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Wilhelmsburg

Sie drücken in den Ferien die Schulbank

Celina Rogge mit zwei ihrer Schüler, Raugi und Boubacar. Foto: Felsch

Celina Rogge mit zwei ihrer Schüler, Raugi und Boubacar. Foto: Felsch

In den Ferien die Schulbank drücken? Für die Kinder der Stadtteilschule Wilhelmsburg ist das kein Problem. Im Gegenteil, sie kommen gern. „Weil es ihnen Spaß macht und sie hier spielend ihre Lernprobleme überwinden“, sagt die angehende Sozialpädagogin Celina Rogge aus Buxtehude.

Von Franziska Felsch Montag, 20.06.2022, 14:00 Uhr

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Climb steht für „Clever lernen, immer motiviert bleiben“. Das gelte für das ganze Leben, erklärt die Buxtehuderin. Den Kindern Selbstvertrauen zu geben und ihre persönlichen Talente zu fördern, stehe bei „Climb“ an erster Stelle, sagt die Studentin, seit April 2021 dabei. Als sie vor einem Jahr von dem Projekt hörte, entschloss sie sich sofort mitzumachen. Mittlerweile gehört sie zum Team und organisiert die Lernferien mit. Zwei Tage in der Woche widmet sich Celina Rogge ihrem Dual-Studium, drei Tage sitzt sie im Büro.

Individuellen Stärken fördern

Wenn sie dann in den jeweils zwei Ferienwochen im Frühjahr, Sommer und Herbst sieht, wie die Kinder von der Vorschulklasse bis zur vierten Klasse von dem Modell profitieren, macht sie das glücklich. „Im normalen Schulalltag bleibt kaum Zeit, sich individuell um jedes Kind zu kümmern und seine Stärken zu fördern. Viele bleiben auf der Strecke, haben regelrecht Angst vor der Schule, nach Climb gehen sie wieder ohne Bauschmerzen hin“, weiß Projektleiterin Rogge. Von 9 bis 16 Uhr sind drei Erwachsene für etwa 15 Schüler da und fördern nicht nur deren Deutsch- und Mathekenntnisse auf spielerische Art und Weise, sondern in erster Linie das Selbstbewusstsein ihrer Schützlinge.

„55 Kinder haben wir im Schnitt, viele Wiederholungstäter, ein sicheres Zeichen, dass die Alternative zum chillen zu Hause gut ankommt“, freut sich Schulleiter Thomas Halbrock, der das Climb-Team nun schon zum siebten Mal eingeladen hat.

„Es ist auch eine gute Schule für uns Erwachsene“, hat Celina Rogge festgestellt. „Ich nehme hier sehr viel mit für meinen späteren Beruf“, ist sich Celina Rogge sicher.

„Viele angehenden Lehrer, die zum ersten Mal vor einer Klasse stehen, sind völlig desillusioniert, bei uns lernen sie den realistischen Schulalltag frühzeitig kennen“, fügt Susan Schütz von Lokalkoordination Hamburg hinzu.

Hier gibt es die Initiative 

Climb – entstanden aus einer Privatinitiative – gibt es mittlerweile in mehreren Städten in Deutschland. Im Hamburger Süden wird es neben Wilhelmsburg, in Veddel und in Neuwiedenthal angeboten. Für diese Standorte werden noch Ehrenamtliche gesucht aus dem Raum Buxtehude, Neu Wulmstorf, Altes Land, weil die Fahrtwege kurz sind.

Studenten der Pädagogik, der Psychologie, Referendare, Lehrer, aber auch diejenigen, die mit Kindern arbeiten, sowie 17-jährige Schüler, die noch nicht so richtig wissen, was sie beruflich machen wollen, können sich dort bewerben.

„Es ist für jeden zu empfehlen, der beruflich mit Kindern zu tun hat“, findet Rogge und verweist in diesem Zusammenhang auf die zusätzlichen Angebote am Nachmittag, die eineinhalbstündigen Workshops zu Themen wie Stressmanagement oder Work-Life-Balance. Die intensiven Schulungen haben ihr persönlich viel gebracht, meint Celina Rogge. „Früher hatte ich mich auch schon ehrenamtlich in einer Schule engagiert, aber dieses Modell finde ich persönlich besser.“

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