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Klimawandel

Meteorologe: Hamburg bekommt Klima wie Mailand oder Madrid

Der Meteorologe Frank Böttcher warnt vor den Folgen des Klimawandels für Hamburg. (Archivbild)

Der Meteorologe Frank Böttcher warnt vor den Folgen des Klimawandels für Hamburg. (Archivbild) Foto: Marcus Brandt/dpa

Der Meteorologe Frank Böttcher warnt vor den Auswirkungen des Klimawandels auf Hamburg. Die Stadt werde sich verändern.

Von dpa Freitag, 16.05.2025, 13:42 Uhr

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Hamburg. Der Meteorologe Frank Böttcher warnt vor den Auswirkungen des Klimawandels auf Hamburg. Der „Hamburger Morgenpost“ sagte Böttcher: „Hamburg wird Ende des Jahrhunderts ein Klima wie heute Mailand oder Madrid haben.“

Die Stadt werde sich verändern. „Wir pflanzen heute noch Bäume, denen wir später beim Sterben zusehen werden“, sagte Böttcher. Auch mit den Folgen des Meeresspiegelanstiegs werde Hamburg konfrontiert sein. In 100 oder 200 Jahren könne das Hamburger Rathaus unter Wasser stehen.

Zur derzeit anhaltenden Trockenheit im Norden sagte Böttcher: „Wir haben seit 30 Jahren den Trend zu mehr Trockenheit im Frühjahr.“ Das sei alles Ausdruck der globalen Erwärmung.

Laut dem Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie hat sich die Häufigkeit von Hitzewellen in Europa seit der vorindustriellen Zeit verdoppelt. Extrem warme Sommer, die derzeit alle zehn Jahre auftreten, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts fast jedes Jahr auftreten.

Meteorologie-Institut: Europa droht wohl ein Hitzesommer

Modellrechnungen zufolge steht Europa in diesem Jahr wahrscheinlich ein Hitzesommer bevor. Der Wärmestau im Nordatlantik lasse einen außergewöhnlich heißen Sommer erwarten, hieß es vom Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg. Diese Prognose decke sich mit Vorhersagen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen, das ebenfalls von einem sehr heißen bevorstehenden Sommer ausgehe.

Auf einen Hitzesommer schließt das MPI-M-Team aus Ozean-Daten: Europäischen Hitzesommern gehe häufig ein Wärmestau im Nordatlantik voraus, der sich jeweils etwa drei Jahre vor einem Hitzeextrem aufbaue. Solche extrem warmen Sommer ließen sich also bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen. Ursache des Wärmestaus sind Anomalien des Wärmetransports im Ozean, die sich auch auf die Atmosphäre auswirken.

Forschende der Universität Hamburg haben mit einem am MPI-M entwickelten Klimamodell verschiedene Simulationen des europäischen Klimas von 1962 bis 2022 berechnet. Für weitergehende Analysen wurden jene genutzt, die den Zusammenhang zwischen nordatlantischem Wärmestau und Hitzeextremen wiedergaben. Um die Qualität der Vorhersagen zu prüfen, verglichen die Forschenden die Simulationen mit Beobachtungsdaten für den Zeitraum von 1964 bis 2021, in dem es in Europa 18 überdurchschnittlich warme Sommer gab.

Hitzestau im Meer lässt auf Hitzesommer schließen

„Das sogenannte Nachhersage-Experiment belegt, dass sich der Wärmestau als zuverlässiger Indikator auch für künftige Hitzesommer eignet“, sagte MPI-M-Forscherin Lara Wallberg. Am Ende des simulierten Zeitraums zeichnet sich der im Fachjournal „Geophysical Research Letters“ präsentierten Auswertung zufolge erneut ein Hitzestau ab – was auch für 2025 einen außergewöhnlich heißen Sommer erwarten lässt.

Extrem warme Sommer gibt es in Europa immer öfter, wie das Forschungsteam erläutert. Die Häufigkeit von Hitzewellen in Europa hat sich demnach seit der vorindustriellen Zeit verdoppelt und extrem warme Sommer, die derzeit alle zehn Jahre auftreten, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts fast jedes Jahr auftreten.

Einen der bisher extremsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen hatte Europa im Jahr 2003 erlebt. Die Sterberate stieg, in vielen

europäischen Ländern kam es zu Wasserknappheit und Ernteausfällen. Die Vorhersage solcher Extreme sei von grundlegender Bedeutung für die menschliche Gesundheit und die Schadensbegrenzung, betonen die Forschenden.

Wärmerekorde in den Weltmeeren

Die Weltmeere und insbesondere der Nordatlantik verzeichneten in den vergangenen Jahren außergewöhnliche Wärmerekorde. Etwa ein Jahr lang lag die mittlere Oberflächentemperatur im Nordatlantik an jedem einzelnen Tag auf dem höchsten Tagesstand seit Messbeginn vor rund 40 Jahren - meist sogar mit großem Abstand zum bisherigen Tagesrekord. Das zeigten Daten der Plattform „Climate Reanalyzer“ der US-amerikanischen University of Maine.

Die Erwärmung liege weit außerhalb der natürlichen Schwankungen, hatten Klimaexperten betont. Hauptursache ist demnach der Mensch: Ozeane nehmen über 90 Prozent der Wärme auf, die durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre verbleibt.

Weitere Themen

H
Helmut Erb
16.05.202512:28 Uhr

Auf lange Sicht sind wir alle tot. Das ist sicher. Beim Klima regiert der Konjunktiv.

Für Frank Böttcher, der den Extremwetterkongreß organisiert, ist Panikmache Teil des Geschäftsmodells. Wie das norddeutsche Klima um 2100 und ob bzw. wann der Hamburger Rathausplatz überschwemmt sein wird, weiß er natürlich nicht. In der Studie „ Unprecedented threats to cities from multi-century sea level rise“ von 2021 ist für den Anstieg des Meeresspiegels um die erforderlichen neun Meter ein Zeithorizont von 200 bis 2000 Jahren angegeben, was für die jetzt Lebenden nicht unbedingt bedrohlich klingt.

Wer die menschengemachte Klimakatastrophe pflegt, läßt außer acht, was Bundeskanzler Scholz im März 2023 auf Twitter verkündete: „Wir halten den menschengemachten Klimawandel auf.“

Am Rande: Meteorologe ist - wie Journalist oder Schauspieler - keine geschützte Berufsbezeichnung. Jeder kann sich so nennen.

H
Harry Foese antwortete am
16.05.202512:45 Uhr

Panikmache. Städte im Süden Europas leben sehr gut mit der Wärme, Millionen Touristen sind begeistert vom dortigen Klima. Vielleicht müßte man im Norden rechtzeitig Palmen statt Linden pflanzen.

H
Harald Kremers antwortete am
16.05.202512:37 Uhr

Sie haben vollkommen Recht, Herr Erb.

J
Jochen Mextorf
16.05.202511:01 Uhr

Die Ozeane nehmen Wärme durch Sonneneinstrahlung auf. Das erwärmte Wasser kann weniger CO2 aufnehmen, bzw. emittiert es in die Atmosphäre.

H
Hans-Hinrich Fitschen antwortete am
16.05.202513:41 Uhr

Die Ozeane nehmen mehr CO2 auf als sie abgeben.

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