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Handwerkstradition

Nach 20 Jahren: Moisburger Mühlen-Müller sucht Nachfolger

Franz Rosenkranz am Mahlgang der Moisburger Mühle: Der 76-jährige Müller hält die alte Wassermühle seit 20 Jahren am Laufen. Foto: FLMK

Franz Rosenkranz am Mahlgang der Moisburger Mühle: Der 76-jährige Müller hält die alte Wassermühle seit 20 Jahren am Laufen. Foto: FLMK

Müllermeister Franz Rosenkranz kümmert sich um alle drei historischen Wassermühlen in der Region und den Erhalt ihrer Kultur. Mit 76 Jahren ist die Zeit reif, einen Nachfolger anzulernen. Denn: „Die Mühlen müssen laufen.“

Von Claudia Michaelis Montag, 24.01.2022, 14:30 Uhr

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Noch ruht die Moisburger Mühle in der Winterpause, doch Franz Rosenkranz kennt keine Pause, wenn es um seine Mühlen geht: Schon jetzt kommt er jede Woche nach Moisburg, schaut nach dem Rechten, macht sauber und repariert – gerade erst hat er den Einlauf zum Förderwerk instand gesetzt, erzählt er. Schließlich soll alles reibungslos laufen, wenn ab Mai wieder die Besucher kommen und Rosenkranz das große Rad der Wassermühle in Bewegung setzt.

Rosenkranz ist Müller aus Leidenschaft. Mit seinen 76 Jahren arbeitet der Neugrabener Müllermeister ehrenamtlich jede Woche in der Moisburger Mühle. Er betreut die Mahlsonntage, kümmert sich um Mahlgang und Wasserrad und mahlt das Getreide, aus dem die Bäcker in Moisburg das Moisburger Mühlenbrot backen. Seit fast 20 Jahren macht er das schon, noch länger engagiert er sich in der Ovelgönner Wassermühle, auch in der Wassermühle Karoxbostel ist er seit zehn Jahren dabei: „Es macht so unheimlich viel Freude.“

Müllermeister vielfach ausgezeichnet

Nicht umsonst gilt Rosenkranz als ausgewiesener Mühlenfachmann in der Region, hat massenweise Fachliteratur über alte Mühlen verschlungen. Kinder und Erwachsene hängen gebannt an seinen Lippen, wenn der Müller in Moisburg das alte Handwerk vorführt und erklärt, wie früher mit Wasser und Muskelkraft Getreide zu Schrot gemahlen wurde. Für seinen Einsatz wurde der Müllermeister schon mehrfach ausgezeichnet, 2017 etwa bekam er den Bürgerpreis des Landkreises Harburg.

Schon als kleiner Junge wollte der gebürtige Österreicher Müller werden. Mit 13 Jahren begann er in Wels seine Müllerlehre – und fand in diesem Beruf seine Berufung. Im Mai 1968 zog der Österreicher nach Hamburg, fand dort seine Frau – und blieb an der Elbe. Möglichst viel lernen, viele unterschiedliche Mühlen kennenlernen, das war sein Ziel. 1969 legte er die Meisterprüfung ab und arbeitete neben seinen Tätigkeiten in verschiedenen Mühlen im Norden als vereidigter Hafenzollhelfer im Hamburger Hafen.

Mühlensaison in Moisburg von Mai bis Oktober

Zur Moisburger Mühle kam der damals 58-Jährige 2003 als Besucher – und blieb bis heute. „Es ist einfach himmlisch. Ich darf meiner Leidenschaft nachgehen. Hier sind viele Besucher, die interessiert zuhören, und es gibt auch immer wieder Fachgespräche,“ schwärmt er von seinem Job. Während der Saison ist Rosenkranz jeden Sonn- und Feiertag von Mai bis Ende Oktober von 14 bis 17 Uhr in der Moisburger Mühle. „Es muss von Herzen kommen“, sagt er.

Und so herzlich behandelt er auch die Mühle, den Müller-Nachwuchs in seinen Kursen, die Besucher und die Mitarbeiter im Museum. Ulrike Beckmann, Leiterin des Mühlenmuseums, kann das gar nicht hoch genug schätzen: „Franz Rosenkranz ist das Herz unserer Mühle. Wir sind sehr dankbar für das, was er für die Moisburger Mühle, den Ort Moisburg und den Erhalt der alten Mühlenkultur leistet.“

Interessierte melden sich beim Mühlenmuseum

Eine Sorge indes treibt den Müller um: Zwar denke er selbst noch lange nicht ans Aufhören, „ich bin ja noch in der Blütezeit“, sagt er lachend. Doch er würde sein Wissen gern als Ausbilder weitergeben und freut sich auf andere Müller, die wie er die Moisburger Mühle mit Leben erfüllen.

So passionierte Mühlenfans wie er sind aber gar nicht leicht zu finden. „Wir wünschen uns Interessierte, die bei Franz Rosenkranz lernen, unser Kleinod weiter in Gang zu halten“, sagt Ulrike Beckmann. 

Interessierte können sich an Ulrike Beckmann unter 040/79 01 76 77 oder per E-Mail an beckmann@kiekeberg-museum.de wenden.

Die Mühle: Die Mühle in Moisburg ist eine der letzten voll funktionstüchtigen Wassermühlen in der Region. Sie wurde als Amtswassermühle 1723 errichtet, erwähnt wurde eine Mühle an diesem Ort bereits im 14. Jahrhundert. Heute zeigt das Mühlenmuseum, wie in den 1930er Jahren in der Mühle gelebt und gearbeitet wurde. Die Moisburger Mühle ist mehrmals im Monat in Betrieb. Die Dauerausstellung thematisiert die Arbeiten eines Müllers, zeigt die unterschiedlichen Mühlentypen und die Arbeit eines Mühlenbauers. Außerdem erfahren Besucher Wissenswertes über Getreidesorten und ihre Verarbeitung.

In Gestalt von Krippenfiguren stehen Maria und Josef auf der Brücke an der Moisburger Mühle. Foto: Kluth

In Gestalt von Krippenfiguren stehen Maria und Josef auf der Brücke an der Moisburger Mühle. Foto: Kluth

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