RKI: Vierjähriges Mädchen hat sich mit Affenpocken infiziert

Eine kolorierte rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Affenpockenvirus (grün) auf der Oberfläche von infizierten VERO E6-Zellen (blau), aufgenommen in der NIAID Integrated Research Facility. Foto: Niaid/Niaid/Planet Pix via ZUMA Press Wire/dpa
Ein vierjähriges Mädchen hat sich in Deutschland mit Affenpocken angesteckt. Beide Erwachsene ihres Haushaltes waren infiziert.
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Das Robert Koch-Institut (RKI) spricht erstmals von einer Affenpocken-Infektion bei einem Kind. Dem RKI-Lagebericht zufolge lebt es in einem Haushalt mit zwei erwachsenen Infizierten. Es handelt sich dabei um ein vierjähriges Mädchen aus Pforzheim in Baden Württemberg, wie aus einer RKI-Datenbank mit Stand vom Montag hervorgeht. Zuvor hatten Medien berichtet. Erst vergangene Woche waren dem RKI die ersten Ansteckungen bei Jugendlichen im Alter von 15 und 17 Jahren bekannt geworden.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Baden-Württemberg hat das Mädchen keine Krankheitssymptome. Das Kind sei nach Bekanntwerden eines Falls im Haushalt vorsorglich ärztlich untersucht worden. Bei einem Rachenabstrich seien dann Affenpocken diagnostiziert worden. Es gebe keine weiteren engen Kontaktpersonen außerhalb des Haushalts.
Bis jetzt 2916 Fälle in Deutschland gemeldet
Rund zweieinhalb Monate nach dem ersten Affenpocken-Nachweis in Deutschland sind dem RKI bis Montag insgesamt 2916 Fälle übermittelt worden. In fast allen Fällen handelt es sich um Männer. Bislang seien nur sieben weibliche Fälle ans RKI übertragen worden. "Nach derzeitigem Wissen ist für eine Übertragung des Erregers ein enger Kontakt erforderlich", hieß es weiter. Die Übertragungen erfolgten in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten. "Soweit bekannt, erkranken die meisten Betroffenen nicht schwer", schreibt das RKI.
42 Affenpocken-Fälle in Niedersachsen
Bislang haben sich in Niedersachsen 42 Menschen mit Affenpocken infiziert. Den jüngsten Fall habe es im Landkreis Verden gegeben, sagte ein Sprecher des Landesgesundheitsamtes am Dienstag in Hannover. Ausgesprochene Hotspots gebe es in Niedersachsen nicht; die Fälle seien relativ gleichmäßig über das Land verteilt. Die meisten Fälle wurden demnach mit 13 Infizierten in der einwohnerstärksten Region Hannover übermittelt.
Bislang handele es sich bei den infizierten Menschen in Niedersachsen ausschließlich um Männer, sagte der Sprecher. „In Niedersachsen gibt es noch keine Frauen, in anderen Bundesländern schon.“ Auch keine Kinder oder Jugendlichen seien unter den Betroffenen. Laut Robert Koch-Institut (RKI) hat sich inzwischen auch ein vierjähriges Mädchen aus Pforzheim in Baden Württemberg mit der Viruskrankheit infiziert. Erst vergangene Woche waren dem RKI zufolge die ersten Ansteckungen bei Jugendlichen im Alter von 15 und 17 Jahren bekannt geworden. Das Durchschnittsalter der Infizierten in Niedersachsen liege nach wie vor bei 39 Jahren, sagte der Sprecher des Landesgesundheitsamtes.
Niedersachsen habe gemessen an der Bevölkerungszahl damit vergleichsweise wenige Affenpocken-Fälle, hieß es. Rund zweieinhalb Monate nach dem ersten Affenpocken-Nachweis in Deutschland sind laut RKI bis Montag insgesamt 2916 Fälle übermittelt worden.
Rund 300 Impfungen in Niedersachsen
Niedersachsen hatte im Juni 1200 Einzelimpfdosen des Affenpocken-Impfstoffs vom Bund bekommen. Bislang hätten die Impfärzte in Niedersachsen rund 300 Impfungen vorgenommen, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. „Das zeigt, dass die Impfungen gut angenommen werden, wir aktuell aber auch ausreichend viele Dosen zur Verfügung haben“.
Affenpocken sind nach RKI-Angaben eine seltene Viruserkrankung. Nach bisherigem Kenntnisstand werden sie hauptsächlich durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Nach WHO-Angaben sind der weitaus größte Teil der Betroffenen Männer bis 65 Jahre, die Sex mit Männern haben. Generell kann sich aber jeder infizieren, der engen körperlichen Kontakt mit Infizierten hat.
Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken (Variola) verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder. Die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen, allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. (dpa)