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Frauenfußball

So kämpfen die VSV um den Klassenerhalt in der Oberliga

Torhüterin Anna-Lena Lünsmann steht vor dem Comeback. Foto: Schmietow

Torhüterin Anna-Lena Lünsmann steht vor dem Comeback. Foto: Schmietow

Die VSV Hedendorf/Neukloster sind in der Fußball-Oberliga der Frauen eine Schießbude und auch die Tormaschine ist bislang ausgeschaltet. Der Aufsteiger überwintert auf dem letzten Tabellenplatz. Krisenstimmung macht sich dennoch nicht breit. Aus guten Gründen.

Von Lars Wertgen Mittwoch, 28.12.2022, 06:00 Uhr

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Vier Punkte bei vier Toren und 44 Gegentreffern: Nach einem halben Jahr in der Oberliga lesen sich die nackten Zahlen aus Sicht der VSV Hedendorf-Neukloster grausam. Es dürfte einige Außenstehende geben, die bereits mit dem Abgesang beginnen. „Wir gucken erst am Ende auf die Tabelle“, will Trainer Bernd Albers davon nichts hören.

Die schwache Hinserie sei schließlich erklärbar. Die VSV spielten 2019 noch in der Bezirksliga und sind nach kurzer Zeit in der Landesliga nun auf ganz neuem Terrain unterwegs. „Als Neuling müssen wir uns in der Oberliga erst einmal akklimatisieren“, so Albers vor der Saison. Genau in dieser wichtigen Anfangsphase fielen jedoch einige der besten Spielerinnen aus.

Schlüsselspielerinnen fallen verletzt lange aus

In fast allen Partien mussten die VSV verletzungsbedingt auf Mayline Danner verzichten, die einst in der 2. Bundesliga auflief. Die 32-jährige Spielertrainerin ist für die VSV Gehirn und Ruhepol in Personalunion. Zudem verletzte sich Anna-Lena Lünsmann zu Saisonbeginn schwer am Knie. Mit ihren Paraden nervte die Torhüterin im Sommer noch die Stürmerinnen von Werder Bremen, als der Bundesligist zum 100. Geburtstag der VSV zu Gast war. Beide Spielerinnen sind nicht zu ersetzen. „Uns ist da ein wichtiges Gerüst weggebrochen“, klagt Albers. Lünsmann könnte aber im März ihr Comeback feiern, bei Danner müssen die VSV abwarten. Albers: „Wir sind guter Dinge, wollen aber nichts überstürzen.“

Eigentlich war geplant, dass sich die jungen Spielerinnen an jenen Führungsspielerinnen orientieren. Denn Talente gibt es bei den VSV beeindruckend viele. Der Altersdurchschnitt liegt bei 22 Jahren. Die Jüngste ist Torhüterin Nike Fonfara, die mit 15 Jahren ihr Oberliga-Debüt feierte. An manchen Spieltagen hätte man meinen können, die VSV würden mit einer B-Jugend antreten, die durch ein paar Erwachsene aufgefüllt wurde. „Wir haben natürlich viel Lehrgeld gezahlt“, erklärt Albers. Das sei aber allen vorher bewusst gewesen und gehöre dazu. Positiv sei: Durch die vielen Spielanteile hätten die Talente bereits jetzt eine enorme Entwicklung gemacht, lobt Albers.

Theoretisch könnten die VSV auf ihrem Kunstplatz durchtrainieren. Albers und sein Trainerteam entschieden sich jedoch dagegen. Um mal richtig abschalten zu können. „Wir brauchen die Pause, um Kraft zu tanken und die gesammelten Erfahrungen mental zu verarbeiten“, erklärt Albers den cleveren Schachzug. Ende Januar beginnt dann die Vorbereitung. Der Fokus wird darauf liegen, die richtige Balance zu finden.

Offensive erzielt nur vier Tore in 13 Spielen

Bislang war das Spiel der VSV sehr auf eine kompakte Abwehr ausgelegt. „Wir haben das defensiv auch ganz gut gemacht, abgesehen von einigen Ausreißern“, erklärt Albers. Mitunter fehle aber noch die Cleverness. Und: Wenn man tief steht, ist der Weg nach vorne sehr weit. Zu weit. Die vier Treffer aus 13 Spielen sprechen für sich. Die VSV vermissen zudem Stürmerin Sarah Wohlers (Auslandsjahr) stärker als erhofft. Immerhin ist mit Louisa Casemir eine offensivstarke Spielerin zurück.

Auch wenn es nicht einfacher wird, je weniger Spiele man hat: Die VSV wollen und werden sich also nicht aufgeben. Der Aufsteiger hatte schließlich auch einige Spiele, in denen er gegen starke Teams mithalten konnte. Am ersten Spieltag kamen die VSV zum Beispiel bei Vorjahresmeister SV TiMoNo zu einem Punktgewinn. Das stimmt im Verein optimistisch.

Torhüterin: „In der Rückrunde greifen wir an“

„Wir werden 2023 an unsere Grenzen gehen, um die Klasse zu halten.“ Und wenn es doch nicht reichen sollte? „Dann hat uns das Jahr in der Oberliga trotzdem weitergebracht“, so Albers, der sich beeindruckt zeigt, wie das Team mit den Niederlagen umgehe. Die Spielerinnen seien zunächst geknickt, könnten die Ergebnisse aber schnell richtig einordnen. Das zeuge trotz des jungen Alters von Reife und sei auch ein Grund, weshalb es im Team keine Untergangsstimmung gäbe.

So verkündete Torhüterin Lünsmann zuletzt innerhalb des Teams: „In der Rückrunde greifen wir an.“

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