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Spieka: Wo die Wasserbüffel weiden

Ursprünglich in Südostasien beheimatet, sind Wasserbüffel - wie hier auf einer Weide in Spieka - mittlerweile auch in der Norddeutschen Tiefebene anzufinden. Foto: privat

Ursprünglich in Südostasien beheimatet, sind Wasserbüffel - wie hier auf einer Weide in Spieka - mittlerweile auch in der Norddeutschen Tiefebene anzufinden. Foto: privat

Wasserbüffel lieben Sumpfwälder und dicht bewachsene Flusstäler; aber auch in der Norddeutschen Tiefebene sieht man sie mittlerweile. Jan und Philipp Spinck aus Spieka haben angefangen, die Wiederkäuer zu züchten. Ebay macht’s möglich.

Montag, 27.02.2023, 08:00 Uhr

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Von Heike Leuschner

Sichelartige Hörner und massig-muskulöse Leiber: Die Spiekaer Wasserbüffel wirken Respekt einflößend. Nicht für Philipp Spinck. Er öffnet das Stalltor, prompt schmiegt sich eine Wasserbüffelkuh an den Bauch des 23-Jährigen und lässt sich am Hals kraulen. „Wasserbüffel haben etwas Magisches“, sagt er.

Angefangen hat alles mit einem Fernsehbeitrag. „Da habe ich mich zum ersten Mal mit Wasserbüffeln beschäftigt“, erzählt Philipp Spinck. Als er sah, dass ein Züchter aus dem Landkreis Wesermarsch drei seiner Tiere auf der Online-Plattform Ebay zum Verkauf anbot, fuhr er mit einem Freund auf den Hof des Landwirts. „Passiert ja nicht alle Tage, dass jemand aus der näheren Umgebung Wasserbüffel hält und dann auch noch verkauft.“

Fachsimpelei zwischen Vater und Sohn: Jan (links) und Philipp Spinck betreiben die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Die ersten Wasserbüffel sind vor anderthalb Jahren auf dem Hof eingezogen. Foto: Leuschner

Fachsimpelei zwischen Vater und Sohn: Jan (links) und Philipp Spinck betreiben die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Die ersten Wasserbüffel sind vor anderthalb Jahren auf dem Hof eingezogen. Foto: Leuschner

Es war vor allem das ruhige Wesen der Wasserbüffel, das ihn von Anfang an faszinierte. „Wir kamen da an und konnten sofort mit in die Herde hineingehen“, erinnert er sich. Die Büffel seien überhaupt nicht scheu oder aggressiv gewesen. So etwas wäre mit den Limousins, einer Rinderrasse, die sein Vater Jan Spinck zu Hause in Spieka seit vielen Jahren züchtet, nicht möglich gewesen.

„Ich hab mich in die Tiere reinverguckt“

Und dann ist es passiert. „Ich hab mich da irgendwie reinverguckt“, gesteht der Spiekaer, der hauptberuflich als Zimmermann arbeitet und die Landwirtschaft nebenberuflich mit seinem Vater betreibt. Den musste er von seinen Kaufabsichten erst einmal überzeugen. „Das war bei mir aber auch nicht besonders schwer“, sagt Jan Spinck.

Derzeit gibt es nach Angaben des Deutschen Büffelverbands mehr als 8.000 Wasserbüffel in Deutschland. Weltweit sollen es etwa 80 Millionen sein. Ursprünglich waren sie von Süd- und Südostasien bis nach China verbreitet. Auch in Südeuropa werden Wasserbüffel schon länger gehalten. Während Italiener sie vor allem wegen der Milch für ihren Büffelmozzarella halten, dienen die robusten Tiere in Rumänien als Arbeitstiere. Etwa 700 Kilogramm können die bis zu anderthalb Meter großen Tiere schwer werden. Sie gelten als widerstandsfähig und nahezu krankheitsresistent.

