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Kreishandwerkerschaft

So lange müssen Kunden auf Handwerker-Termine warten

Den Handwerksbetrieben in Deutschland fehlen laut Zentralverband insgesamt rund 250.000 Fachkräfte. Foto: Gereke

Den Handwerksbetrieben in Deutschland fehlen laut Zentralverband insgesamt rund 250.000 Fachkräfte. Foto: Gereke

Zwischen elf Wochen und vier Monaten beträgt die Wartezeit. Mit welchen Herausforderungen die Kreishandwerkerschaft in Stade zu kämpfen hat.

Donnerstag, 30.06.2022, 06:00 Uhr

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Auf einen Handwerker müssen Kunden zurzeit durchschnittlich elf Wochen warten, auf Bauhandwerker sogar rund vier Monate. „Das sind Rekordwerte“, sagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. „Die Kunden müssen lange warten.“ Die Wartezeiten dürften auch kaum sinken: Die Branche kämpft mit Lieferengpässen, enormen Preissteigerungen und Fachkräftemangel – alles auf einmal.

Die Internationale Handwerksmesse, auf der Bundeskanzler Olaf Scholz am 8. Juli die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft treffen will, steht im Zeichen der Krise. Selbst auf dem Bau, der bisher ein stabiler Konjunkturanker war, habe sich die Lage dramatisch verschärft, sagte Schwannecke. „Auf vielen Baustellen stocken die Arbeiten, in Kfz-Werkstätten fehlen Ersatzteile, bei den Industriezulieferern des Handwerks Rohstoffe und Vorprodukte.“ Weil Preissteigerungen nicht überall an die Kunden weitergegeben werden könnten, würden früher kalkulierte Angebote für die Betriebe inzwischen nicht selten zum Verlustgeschäft.

Im Wohnungsbau gebe es Preissteigerungen um die 20 Prozent, sagte der bayerische Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl. In einigen Kommunen werde ein Viertel der Bauanträge zurückgezogen. „Die ersten Wohnungsbauunternehmen warnen bereits vor einem abrupten Ende des Baubooms im kommenden Jahr.“

Wie der Fachkräftemangel das Handwerkt im Landkreis Stade trifft

„Wir stehen, wie seit einigen Jahren, vor vielen Herausforderungen“, sagt auch Stades jüngst im Amt bestätigter Kreishandwerkermeister Jörg Klintworth. Neben den Unruhen in Europa hätten der veränderte Finanzmarkt und bundespolitische Entwicklungen zu Energie und Förderwelt enorme Auswirkungen auf den Mittelstand.

„Das Handwerk wird auch darauf reagieren müssen, sind es doch unsere Leute, ohne die keine neue und keine alte Energiewirtschaft funktionieren wird“, so Klintworth. Denn es seien die Fachleute aus Elektrik/Elektronik, Klimatechnik, Baugewerbe, Mechatronik in Kfz und Land- und Baumaschinen, Schornsteinfeger und viele andere, die nicht reden, sondern machen müssten. „Reden kann Politik viel, machen müssen wir es, und dazu braucht es Leute, Leute, die machen. Fachkräfte, die kommen, um zu bleiben, Betriebe die ausbilden und Azubis, Azubis, Azubis.“

Den Handwerksbetrieben in Deutschland fehlen laut Zentralverband insgesamt rund 250.000 Fachkräfte.

Dabei fordert Klintworth auch die Politik auf: „Das ständige Anpeitschen der Lehrer, Eltern und Schüler zu Abitur und Studium ist einer der größten Fehler der vergangenen 20 Jahre, da können wir so viele Werbekampagnen fahren, wie wir wollen – die Politik muss sich dafür einsetzen, dass das Image des Handwerkes wieder besser wird.“ Ein Meister verdiene in seinem Arbeitsleben nicht schlechter als ein Akademiker.

Was Stades Handwerker zur Debatte um die Vier-Tage-Woche sagen

Klintworth schaut auch gespannt auf die Diskussionen zur Vier-Tage- oder 42-Stunden-Woche: „Wie sollen wir es unseren Mitarbeitern verkaufen, dass die Industrie die Vier-Tage-Woche anbietet – das werden wir uns im Handwerk nicht erlauben können.“ Eine Lösung darauf hat Klintworth oder andere Anwesende nicht parat, aber: Klintworth wünscht, dass sich die Innungsbetriebe vor Ort noch enger vernetzen und ihr Wissen teilen: „Ein gemeinsamer Share-Point – denn jedes Problem hat es doch meist schon einmal gegeben und damit oft auch eine Lösung“.

Kreishanderwerkerschaft Stade wählt Vorstand neu

Die Kreishandwerkerschaft Stade hat bei den Vorstandswahlen in der Wehler Deel in Fredenbeck-Wedel überwiegend den alten Vorstand im Amt bestätigt. Hauptgeschäftsführer Detlef Böckmann führte im kleinen Rahmen gemeinsam mit Jörg Klintworth durch das Treffen. Im Vorstand kam Ulrich Tietjen (Kraftfahrzeugtechnikmeister) als Fachbeirat hinzu. Im erweiterten Vorstand konnten weitere neue Gesichter hinzugewonnen werden: „Es ist schön, Ehrenämtler zu finden, die sich für ihre Berufung und für Menschen um sie herum einsetzen wollen“, lobt Böckmann dessen Engagement und bedankt sich für die Annahme der Wahlen. (br/dpa)

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