Sehnsucht nach Europa: Wie weit ist Werder Bremen?

Bremens Marco Friedl (l) und Frankfurts Omar Marmoush kämpften im April um den Ball (Archivbild). Foto: Arne Dedert/dpa
Es gibt in Bremen eine Sehnsucht nach den großen alten Europapokal-Tagen. Einige formulieren das deutlich, andere durch die Blume. Der nächste Gegner ist da für Werder ein guter Gradmesser.
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Bremen. Das war mutig für Bremer Verhältnisse. „Ich kann nicht sagen, wann wir mal wieder im Europapokal spielen. Aber ich kann versprechen, dass ich und dass wir jeden Tag alles geben werden, damit Werder mittelfristig wieder international spielen kann“, sagte Clemens Fritz in dieser Woche bei seiner ersten Mitgliederversammlung als Geschäftsführer Fußball von Werder Bremen.
Fritz war selbst als Spieler dabei, als Werder in den Nullerjahren in der Champions League gegen den FC Barcelona, FC Chelsea oder Real Madrid spielte. Und es ist nun seine Aufgabe als Nachfolger von Frank Baumann, eine Entwicklung fortzusetzen, die den viermaligen deutschen Meister in den vergangenen Jahren immer näher in kleinen Schritten wieder heranbrachte an die ersehnte Rückkehr in das internationale Geschäft.
In der vergangenen Saison fehlten nur zwei Tore für einen Platz in der Conference League. Aktuell steht Werder nach zehn Spieltagen wieder in demselben Tabellenbereich in Reichweite der Europacup-Plätze. Der nächste Gegner Eintracht Frankfurt (Samstag, 18.30 Uhr/Sky) ist ein guter Gradmesser dafür, wie gefährlich die Bremer den Topclubs der Liga schon wieder werden können.
Frankfurt als Vorbild
Als Tabellendritter haben die Frankfurter in den vergangenen Jahren vieles vorgemacht, an dem sich Clemens Fritz und die Werder-Verantwortlichen orientieren können: Noch 2017 ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf, spielt die Eintracht mittlerweile regelmäßig international. Sie hat immer wieder junge Topspieler wie den Franzosen Randal Kolo Muani preisgünstig entdeckt, teuer weiterverkauft und die Nachfolger wie in diesem Fall den früheren Wolfsburger Omar Marmoush (11 Saisontore) bereits frühzeitig an der Angel gehabt.
„Das ist eine große Aufgabe“, sagte Trainer Ole Werner über das Frankfurt-Spiel. Und dazu noch eine, bei der ihm die beiden Stammspieler Felix Agu (Knieprobleme) und Jens Stage (Nackenprobleme) unerwartet fehlen werden.
Der Däne Stage ist trotz dieses Ausfalls ein gutes Beispiel für Werders positive Entwicklung in den vergangenen drei Jahren. In den ersten Monaten hatte er noch einige Anpassungsprobleme in der Bundesliga. Mittlerweile ist er Stammspieler in Bremen und Nationalspieler in seiner Heimat. In dieser Woche verlängerte er seinen Vertrag.
Leistungsträger bekennen sich zu Werder
„Er ist in einer Reihe von Leistungsträgern der nächste Spieler, der sich zu uns bekennt“, hob Werner hervor. Gleiches galt in den vergangenen Monaten auch für Torwart Michael Zetterer, den ehemaligen Bayern-Profi Mitchell Weiser oder den Österreicher Romano Schmid.
Abgesehen von Niclas Füllkrug hat Werder seit dem Abstieg 2021 keinen Stammspieler mehr verloren. Parallel dazu entwickelte der Club Spieler wie Schmid, Agu oder Justin Njinmah weiter.
Trainer Werner hat deshalb auch den Europacup als Fernziel im Visier - auch wenn er das deutlich zurückhaltender formuliert als Fritz. „Es wird bei uns immer nur darüber gehen, dass wir ein bisschen mehr machen, dass wir ein bisschen kreativer sind, dass wir ein bisschen schneller sind als andere“, sagte er. „Und dass wir in schwierigen Momenten ein bisschen mehr bei uns bleiben als Andere mit mehr Geld. Das ist unsere Chance!“