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Erkrankungen

Mücken: Jetzt warnt Drosten vor diesem Virus in Deutschland

Immer mehr Stechmücken in Deutschland sollen das West-Nil-Virus in sich tragen. Foto: dpa

Immer mehr Stechmücken in Deutschland sollen das West-Nil-Virus in sich tragen. Foto: dpa

Der Berliner Virologe sieht eine deutliche Zunahme einer in Deutschland zuvor nicht weit verbreiteten Virus-Art. Im schlimmsten Fall können Gehirnentzündungen ausgelöst werden.

Montag, 08.05.2023, 11:46 Uhr

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Der Virologe Christian Drosten warnt vor der Ausbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland. „Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen. Sie kommen inzwischen in Berlin und in einem großen Teil von Ostdeutschland vor“, sagte Drosten den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In den vergangenen Jahren habe es bereits erste Krankheitsfälle in Berlin gegeben.

Drosten verwies auf einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das West-Nil-Virus sei über Zugvögel aus tropischen Breiten eingeführt worden. „Man weiß, dass es inzwischen hier überwintert, wohl auch weil es nicht mehr kalt genug wird“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.

Zur Gefährlichkeit des West-Nil-Virus sagte Drosten: „Keine Panik, aber sich die Fakten anschauen. Das West-Nil-Virus kann eine Gehirnentzündung auslösen.“ Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei 1 zu 1000 Infizierten liege, aber schwere Verläufe könnten zu bleibenden Behinderungen führen.

Möglicherweise werde es demnächst einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus geben, stellte Drosten in Aussicht.

RKI: Infektionen von West-Nil-Virus vor allem im Osten

Im Oktober 2022 registrierte das Robert-Koch-Institut lediglich zehn Infektionen mit dem Virus in Deutschland. Bei acht der Betroffenen war Deutschland als Infektionsland angegeben. 2019 waren erste mutmaßlich von Mücken übertragene Ansteckungen bei Menschen in Deutschland bekannt geworden, die zuvor nicht verreist waren. Dem RKI zufolge wurde 2018 hierzulande erstmals die Übertragung zwischen Stechmücken und Vögeln dokumentiert, vermutlich sei das ursprünglich aus Afrika stammende Virus aber schon wenige Jahre zuvor nach Deutschland gelangt.

 

Verglichen mit einigen südlichen Ländern Europas sind die Fallzahlen in Deutschland bislang relativ überschaubar: Nach Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC wurden in der diesjährigen Übertragungssaison rund 950 Fälle von West-Nil-Fieber erfasst - davon mehr als 570 in Italien und rund 280 in Griechenland (Stand: Oktober 2022). Registriert wurden 72 Todesfälle.

West-Nil-Fieber: Nur jeder fünfte wird wirklich krank

Das West-Nil-Fieber verläuft nach RKI-Angaben meist unauffällig. Etwa jeder fünfte Infizierte entwickle eine grippeähnliche Erkrankung mit Fieber. Etwa einer von 100 Infizierten erkranke schwer. Daher gehen Experten von einer Dunkelziffer nicht erkannter Ansteckungen aus. Als gefährdet für schwerere Verläufe gelten ältere Menschen und/oder Menschen mit Vorerkrankungen. Ihnen wird empfohlen, sich insbesondere in der Saison und in betroffenen Gebieten vor Stichen zu schützen. In einer Untersuchung von 2020 hielten RKI-Experten fest: „Vor allem längere Sommer mit hohen Temperaturen könnten zu einer verlängerten WNV-Saison und einer weiteren räumlichen Ausbreitung beitragen.“ (epd/dpa/bal)

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, äußert sich im Januar in der Bundespressekonferenz zur Corona-Lage.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, äußert sich im Januar in der Bundespressekonferenz zur Corona-Lage.

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