Sekt: Diese Veränderung hat kaum einer bemerkt
Sektflaschen laufen in der Rotkäppchen Sektkellerei in Freyburg nach der Abfüllung über die Linie. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Wer in jüngster Zeit die Korken hat Knallen lassen, könnte es eigentlich schon bemerkt haben: Deutsche Sektflaschen fühlen sich jetzt anders an.
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Mainz. Deutsche Sektkellereien haben mit Blick auf die Umwelt das Gewicht der Flaschen in den vergangenen Jahren durchschnittlich um fast 100 auf knapp 585 Gramm gesenkt. Mit dieser „größtmöglichen Reduzierung“ habe die Branche einen „wichtigen Grundstein zu nachhaltigem Handeln“ gelegt, sagte der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien (VDS), Alexander Tacer, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.
Sektflaschen werden leichter
Meist werde der im Charmat-Verfahren - also beim Gären in großen Drucktanks - hergestellte Sekt in 560-Gramm schwere Flaschen gefüllt. Bei der Reduktion des Flaschengewichts gebe es wegen des Drucks von mindestens 3,5 bar in den Flaschen allerdings Grenzen, sagte Tacer. Noch vor wenigen Jahren habe die Standard-0,75-Liter-Flasche mit einem Leergewicht von 650 Gramm als untere Gewichtsgrenze für Sektflaschen gegolten.
Die Flasche sei die größte Stellschraube für die Verminderung der CO2-Emissionen. „Eine leichtere Glasverpackung benötigt generell weniger Ausgangsmaterial für die Herstellung und bringt zudem Einsparungen von CO2-Emissionen beim Warentransport mit sich“, sagte Tacer. „Insofern ist ein geringeres Gewicht aus ökologischer Sicht in doppelter Weise vorteilhaft.“
Sektlaune steigt weiter - Jede sechste Flasche ein Rosé
Sekt aus Deutschland ist zunehmend gefragt. Der Verkauf der Mitgliedsunternehmen im VDS ins In- und Ausland lag 2022 mit 284,6 Millionen Flaschen um rund 2,8 Prozent über dem Wert des Vorjahres, wie Tacer sagte. „Damit ist man auf gutem Wege, das Niveau von vor der Pandemie wieder zu erreichen.“ Der Verband steht nach eigenen Angaben für rund 95 Prozent der Sektherstellung in Deutschland.
Innerhalb Deutschlands wurden im vergangenen Jahr rund 2,3 Prozent mehr 0,75-Liter-Sektflaschen verkauft als 2021, insgesamt rund 247,9 Millionen Flaschen. Dieser positive Trend setze sich auch im ersten Halbjahr 2023 fort, sagte Tacer. Der Inlandsabsatz sei noch einmal um 6,5 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2022 auf rund 109,3 Millionen Flaschen gewachsen.
Die steigende Nachfrage nach Rosé-Sekt hält ebenfalls an: Etwa jede sechste verkaufte Sekt-Flasche (16,4 Prozent) gehört inzwischen dazu. Das Nischenprodukt alkoholfreier Sekte legt auch zu. Der Verkauf dieser Getränke stieg um 7,2 Prozent.
Sehr niedrige weltweite Weinproduktion erwartet
Die weltweite Weinproduktion könnte nach einer Branchenschätzung in diesem Jahr allerdings auf den niedrigsten Stand seit 60 Jahren zurückgehen. Wie die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) in Dijon mitteilte, wird in der EU ein Produktionsvolumen erwartet, das acht Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt liegt.
In Deutschland, dem viertgrößten europäischen Erzeugerland, rechnen die Fachleute mit einem leichten Zuwachs. Italien und Spanien verzeichneten aufgrund ungünstiger Wetterbedingungen, die zu Mehltau und Dürre führten, einen deutlichen Rückgang im Vergleich zu 2022. Frankreich werde 2023 zum weltweit größten Erzeuger mit einem Volumen, das leicht über seinem Fünfjahresdurchschnitt liegt.
Wieder einmal hätten extreme Wetterbedingungen wie Frühfrost, starke Regenfälle und Trockenheit einen erheblichen Einfluss auf die Weinproduktion gehabt, teilte die OIV mit. Vor dem Hintergrund des weltweit sinkenden Weinkonsums und der hohen Lagerbestände in vielen Teilen der Welt könne die erwartete geringe Produktion jedoch das Gleichgewicht auf dem Weltmarkt wiederherstellen.
Weltweit wird nach mittlerer Schätzung eine Weinproduktion von mehr als 244 Millionen Hektolitern erwartet. Diese läge damit sieben Prozent unter dem bereits unterdurchschnittlichen Volumen von 2022.