Wasserbüffel mögen am liebsten raues Futter

Und genügsam. Am liebsten fressen sie Gräser, Kräuter, Wasserpflanzen, kleine Äste und Blätter. Weil sie besonders gut mit feuchten Standorten zurechtkommen, werden sie - wie auf der wiedervernässten Luneplate - gern als Landschaftspfleger gehalten.

Im Sommer stehen die Wasserbüffel der Spincks auf der Weide und machen sich auch gern mal dreckig. Übrigens: Die Hörner sehen bei jedem Tier anders aus - wie Fingerabdrücke beim Menschen. Foto: privat

Im Sommer stehen die Wasserbüffel der Spincks auf der Weide und machen sich auch gern mal dreckig. Übrigens: Die Hörner sehen bei jedem Tier anders aus - wie Fingerabdrücke beim Menschen. Foto: privat

Auch die Spincks erleben ihre Wasserbüffel als äußerst bescheiden: „Trockenes Brot oder Äpfel, die unsere Limousins sehr gern als Leckerei fressen, spucken die Wasserbüffel wieder aus“, berichtet Stephanie Spinck. Die Mutter von Philipp und Frau von Jan Spinck war die Letzte in der Familie, die es von den Hornträgern zu überzeugen galt. Schließlich bedeutet der landwirtschaftliche Betrieb zusätzliche Arbeit zu den Vollzeitjobs der Familie.

„Das geht im Winter vor der Arbeit mit Füttern los und nach dem Job weiter“, berichtet Jan Spinck, der im Nordholzer Luftschiff- und Marinefliegermuseum arbeitet. Im Sommer versorgen sich die Rinder und Wasserbüffel auf der Weide zwar selbst mit Futter, dafür nutzen Vater und Sohn die Jahreszeit, um das Winterfutter für die Tiere zu produzieren.

Lust auf Landwirtschaft in Wiege gelegt

Die Lust an der Landwirtschaft wurde Philipp Spinck quasi in die Wiege gelegt. Gemeinsam mit seinen Eltern und Großeltern wohnt er auf dem Familienhof in Spieka, den sein Vater 2006 - im Nebenerwerb - übernommen hat. Philipp wollte die Landwirtschaft am liebsten zum Beruf machen. Doch dafür habe es an ausreichend Land gefehlt.

Auch wenn sie mit den Bedingungen gut zurechtkommen: Wasserbüffel sind auffällige Exoten in der klassischen norddeutschen Welt der schwarzbunten Kühe. Foto: privat

Auch wenn sie mit den Bedingungen gut zurechtkommen: Wasserbüffel sind auffällige Exoten in der klassischen norddeutschen Welt der schwarzbunten Kühe. Foto: privat

So wuchs der Sohn in die Nebenerwerbsrinderzucht seines Vaters mit hinein. Rund 25 Limousin-Rinder stehen auf der Weide. Tiere, die ausschließlich für die Zucht aufgezogen und weiterverkauft werden. Bei den Wasserbüffeln ist das anders. Drei der aktuell sieben Tiere stehen gerade trächtig im halb offenen Stall am Wohnhaus der Familie. Im Stall? „Nur im Winter“, erklärt Philipp Spinck. Im Sommerhalbjahr sind die Wasserbüffel draußen.

Im Dezember rechnen die Spincks mit dem ersten eigenen Wasserbüffel-Nachwuchs. Ziel ist es, ihre aktuell sieben Tiere auf circa zehn aufzustocken, die Nachzucht aufzuziehen und als Fleisch zu vermarkten. Die Spincks haben es bereits probiert. „Eine Mischung aus Rind, Kalb und Wild. Lecker“, sind sich Vater und Sohn einig. Die Ecken und Kanten der Eigenschaften ihrer Büffel haben sie inzwischen auch kennengelernt: „Die können ganz schön stur sein“, sagt Jan Spinck und lacht. „Was sie nicht wollen, das wollen sie nicht.“

Philipp Spinck: "Ich habe mich reinverguckt in die Tiere." Foto: Leuschner

Philipp Spinck: "Ich habe mich reinverguckt in die Tiere." Foto: Leuschner

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