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Gastronomie

Günstiger Kaffee im Trend – LAP Coffee fordert Szene heraus

Pappbecher mit Kaffee und dem Logo der Kette „Lap Coffee“. Die Abkürzung steht für „Life Among People“.

Pappbecher mit Kaffee und dem Logo der Kette „Lap Coffee“. Die Abkürzung steht für „Life Among People“. Foto: Jens Kalaene/dpa

Das Berliner Start-up LAP Coffee verspricht soliden Kaffee zu niedrigen Preisen. Gespart werde nicht am Produkt, sagt der Gründer. Können sich etablierte Cafés etwas von den Neulingen abschauen?

Von dpa Sonntag, 05.10.2025, 12:00 Uhr

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Hamburg. Ein paar Metall-Bänke und Hocker vor der Tür; drinnen ein kleiner, mit dem Nötigsten ausgestatteter Verkaufsraum: Die meisten Filialen der Café-Kette LAP Coffee laden nicht zum Verweilen ein. Wer hier seinen Kaffee kauft, will in der Regel schnell weiter - hat die Bestellung möglicherweise vorher schon per App aufgegeben. Anstatt mit Gemütlichkeit lockt das junge Berliner Start-up mit günstigen Preisen - und setzt die Café-Szene in größeren Städten unter Druck.

Ein Cappuccino kostet 2,50 Euro, ein Espresso 1,50 Euro und ein normaler Kaffee (Americano) für 2,00 Euro. Dabei sind die Kaffeepreise zuletzt stark gestiegen. Allein im August wurde Kaffee dem Statistischen Bundesamt zufolge im Vergleich zum Vorjahr um knapp ein Viertel teurer. In manchen Berliner Cafés kosten die Produkte deshalb inzwischen manchmal fast doppelt so viel wie bei LAP. Können sie sich etwas abgucken vom Café-Neuling?

Unterwegs wird nur selten Kaffee getrunken

Mit durchschnittlich 163 Litern pro Kopf im vergangenen Jahr bleibt Kaffee der Deutschen liebstes Getränk - deutlich vor Bier und sogar Tafelwasser. Doch unterwegs trinken sie ihn nur selten. Der Anteil von Kaffeekonsum in der Gastro oder als To-go-Variante am Gesamtmarkt lag dem Deutschen Kaffeeverband zufolge im vergangenen Jahr bei lediglich etwas mehr als 7 Prozent.

Qualität und Preis schwanken dabei stark. Knapp 40 Prozent des Außer-Haus-Markts wird dem Verband zufolge von Bäckereien dominiert. Weitere 20 Prozent verkaufen Kiosks, Tankstellen, Kaufhaus-Restaurants oder Schnellimbisse.

Klassische Cafés oder Café-Bars stehen für rund 17 Prozent des Außer-Haus-Konsums. Vor einigen Jahren haben sich in diesem Bereich Cafés etabliert, die auf besonders hochwertigen Kaffee setzen, sogenannten Specialty Coffee. Sie achten auf Herkunft und Röstung und sind vor allem bei Kaffee-Enthusiasten beliebt. Zu ihrer Grundausstattung gehören teure Siebträgermaschinen, für deren Bedienung das Personal meist speziell geschult werden muss.

LAP Coffee sieht eine Marktlücke

„Wir wollen die Lücke dazwischen ausfüllen“, sagt Ralph Hage, Mitgründer von LAP Coffee. „Mit einem erschwinglichen, qualitativen Angebot, mit dem wir vielbeschäftigte, junge, urbane Menschen mit einem mobilen Lebensstil ansprechen.“ Gemeinsam mit einem Geschäftspartner gründete Hage LAP Coffee im Jahr 2023. LAP steht für „Life among people“ - Leben unter Leuten.

Inzwischen gibt es insgesamt mehr als 20 Filialen in Berlin, Hamburg und München. Finanzkräftige Investoren unterstützen die Expansion. Gespart wird laut Hage nicht am Produkt, sondern an der Ausstattung: Die Filialen sind in der Regel klein. Der Kaffee kommt aus Vollautomaten. Professionell ausgebildetes, aber teures Personal ist nicht nötig. Die Bedienung läuft schnell, Kunden können ihren Kaffee vorab per App bestellen und müssen ihn nur am Tresen abholen.

Auf diese Weise ist das Unternehmen trotz der niedrigen Preise eigenen Angaben zufolge profitabel. Den Kaffee bezieht LAP Coffee über die Berliner Rösterei 19grams von einer Farm in Brasilien. 19grams ist auch in Specialty-Coffee-Kreisen für Qualität bekannt.

Konkurrenz für etablierte Cafés?

Noch vor einigen Jahren mischten die Specialty-Cafés mit ihrem Fokus auf hochwertigen Kaffee und seine Zubereitung den Markt auf. Nun müssen sie selbst mit neuen Wettbewerbern wie LAP Coffee umgehen. Angesichts der geringen Filialzahl dürfte sich die Konkurrenz noch im Rahmen halten.

„Dass wir existieren, bedeutet nicht, dass wir jemand anderem einen Teil des Kuchens wegnehmen“, betont der Mitgründer. „Überall, wo wir aufgemacht haben, öffnen in der Nähe weitere neue Cafés. Kein einziges musste bisher wegen uns dicht machen.“ Wenn Cafés nicht funktionierten, dann vor allem deshalb, weil viele aus der Zeit gefallen seien, ineffizient wirtschafteten und wenig innovativ seien.

Running Clubs und Ausstellungen

„Was wir als Cafés wahrnehmen, ist, dass wir die Menschen und Generationen, die sich für Kaffee begeistern, nicht verlieren“, sagt Philipp Reichel, Betreiber des Isla-Cafés in Neukölln und einer der Pioniere in der Berliner Specialty-Coffee-Szene. Beim Thema Preis seien die Kundinnen und Kunden inzwischen aber sensibler geworden.

„Da müssen wir uns als Röstereien und Cafés fragen, wie wir uns da verhalten“, betont Reichel. Sowohl bei den Preisen als auch bei den Prozessen könnten sich die Betreiber durchaus etwas bei LAP Coffee abgucken: „Da haben wir sicher noch großes Potenzial, was die Themen digitale Prozesse oder Vorab-Bestellungen per App angeht“, sagt Reichel.

LAP Coffee wisse die Social-Media-Blase für sich zu nutzen und Hypes durch Kollaborationen mit größeren Marken zu organisieren. „Das hat mit unseren Cafés nichts gemein, ist aber eine Möglichkeit, die wir verpasst haben, stärker zu nutzen“, räumt Reichel ein. „Cafés werden sich künftig dabei auch anders positionieren müssen – etwa mit Ausstellungen, Workshops oder als soziale Treffpunkte für running clubs oder Ähnliches.“

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