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Stadtderby

Im Schneegestöber: HSV lacht über Slapstick-Eigentor

Robert Glatzel gelang für den HSV der Anschlusstreffer im zweiten Spielabschnitt.

Robert Glatzel gelang für den HSV der Anschlusstreffer im zweiten Spielabschnitt. Foto: Christian Charisius/dpa

Das 110. Hamburger Stadtderby zwischen St. Pauli und dem HSV hielt, was es versprach: ein Eigentor für jeden Saisonrückblick, heiße Duelle im kalten Millerntor - und immer wieder Pyrotechnik. Einen Triumphator gab es nicht.

Von Redaktion Freitag, 01.12.2023, 23:00 Uhr

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Trotz des Slapstick-Eigentors seines Torwarts Daniel Heuer Fernandes im Stadtderby beim FC St. Pauli hatte HSV-Trainer Tim Walter seinen Humor nicht verloren. „Das kommt bei den lustigsten Szenen des Jahres und den Highlights rein“, sagte er im TV-Sender Sky nach dem 2:2 (0:2) am Freitagabend in der 110. Auflage der Hamburger Stadtmeisterschaft. „Umso bemerkenswerter ist es, wie wir zurückgekommen sind. Da bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft.“

Ein Doppelschlag nach der Pause durch Robert Glatzel (58.) und Immanuel Pherai (60.) bewahrte den einstigen Bundesliga-Dino vor einem Rückschlag im Aufstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. Immerhin gelang die Aufholjagd beim Tabellenführer aus der Nachbarschaft.

Dennoch muss der HSV nach dem 15. Spieltag fürchten, seinen zweiten Tabellenplatz zu verlieren. Im Klassement hat der ungeschlagene FC St. Pauli (31 Punkte) weiter drei Zähler mehr als der Rivale aus der eigenen Stadt.

Das hat ein Nachspiel: St. Paulis Fans zünden Pyrotechnik.

Das hat ein Nachspiel: St. Paulis Fans zünden Pyrotechnik. Foto: Marcus Brandt/dpa

HSV-Schlussmann mit Slapstick-Eigentor

„So wie wir zurückgekommen sind mit den beiden Toren - Hut ab!“, hob HSV-Sportvorstand Jonas Boldt das hervor, was ihm am Abend wichtig war. Der Punkt sei mehr als verdient. „Es war nicht so, dass Pauli in der zweiten Halbzeit noch Torchancen hatte.“

Das wohl kurioseste Eigentor in der Geschichte des Hamburger Stadtderbys fiel in der 27. Minute. Zu dem Zeitpunkt war der FC St. Pauli dank des Treffers von Jackson Irvine (15.) mit 1:0 in Front. Die Gäste führten einen Abstoß über Stephan Ambrosius und Guilherme Ramos kurz aus. Nach dem Zuspiel von Ramos auf Heuer Fernandes sprang der Ball kurz vor dem Tor auf.

Der Kiezclub jubelt nach dem Eigentor von HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes.

Der Kiezclub jubelt nach dem Eigentor von HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes. Foto: Marcus Brandt/dpa

„Natürlich scheiße, so einen Moment brauchst du nicht. Aber so ist Fußball“, sagte Heuer Fernandes zu seinem ersten Eigentor im 180. Zweitligaspiel. „Das ist ein maximal unglücklicher Moment, aber die Reaktion der Mannschaft hat für alle gezeigt, dass wir uns von so etwas nicht unterkriegen.“

St. Pauli gibt 2:0-Führung aus der Hand

Zur Halbzeit hatte es nicht danach ausgesehen, dass der HSV noch zu einem Remis kommt. Zu dominant war der FC St. Pauli aufgetreten, wirkte reifer und spielerisch besser. Allein klare Offensiv-Aktionen waren selten. „Es ist sehr enttäuschend, nach 90 sehr dominanten Minuten nur mit einem Unentschieden dazustehen“, sagte Pauli-Trainer Fabian Hürzeler.

Der HSV enttäuschte in der ersten Halbzeit und schien im nur sieben Kilometer vom Volkspark entfernten Millerntor-Stadion an die enttäuschenden Auswärtsleistungen in dieser Saison anzuknüpfen.

Nach der Pause wurden durch Schneefall die Platzverhältnisse schwieriger. Die Gäste kamen mit dem rutschigen Untergrund besser zurecht und glichen durch den Doppelschlag von Glatzel und Pherai aus. Die Partie wurde offener. Am Ende war das Remis leistungsgerecht.

Am Ende jubelten beide Teams mit ihren Fans. Den HSV freute die Aufholjagd. St. Pauli bleibt Spitzenreiter.

Am Ende jubelten beide Teams mit ihren Fans. Den HSV freute die Aufholjagd. St. Pauli bleibt Spitzenreiter. Foto: Marcus Brandt/dpa

Fan-Märsche bleiben ruhig, Pyroshow während des Spiels

Die Fan-Märsche beider Anhänger zum Stadion verliefen laut Polizei größtenteils ruhig. Der Auflauf der HSV-Anhänger wurde nach dem Zünden von Pyrotechnik kurzzeitig gestoppt. Unter den St.-Pauli-Fans gab es ebenfalls Zündeleien. Auch an den S-Bahnhöfen gab es Kontrollen auf verbotenes Feuerwerk.

„Dabei setzen wir auf unser bewährtes Sicherheitskonzept und eine strikte Fantrennung“, sagte Polizeipräsident Falk Schnabel vorab. Das Duell ist als Hochrisikospiel eingestuft. 1700 Polizisten begleiteten die Partie. Darunter waren etwa 500 Kräfte aus den Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Berlin.

Als HSV-Fans Pyrotechnik zünden, wird der Fan-Marsch von der Polizei gestoppt.

Als HSV-Fans Pyrotechnik zünden, wird der Fan-Marsch von der Polizei gestoppt. Foto: Charius/dpa

Bis Mitternacht seien auch am Abend keine großen Zwischenfälle zu vermelden, so die vorläufige Polizeibilanz. Straftaten und Verletzungen seien so vermieden worden. „Die Rivalität wurde rein sportlich auf dem Rasen ausgetragen - das ist ein gutes Signal“, wurde Pressesprecherin Sandra Levgrün in einer Mitteilung zitiert.

Vor dem Derby erließ die Bundespolizei eine Allgemeinverfügung. Mehrere Stunden vor und nach dem brisanten Aufeinandertreffen dürfen Passanten an Bahnhöfen, in S-Bahnen und bei S-Bahnhaltestellen im Hamburger Verkehrsnetz keine Gegenstände wie Glasflaschen, Getränkedosen, Pyrotechnik und Sturmhauben bei sich tragen. (dpa/tip)

Wollten beide den Sieg: HSV-Trainer Tim Walter (links) und sein Gegenüber Fabian Hürzeler.

Wollten beide den Sieg: HSV-Trainer Tim Walter (links) und sein Gegenüber Fabian Hürzeler. Foto: Marcus Brandt/dpa

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