Sorge vor Schweinepest: Landkreis Stade beschafft Schutzzaun für Krisenfall
Teilnehmer an einer Praxisübung zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bergen ein totes Wildschwein. Foto: Sina Schuldt/dpa
75 Kilometer an Zaunmaterial, aufgebaut in maximal drei Tagen – so sieht der Notfallplan der fünf kooperierenden Landkreise im Nordwesten Niedersachsens aus. Das Kreis-Veterinäramt in Stade warnt: Gefahr der Einschleppung ist groß.
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Der Landkreis Stade hat gemeinsam mit den Kreisen Cuxhaven, Rotenburg, Osterholz und Verden weitere Vorkehrungen für den Fall getroffen, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) nach Niedersachsen eingeschleppt werden sollte. Zwar blieb das Bundesland blieb bislang anders als Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen verschont. Die Gefahr der Einschleppung der ASP sei aber unverändert hoch, warnte das Kreis-Veterinäramt in Stade am Freitag.
Zur Vorbeugung schlossen die fünf Nordwest-Kreise eine Art Stand-by-Vertrag mit einer in der Region ansässigen Zaunbaufirma. Die Firma verpflichtete sich für den Ernstfall, nach den Vorgaben des Tierseuchenkrisenzentrums Material für 25 Kilometer elektrischen Zaun sowie 50 Kilometer festen Zaun vorzuhalten und binnen 24 beziehungsweise 72 Stunden an den Ausbruchsort zu liefern. Darauf einigten sich Vertreter der Landwirtschaft, der Maschinenringe und der Veterinärämter in einer Videokonferenz.
Kreise wappnen sich gegen Schweinepest – Im Ernstfall: Zaunbau
Zuvor hatte bereits das Land Niedersachsen 150 Kilometer an Schutzzäunen beschafft, auf die die zuerst betroffene Region Zugriff hätte. Der Zaun mit einem festem Knotengeflecht soll bei einem Ausbruch den Fundort abriegeln und eine Ausbreitung verhindern. „Es gilt, zehn Millionen Schweine in Niedersachsen zu schützen“, hatte Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) anlässlich der Anlieferung des Schutzzauns in eine Halle des Bundeswehrdienstleistungszentrums Bergen bei Bad Fallingbostel erklärt.
Das Zaun-Material entspricht etwa 700 Euro-Paletten oder rund 35 Lkw-Ladungen, es kostet 1,1 Millionen Euro. Im Bedarfsfall dient die Schutzzone, die dann eingerichtet wird, dazu, dass das infizierte Wildschwein in Ruhe sterben kann. In einem weiteren Abstand von etwa fünf Kilometern soll ein weiterer Schutz errichtet werden, ein Eindringen von Schweinen sollen auch in den Boden getriebene Heringe verhindern.
Drahtzäune gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) lagern in einer Halle. Foto: Philipp Schulze/dpa
Schweinepest für den Menschen ungefährlich
Für den Menschen ist die ansteckende Tierseuche ungefährlich. Bei Haus- und Wildschweinen hingegen verläuft sie meist tödlich. Die Folge seien großes Tierleid und enorme wirtschaftliche Verluste, hieß es vom Landkreis Stade. Bei der Bekämpfung der Seuche habe sich in den betroffenen Bundesländern die Errichtung von Zäunen bewährt, um die Verbreitung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen.
Im September 2020 wurde die ASP bei einem Wildschwein in Brandenburg und damit erstmalig in Deutschland nachgewiesen. Seitdem breitete sich die Tierseuche bei Wildschweinen dort, aber auch in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern weiter aus. Aktuell sei die Seuche bis auf 33 Kilometer an Niedersachsen herangerückt, informierte das Stader Veterinäramt.
Stades Veterinäramtsleiterin: „ASP-Eintrag in Hausschweinebestände verhindern“
„Es muss alles darangesetzt werden, um einen ASP-Eintrag in Hausschweinebestände zu verhindern“, warnte Stades Veterinäramtsleiterin Dr. Sibylle Witthöft. Dazu müssten alle Halter von Schweinen die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen strikt einhalten. Das gelte auch für Besitzer von Minipigs. Gleichzeitig müsse ein möglicher ASP-Eintrag in die Wildschweinpopulation möglichst frühzeitig erkannt werden. Hierzu sei es unerlässlich, dass tot aufgefundene Wildschweine unverzüglich unter 04141/12 39 10 gemeldet werden.
Die Landräte im Nordwesten haben sich bereits vor über zehn Jahren zur Zusammenarbeit im Tierseuchenkrisenfall und zur Einrichtung eines gemeinsamen Tierseuchenkrisenzentrums verpflichtet. Dadurch ergibt sich die Bekämpfung von Tierseuchen im Elbe-Weserraum aus einer Hand.
Schweindepest: Im Ausbruchsfall könnte die Bundeswehr helfen
Im Ausbruchsfall werde möglicherweise auch die Bundeswehr um Hilfe gebeten, kündigte die Landwirtschaftsministerin an. „Die Bundeswehr hat ein hohes Eigeninteresse, unsere Truppenübungsplätze sind Schwarzwild-reich. Jeder Ausbruch würde unseren Übungsbetrieb massiv einschränken“, sagte Kommandeur Oberst Dirk Waldau.
Hilfreich seien auch Hundestaffeln, die extra für die ASP ausgebildet wurden. Die Hunde erschnüffeln die Infizierten, berühren sie aber nicht und schlagen Alarm. Einen Impfstoff gibt es noch nicht. „Die Herstellung soll sehr schwierig sein, insofern ist eine Einzäunung das probate Mittel“, sagte Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. (dpa/tip)