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Krieg

Spenden, Wohnraum, Transporte: Wo Hilfe für die Ukraine jetzt sinnvoll ist

Steven Hermeling (rechts) und polnische Helfer laden am Grenzbahnhof Przemysl Hilfsgüter aus Stade direkt am Gleis zur Verteilung ab. Foto: Hermeling

Steven Hermeling (rechts) und polnische Helfer laden am Grenzbahnhof Przemysl Hilfsgüter aus Stade direkt am Gleis zur Verteilung ab. Foto: Hermeling

Zurzeit gehen fast täglich private Hilfstransporte aus dem Kreis Stade in Richtung Osten. Auch die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine haben den Landkreis schon erreicht. Dazu, wo und wie am besten geholfen werden kann, haben wir Tipps zusammengestellt.

Von Anping Richter Donnerstag, 10.03.2022, 06:00 Uhr

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Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist nach wie vor riesig. Viele wollen wissen, wo sie spenden oder mit anpacken können. Landkreis, DRK und Privatleute, die bereits Hilfstransporte organisiert haben, geben Tipps dazu, worauf geachtet werden sollte.

Geldspenden

Das DRK hat laut DRK-Kreisgeschäftsführer Uwe Lütjen deutschlandweit die Vorgabe, sich auf Geldspenden zu beschränken (IBAN: DE63370205000005023307, BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: Nothilfe Ukraine). Der Grund: Hilfstransporte für die ukrainische Bevölkerung werden vom DRK zentral von Berlin nach Polen geschickt – das spart Sprit, entlastet die Straßen und verhindert Chaos.

Das Polnische Rote Kreuz hat ein Logistikdrehkreuz aufgebaut, um die Hilfsgüter so schnell wie möglich an die Bevölkerung in der Ukraine und Geflüchtete in Polen zu verteilen. Das Rote Kreuz ist nach wie vor auch in der Ukraine vor Ort. In der Aktion „Deutschland hilft“ haben sich 21 Hilfsorganisationen zusammengeschlossen, die im Einsatz in der Ukraine und den Zufluchtsländern sind – von der Awo bis zu den Maltesern.

Private Hilfstransporte

In den vergangenen Wochen sind private Hilfsgüter-Transporte aus dem Kreis Stade fast täglich mit gesammelten Sachspenden Richtung Osten gefahren – wie der von Randy Bülau aus Bliedersdorf oder der von Anna Möller-Bruhn aus Dollern. Möller-Bruhn berichtet, dass im polnischen Gdynia, wo ihre Eltern leben, Spenden-Sammelstellen und die Aufnahme und Unterbringung der Flüchtlinge sehr gut organisiert waren. Für künftige Hilfstransporte wurde ihr eine Liste der Dinge gegeben, die zurzeit am meisten benötigt werden.

Der FDP-Nachwuchspolitiker Steven Hermeling, dessen Familie in Stade das Lady-Fitness-Studio betreibt, hat mit seinem Vater Bernd und einem Freund, Donald Dorozala, einen Lkw voller Sachspenden persönlich nach Przemysl an der polnischen Grenze zur Ukraine gebracht. Die Adresse einer Sammelstelle, die Hermeling sich vorher besorgt hatte, führte ins Nichts. Sie fragten die polnische Polizei, die sie direkt zum Bahnhof eskortierte. Der Grenzbahnhof liegt an der Strecke Krakau-Lemberg, täglich kommen Tausende Züge mit Flüchtlingen aus der Ukraine dort an und Hunderte Busse, auch mit alleinreisenden Kindern. Steven Hermeling fand trotzdem alles „perfekt organisiert“. Feuerwehr und Militär halfen beim Entladen des Lkw, sortierten vor Ort alles auf Paletten.

Binnen einer Viertelstunde war alles geschafft: Medizinische Versorgungsgüter gingen direkt auf den Zug in Richtung Front, Babynahrung und Kleidung in die Flüchtlingslager. Hermeling will weiter sammeln und Transporte organisieren. Er gibt aber zu bedenken, dass ihnen auf den Straßen Hunderte von Hilfsfahrzeugen und Militärfahrzeugen begegnet seien. Diesel sei knapp und nicht mehr an jeder Tankstelle erhältlich gewesen. „Es ist vielleicht besser, wenn nicht jeder mit dem eigenen Pkw losfährt und die Spenden lieber gesammelt und mit größeren Transportfahrzeugen gebracht werden“, sagt Hermeling. Eine ständig aktualisierte Liste von privaten Hilfs- und Spendenaktionen im Kreis Stade gibt es auf www.tageblatt.de.

Wohnraum

Die nach einem ersten Aufruf bei den Kommunen eingegangenen Hilfsangebote werden derzeit gesichtet und bewertet. Schon jetzt ist aber klar, dass im Landkreis dringend weitere Unterkünfte benötigt werden. Firmen und Privatleute, die Wohnraum zur Verfügung stellen können, im besten Fall langfristig, werden gebeten, sich an die Kommunalverwaltungen vor Ort zu wenden. Ständig aktualisierte Informationen dazu unter www.landkreis-stade.de/ukraine.

Hilfe vor Ort

Zurzeit bereiten sich die Kommunen und Organisationen im Landkreis darauf vor, demnächst eine größere Anzahl an Geflüchteten aufzunehmen. Auch beim DRK, sagt Kreisgeschäftsführer Uwe Lütjen, werden bereits Vorkehrungen getroffen, um Geflüchtete nach ihrer Ankunft mit Dingen wie Hygieneartikeln, Bekleidung, Spielzeug oder Auto-Kindersitzen auszustatten. Das DRK wird aber noch einen gezielten Aufruf machen, damit wirklich bedarfsgerecht geholfen werden kann. „Das haben wir aus der Erfahrung von 2015 gelernt“, sagt Lütjen. Damals wurden so große Mengen von – allzu oft unpassender – Kleidung abgegeben, dass die Lager verstopften.

Sprachmittler

Wer Ukrainisch und Deutsch kann, ist zur Unterstützung für die Kommunikation mit den Ankommenden sehr gefragt und sollte sich bei seiner Kommune melden.

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