Nässe und kurze Tage erschweren dem Mäusebussard die Jagd

Ein Mäusebussard sitzt auf einem Ast und wartet auf Beute. Foto: Hajo Schaffhäuser
Ein Mäusebussard sitzt auf einem Weidepfahl. Drei Stunden lang. Ruhig und fast unbeweglich wartet er auf Beute. Diese Jagdmethode ist effektiv, weil wenig sie Energie verbraucht. Dennoch: Ab und zu muss die Jagd erfolgreich sein. Doch einfach ist das nicht.
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Landkreis. Ein Mäusebussard hält überwiegend nach Feldmäusen Ausschau. Im Jahr frisst er 4000 bis 6000 Mäuse, pro Tag benötigt er mindestens zehn. Von einem Pfahl aus hat er einen guten Überblick auf sein Jagdgebiet. Hat er eine Maus erspäht oder rascheln gehört, dann wird sie im Gleitflug erbeutet. Nur etwa jeder zweite Anflug auf die Beute ist erfolgreich.
Doch das Angebot an Feld- oder Wühlmäusen reicht oft nicht aus. In diesem Herbst hat es mehrfach tagelang geregnet. Für Feldmäuse war das nasskalte Wetter nicht zuträglich. Ihre Nester sind nass. Sie frieren oder bleiben so lange es geht in ihrem Bau. So mancher Wurf an Feldmäusen geht schnell zugrunde.
Das nasse Wetter lässt die Greifvögel hungern
Der Mangel an Feldmäusen macht es einem Mäusebussard schwer; ihm dürfte der Magen knurren. In solchen Situationen verlässt der Mäusebussard seinen üblichen Sitzplatz, begibt sich zum Beispiel auf einen Maulwurfshaufen und sammelt Bodentiere: Ab und zu ein Regenwurm, Schnecken oder ein unvorsichtiger Maulwurf müssen nun seinen Nahrungsbedarf decken. Insekten frisst er auch, doch an nasskalten Herbsttagen wird er davon nicht viele finden.
Das anhaltend regnerische Wetter kann ihn noch mehr hungern lassen. Dann werden Straßenränder nach verletzten Tieren oder Aas abgesucht. Aufpassen muss er dabei. Unachtsame Bussarde werden oft von Autos getötet. Die Methode könnte erfolgreich sein, wenn er da nicht seine üblichen Rivalen hätte: Rabenkrähen können ihn ganz schön nerven. Auch sie haben Straßenränder im Blick. Dazu sind sie aggressiv, viel beweglicher, trickreicher und lenken ihn von seiner vermeintlichen Beute ab. Doch es gibt für einen Mäusebussard auch glückliche Zufälle. Kranke oder verletzte Kaninchen und Feldhasen sind eine perfekte Zufallsbeute.
Kurze Tage erschweren die Jagd zusätzlich
Im Winter ziehen einige Mäusebussarde umher, andere bleiben bei uns. Manchmal kommen Gäste aus dem kalten Skandinavien zu uns geflogen. Die wenigen Stunden Tageslicht geben ihnen nicht viel Zeit zum Beutefang. Die Nahrung kann knapp und das Überleben schwer werden. Oft stirbt die Hälfte der Jungvögel.
Wenn es im Winter sogar schneit, wenn die Schneedecke kaum einen Blick auf ein Mäuseloch zulässt, wenn Regenwürmer oder Schnecken schon gar nicht zu finden sind, kann nur Aas seinen Nahrungsbedarf decken. Doch es gibt viele Konkurrenten, die ihm in solchen Situationen die Nahrung abspenstig machen. Die Jagd auf Kleinvögel gelingt ihm nur sehr selten, dazu ist er im Flug zu träge.
In seiner Not versucht er, in der Nähe von Siedlungen etwas Nahrung zu finden. Im Magen hungernder Mäusebussarde wurden Reste von Hausmaus, Wiesel, Wanderratte oder Fisch, ja sogar Pflanzenteile gefunden. Aber wenn der Schnee schmilzt, dann gibt es wieder gute Tage. Feldmäuse sind wieder besser zu erbeuten. Dann schlägt sich der Mäusebussard seinen Magen voll. Der hat erstaunliche Kapazitäten. 15 Mäuse können im dehnbaren Bussardmagen problemlos Platz finden.