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Chef will Jahresplan

Muss ich alle Urlaubstage jetzt schon eintragen?

Muss man in der Regel nicht: Den gesamten Jahresurlaub schon am Anfang des Jahres eintragen.

Muss man in der Regel nicht: Den gesamten Jahresurlaub schon am Anfang des Jahres eintragen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Ihr Arbeitgeber will es jetzt schon ganz genau wissen: Wann soll Ihr Urlaub im kommenden Jahr sein? Wann sich Arbeitnehmer festlegen müssen.

Von Redaktion Donnerstag, 02.11.2023, 07:20 Uhr

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Landkreis. Der Sommerurlaub liegt noch in weiter Ferne, doch die Urlaubsplanung fürs nächste Jahr rückt in vielen Unternehmen näher. Nicht immer ist es dann leicht, sich im Voraus zu entscheiden, an welchen Tagen man eigentlich genau freihaben will. Doch kann der Arbeitgeber eigentlich verlangen, dass man schon zu Beginn des Jahres seinen kompletten Jahresurlaub einträgt?

Die gute Nachricht für alle, die nicht gerne lange vorausplanen: in der Regel nicht. Die schlechte Nachricht für Spontanurlauber: Dass Arbeitnehmer ihre Urlaubswünsche frühzeitig einplanen, kann der Arbeitgeber durchaus verlangen. „Diese Pflicht kann aber nicht den gesamten Jahresurlaub erfassen“, erklärt der Fachanwalt für Arbeitsrecht Jürgen Markowski. Beschäftigte müssten noch eine gewisse Anzahl an Urlaubstagen für unvorhergesehene Fälle zurückhalten können. „Wie viel das sein darf, hängt von den Umständen und den betrieblichen Anforderungen ab.“

Wie viel Urlaubstage vorab angegeben werden müssen

Orientieren könne man sich dem Fachanwalt zufolge aber an der Rechtsprechung zu Betriebsferien: Einer Grundsatzentscheidung des Bundesarbeitsgerichts zufolge (Az.: 1 ABR 79/79) ist es etwa angemessen, wenn drei Fünftel des Urlaubsanspruchs von Betriebsferien vereinnahmt werden, die Beschäftigten also 60 Prozent ihres Jahresurlaubs zu einem vom Arbeitgeber festgelegten Zeitpunkt nehmen müssen.

Ausnahmen davon seien aber denkbar, so Markowski. Stünden beispielsweise bei Bauunternehmen besonders viele Aufträge an, könnten auch mehr als 60 Prozent des Jahresurlaubs zu Beginn des Jahres verplant werden müssen. „In Betrieben, in denen es wichtig ist, dass der Jahresurlaub frühzeitig verplant wird, kann mit Zustimmung des Betriebsrats auch gefordert werden, dass der gesamte Jahresurlaub verplant wird“, sagt Markowski.

Brückentage planen: 2024 liegen die Feiertage besonders günstig

Die Rechnung ist verlockend: Vier Urlaubstage einsetzen und dafür zehn freie Tage am Stück faulenzen. Oder zwei Urlaubstage für fünf freie Tage. Auch 2024 gibt es wieder reichlich Gelegenheiten zum effizienten Freinehmen.

Die gute Nachricht: 2024 liegen viele an ein Datum gebundene Feiertage arbeitnehmerfreundlich in der Woche. Statt wie dieses Jahr drei fällt im nächsten Jahr nur noch ein einziger regionaler Feiertag auf ein Wochenende. Da lässt sich viel Freizeit genießen.

Wer geschickt plant, kann seinen Urlaub von in der Regel 30 Tagen sogar verdoppeln. Eine Übersicht:

  • Jahreswechsel/Neujahr: Montag, 1. Januar 2024 – 4 Urlaubstage vom 2.-5.1. = 9 freie Tage
  • Ostern: Karfreitag, 29. März 2024, bis Ostermontag, 1. April 2024 – 4 Urlaubstage vom 25.-28.3. = 10 freie Tage
  • Tag der Arbeit: Mittwoch, 1. Mai 2024 – 2 Urlaubstage am 2./3.5. = 5 freie Tage
  • Christi Himmelfahrt: Donnerstag, 9. Mai 2024 – 1 Urlaubstag am 10.5. = 4 freie Tage
  • Pfingsten: Pfingstsonntag/-montag, 19./20. Mai 2024 – 4 Urlaubstag vom 21.-24.5. = 9 freie Tage
  • Tag der Deutschen Einheit: Donnerstag, 3. Oktober 2024 – 1 Urlaubstag am 4.10. = 4 freie Tage
  • Reformationstag: Donnerstag, 31. Oktober 2024 – 1 Urlaubstag am 1.11. = 4 freie Tage
  • Weihnachten und Neujahr: Heiligabend, Dienstag, 24. Dezember 2024, bis Neujahr, Mittwoch, 1. Januar 2025 – 6,5 (7) Urlaubstage am 23., 24., 27., 30. und 31.12. sowie 2. und 3.1. = 16 freie Tage

Umfrage: Verfügbare Urlaubstage reichen der Mehrheit nicht aus

Geht es um Urlaubstage, können Beschäftigte gar nicht genug haben. So findet die Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (78 Prozent), dass Arbeitgeber mehr Jahresurlaub anbieten sollten.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das Marktforschungsinstitut OnePoll im Auftrag der Arbeitsbewertungsplattform Glassdoor unter 1000 Vollzeitbeschäftigten durchgeführt hat.

Abschalten fällt schwer

Dabei hat knapp ein Drittel der Befragten (30 Prozent) im vergangenen Jahr nicht einmal den gesamten Jahresurlaub genommen. Als Grund gaben die Personen zum Beispiel an, dass zu viel Arbeit anlag oder dass die bevorzugten Urlaubszeiträume nicht zur Verfügung standen.

Außerdem fällt es vielen nicht leicht, im Urlaub wirklich abzuschalten. Rund ein Drittel der Befragten (30 Prozent) hat der Umfrage zufolge im Urlaub an die Arbeit gedacht.

Ein großer Teil der Beschäftigten (38 Prozent) braucht mindestens fünf aufeinanderfolgende Urlaubstage, um den Kopf komplett von Arbeit freizukriegen. (dpa/tmn)

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