-Wilke und Hannelore Kathenbach, die neue Leiterin der Gruppe „Gegen das Vergessen - für mehr Toleranz“, von dem Frauen-Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in Horneburg.

Nach dem Großangriff auf Hamburg 1943 waren Rüstungsbetriebe ins Umland ausgelagert worden. Im Oktober 1944 wurde in Horneburg ein Frauenarbeitslager errichtet. 300 jüdische Mädchen im Alter von 13 bis 20 Jahren mussten hier als Zwangsarbeiterinnen für die Philips-Valvo-Röhrenwerke Radioröhren und Glühlampen herstellen. Nach Kriegsende 1945 wurde das Arbeitslager aufgelöst. Nur wenige Mädchen überlebten.

An die unfassbaren Gräueltaten erinnert ein Film, der dann im Rathaus gezeigt wurde. Bedrückend ist der künstlerisch-experimentelle Dokumentarfilm „Wege nach Horneburg“ (2007) von Christian Giradet und Angelika Achinger, mit Schülerinnen der ehemaligen Realschule erarbeitet und in Szene gesetzt. Von den Leiden der Mädchen berichten darin Erika Weiss, Lea Schnapp und Eva Goldberg, drei Überlebende des Arbeitslagers, und der Horneburger Zeitzeuge Otto Duve.

Zur Mahnung, dass solche Gräueltaten nicht wieder geschehen dürfen, gingen die Zuschauer dann mit Lichtern über den Vordamm zum Gedenkstein – den Weg, den die frierenden und misshandelten Zwangsarbeiterinnen von SS-Bewacherinnen täglich von den Holzbaracken am Ortsrand zur Arbeit in der ehemaligen Lederfabrik am Marktplatz getrieben wurden.

Informationen zur Gruppe „Gegen das Vergessen“ gibt es bei Hannelore Kathenbach unter 04163/ 826158.

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