Neue Online-Plattform verkauft regionale Produkte – inklusive Lieferung

Das Team des neuen Betriebes vor der Diele in Hollenbeck, wo der Hofladen eröffnet werden soll (von links): Hannes Tipke mit Freundin Hanna, der ehemalige Gemüsehändler Lindhorst, Lisa und Steffen Tipke. Fotos: Vanessa Teichmann
„Naturküste“ ist ein neuer Online-Marktplatz. Kunden können dort Produkte wie Fleisch, Obst oder Gemüse bei regionalen Anbietern aus dem Elbe-Weser-Dreieck bestellen und bekommen sie nach Hause geliefert. Auch aus dem Landkreis Stade sind Händler dabei.
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Von Heike Leuschner
Bislang sind es rund 50 Händler aus dem Elbe-Weser-Dreieck, die hier ihre Produkte anbieten. Auch aus Stade, Altem Land und Harsefeld können Kunden hier bestellen. Es sind sogar einige Anbieter direkt aus dem Kreis dabei: Die Plattform bietet Produkte vom Obsthof Schmoldt aus Krummendeich, Tipkes Hofkontor in Hollenbeck und der Altländer Apfelmanufaktur in Stade.
Einkaufen, was in der Region produziert wird. Fleisch, Obst, Kosmetika, die es so normalerweise nicht im Supermarkt zu kaufen gibt. Auch dann, wenn es mal nicht zum Besuch auf dem Wochenmarkt reicht. Für diesen Service hat ein junges engagiertes Team die Regionalmarke „Naturküste“ ins Leben gerufen. Hjördis Plate und Johanna Schaeper, die Geschäftsführerinnen der neu gegründeten Gesellschaft, haben den Online-Marktplatz der Regionalmarke für Kunden am Freitag freigeschaltet.
Faires Einkommen für Landwirte
18 Monate ist es her, dass Bioobst-Bäuerin Schaeper und Galloway-Züchterin Plate gemeinsam mit Unternehmerin Elke Freimuth, Juristin Mareike Krug und dem Regionalmanager und Förster Harald Müller am Lagerfeuer saßen und dort den Grundstein für die Regionalmarke „Naturküste“ legten. Ihr gemeinsames Ziel: eine artenreiche und vielseitige Region, die Landwirten ein vernünftiges und faires Einkommen sichert, einen strukturrechen Einzelhandel zu bieten hat, das Klima schützt, innovativ und attraktiv für Touristen sowie die Menschen in der Region ist.

Sie wollen, dass regionale Produkte in der Region bleiben: Johanna Schaeper (von links), Mareike Krug und Hjördis Plate vom Gründungsteam der Regionalmarke „Naturküste“. Foto: Leuschner.
„Es kann doch nicht sein, dass wir am Rand des Obstanbaugebietes Altes Land leben, aber in den Supermärkten hauptsächlich Äpfel aus Südafrika und anderen exotischen Ländern kaufen können“, sagt Hjördis Plate. Die Landwirtin aus Otterndorf hat schon vor Gründung der Regionalmarke einen Direktvertrieb zur Vermarktung des Fleisches von ihren hofeigenen Galloway-Rindern aufgebaut. Mit Erfolg. Johanna Schaeper betreibt in Geversdorf einen Obsthof. Ihre nach Bioland und Demeter zertifizierten Äpfel, Birnen und Zwetschen verkauft sie über Biogroßhändler deutschlandweit. „Aber hier vor Ort kann man bei Edeka keinen einzigen Apfel von mir kaufen. Das passt für mich nicht zusammen“, sagt die Unternehmerin. Ein eigener Hofladen ist für die zweifache Mutter zu personal- und zeitintensiv. „Außerdem ist der Kundendurchgang zu gering, als dass es sich lohnen würde.“
Online-Umfrage initiiert
Um herauszufinden, was die Menschen in der Region wollen, hat die Gruppe eine Online-Umfrage initiiert. Innerhalb kurzer Zeit hätten rund 650 Teilnehmer die Fragen beantwortet. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Teilnehmer ihren Fokus auf Natur gelegt haben – potenzielle Kunden genauso wie Landwirte, Produzenten, Gastronomen, Landfrauen und Touristiker. „Durch Corona konzentrieren sich viele Menschen wieder auf die eigene Heimat“, sagt Mareike Krug. Diesen Trend will die Gruppe nutzen. Die Einkaufsplattform ist dafür ein wesentlicher Baustein. „Wir wollen erreichen, dass man Regionales aus der entferntesten Ecke des Elbe-Weser-Dreiecks nach Hause geliefert bekommt“, sagt Schaeper.
Dass mit ihr und Plate zwei regionale Produzentinnen an der Spitze der neuen Regionalmarken-GmbH stehen, findet Krug ideal: „Das ist sinnvoll, weil sie sich gut auskennen und bereits regional vermarkten.“ Parallel zur Entwicklung eines Businessplanes nutzten und er[1]weiterten Schaeper und Plate ihr Netzwerk aus regionalen Produzenten. Rund 50 sind beim Start ihrer digitalen Einkaufsplattform am 15. Oktober mit dabei. Landwirte und andere Produzenten aus Sievern, Neuenkirchen und Otterndorf, Ihlienworth, Langen und dem Alten Land. Fleisch und Wurst, Obst und Gemüse, Blumen, Kosmetikprodukte und Hochprozentiges wird unter „Naturküste“ online vermarktet. Weitere Produzenten können dazustoßen. „Vor allem beim Gemüse wünschen wir uns noch Anbieter“, sagt Plate.
Lieferung am Folgetag geplant
Ihr Einkaufsportal verstehen die Regionalmarken-Strategen als Vermittlungsplattform. Die Gesellschaft kümmert sich um Marketing und Logistik; im Gegenzug erhält sie eine Provision von den Produzenten, die unter www.naturkueste.de ihre Waren vermarkten. Um Natur und Umwelt zu schonen, will „Naturküste“ bestehende Lager und vorhandene Logistik nutzen. Der Kunde soll das, was er heute bestellt, morgen schon erhalten. Doch den „Naturküste“-Gründern geht es nicht nur ums eigene Geschäft. Einen Teil ihres Umsatzes wollen sie an Naturschutzprojekte in der Region spenden. „Außerdem wollen wir Betriebe dazu ermutigen, gute Ideen umzusetzen“, sagt Schaeper.

per Mausklick zu den gewünschten Themen: Screenshot der neuen digitalen Einkaufsplattform.
So gebe es in der Region keinen Betrieb mehr, der Getreide zu Mehl verarbeite. Aber auch kleine Schlachtereien und Molkereien wünschen sich die Regionalmarken-Initiatoren in die Region zurück. „Wir können uns vorstellen, solche Betriebe zu unterstützen.“ Ihre Plattform biete auch Produzenten von Nischenprodukten Gelegenheit, diese zu vermarkten. Zwiebeln und Knoblauch etwa. „Bislang baut kaum noch ein Gemüsebauer so etwas an, weil der Absatzmarkt dafür nicht da ist.“
Infos über die Herstellung
Die Verbraucher sollen auf der digitalen Einkaufsplattform nicht nur mit dem Produkt konfrontiert werden, sondern auch etwas über die Herstellung erfahren. Schaeper und Plate wollen Landwirte und Konsumenten an einen Tisch bringen, damit sie miteinander und nicht mehr übereinander reden. Perspektivisch sind Betriebstouren und Hofführungen geplant. „Wir können uns auch Projekte mit Kindergärten und Schulen vorstellen“, sagt Hjördis Plate. Erste Anfragen habe es bereits gegeben. (san)