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So viele Weltkriegsbomben werden in Hamburg und Niedersachsen immer noch gefunden

Eine entschärfte Bombe aus dem Weltkrieg ist in Hamburg auf einem Spezialfahrzeug verladen. Mehr als 200 Weltkriegsbomben und Granaten sind 2022 in Hamburg geborgen und sichergestellt worden. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Eine entschärfte Bombe aus dem Weltkrieg ist in Hamburg auf einem Spezialfahrzeug verladen. Mehr als 200 Weltkriegsbomben und Granaten sind 2022 in Hamburg geborgen und sichergestellt worden. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Granaten, Minen, Blindgänger: In Hamburg sind in diesem Jahr zahlreiche Waffen gefunden worden, die aufgrund ihrer Sprengkraft bis heute eine Gefahr darstellen. In Niedersachsen ist die Zahl gefundener Weltkriegsbomben zuletzt gestiegen.

Freitag, 30.12.2022, 16:00 Uhr

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Mehr als 200 Weltkriegsbomben und Granaten sind 2022 in Hamburg geborgen und sichergestellt worden. Wie viele Sprengsätze insgesamt noch in der Elbstadt vergraben sind, ist unklar. Ein Ende sei nicht in Sicht, sagte Sprengmeister Michael Hein auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Theoretisch könnten es noch über 1300 Bomben sein."

Nach Angaben der Hamburger Feuerwehr waren unter den Funden neun Sprengbomben, davon eine mit einem besonders gefährlichen Säurezünder. Auch 42 Granaten mit unterschiedlichsten Kalibern sowie weitere Handgranaten, Panzerfäuste und Gewehrmunition wurden gefunden. Acht Sprengbomben seien entschärft und eine gesprengt worden.

Munition auf dem Grund der Nord- und Ostsee

Es gehe weiterhin eine Gefahr von vergrabenen Bomben und Kampfmitteln aus. Die Hinterlassenschaften eines Krieges zu beseitigen sei eine Generationenaufgabe. "Dies wird sich auch beim Wiederaufbau der Ukraine zeigen", sagte Hein.

Die Munitionsaltlasten beschäftigen nicht nur Hamburg, sondern den gesamten Norden. Auf dem Grund von Nord- und Ostsee liegen nach Schätzungen des Umweltministeriums in Schleswig-Holstein rund 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition, die zunehmend verrottet. Austretende Stoffe drohen die Umwelt zu gefährden.

Mehr gefundene Bomben in Niedersachsen 

Die Zahl gefundener Weltkriegsbomben wird in den kommenden Jahren vermutlich weiter zunehmen. Davon geht das niedersächsische Innenministerium aus. Grund seien viele Bauvorhaben etwa beim Schienennetz, dem Glasfaserausbau und den erneuerbaren Energien.

Im Jahr 2021 gab es trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie bereits einen Anstieg bei den geborgenen Kampfmitteln. Das geht aus dem Ende September vorgestellten Bericht des Kampfmittelbeseitigungsdienstes hervor. Demnach wurden in dem Jahr rund 156 Tonnen Kampfmittel aus der Zeit der beiden Weltkriege geborgen und entsorgt. In 2020 waren es 111 Tonnen. In etwa 13 Prozent der Einsätze wurden Bomben direkt am Fundort kontrolliert gesprengt.

Viel Weltkriegsmunition sei beim Bau von Windparks in der Nordsee gefunden worden. Üblicherweise wird Munition laut dem Ministerium durch die Auswertung von Kriegsluftbildern oder auch zufällig, etwa bei Neu- oder Umbaumaßnahmen, entdeckt. Funde sollten sofort der Polizei oder Kommune gemeldet werden, hieß es.

In Bremen werden jeden Tag Kampfmittel gefunden

Wie viel Munition noch in den Böden liegt, kann das Ministerium nicht sagen. „Für den Bereich der Nord- und Ostsee wird von einer Gesamtbelastung von ca. 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Kampfmittel und 5000 Tonnen Kampfstoffmunition ausgegangen”, hieß es lediglich. In wie vielen Jahren sämtliche Kampfmittelreste geborgen seien, könne nicht seriös gesagt werden. Der Zweite Weltkrieg endete vor über 77 Jahren.

In Bremen wurden in diesem Jahr bis Ende Oktober rund 340 Bomben und Granaten sowie 350 Kilogramm sonstiger Kampfmittel beseitigt. „Man kann sagen, dass in Bremen jeden Tag Kampfmittel gefunden werden”, teilte die Polizei mit. Meist bekomme die Bevölkerung davon nichts mit. Im Jahr 2021 wurden in dem Bundesland 5,5 Tonnen Kampfmittel beseitigt. 21 Blindgänger wurden dabei am Fundort gesprengt. Seit Kriegsende wurden in Bremen mehr als 16.000 Bomben entschärft. (dpa)

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