Surfpark spaltet die Grünen: Kreisverband lehnt Projekt mit knapper Mehrheit ab
Der Surfpark in Stade sollen Wellen mit einer Höhe bis zu zwei Metern bieten. Foto: Wavegarden
Die Grünen im Kreis und der geplante Surfpark in Stade: Nach einer emotionalen Debatte spricht sich der Kreisverband gegen den Surfpark aus. Aber das Ergebnis ist denkbar knapp. Die Lager sind geteilt.
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Um es vorwegzunehmen: Die Abstimmung der Kreis-Grünen ist nicht bindend für die Stader Ratsfraktion. Kontrovers diskutierten die Kreis-Grünen am Mittwochabend in ihrer Online-Versammlung über den im Stader Gewerbegebiet geplanten Surfpark. Die Chance zur Meinungsbildung zuvor war breit angelegt. Im Februar hatten die Grünen sowohl die Umweltverbände Nabu und BUND als auch den Surfpark-Initiator Jan Podbielski und Stadtplaner Torben Sell zu Online-Infoabenden eingeladen.
„Wir haben uns Mühe gegeben und hatten gehofft, dass mehr dabei sind“, so Grünen-Sprecherin Lea Zimmermann. Jeweils höchstens 20 von insgesamt 200 Mitgliedern hatten die Chance für Informationen aus erster Hand genutzt. „Das ist nicht angemessen dafür, wie groß die öffentliche Diskussion zum Surfpark geworden ist“, so Zimmermann.
Der Surfpark spaltet die Kreis-Grünen sichtlich: Mit 13:12 Stimmen endete die Diskussion in einem Statement, das den Surfpark in Stade ablehnt. Die Befürworter des Projekts bezeichnen sich als wohlwollend, aber kritisch. Sie sehen die Probleme, nutzten in der Diskussion aber die Chance, über Lösungsansätze zu reden. Pro und Kontra beziehen sich auf diese Punkte:
Energie- und Wasserversorgung
Zusätzlicher Verbrauch durch einen „Verschwender“ passt nicht in die Zeit, sagen Kritiker wie Wolfgang Weh aus Fredenbeck. Er bezog sich dabei auch auf zunehmende Dürreperioden. Der Wasserverbrauch sei vergleichsweise gering, sagen Befürworter. 2,2 bis 2,5 Millionen Kubikmeter Wasser lieferten die Stadtwerke jährlich ihren Kunden, der Surfpark brauche durchschnittlich 30 000 Kubikmeter, so Robert Gahde. Das liege im Bereich normaler Schwankungsbreiten. Die Energieversorgung soll außerdem über klimaneutrale Wärmepumpen und Ökostrom erfolgen, so Gahde, der für die Grünen im Stader Rat sitzt. „Das ist es doch, was wir wollen.“
Flächenverbrauch und Artenschutz
Die Versiegelung der Fläche und den unwiederbringlichen Verlust des bislang landwirtschaftlich genutzten Bodens kritisieren die Gegner vehement. Das Gebiet sei allerdings als Gewerbe- und Industriefläche verplant, insgesamt rund 200 Hektar, so Dr. Barbara Zurek. Diese Dimension ist ein negativer Aspekt, das eint die Diskutierenden.
Der Surfpark sei davon aber nur eine kleine Ecke, so der Hinweis von Zurek. „Der macht uns artenschutzfachlich keine Probleme. Und wenn der nicht kommt, kommt etwas anderes.“ Ihr wäre Permakultur auch lieber, „aber das ist nicht die Alternative. Dann lieber dieses Projekt“, so Ina Ecks. Der Surfpark werde nicht in seiner kompletten Ausdehnung versiegelt, sondern Grünflächen, begrünte Dachflächen und Wallanlagen mit heimischen Gehölzen bekommen, ergänzte Benjamin Schröder.
Standort: Rund um den geplanten Standort außerorts fehle es an Infrastruktur, Parkplätze müssten gebaut werden. Er sehe das als Autoverkehrsparadies, kritisierte Christoph Behnke. Es sei aber ein Shuttle-Service geplant, Standort und Bodenverhältnisse ermöglichten zudem „nicht so exzessiv Beton zu verbauen“ wie befürchtet, lautet ein Gegenargument. Eine Rückbauverpflichtung sei zugesichert worden.
Tourismus und Freizeit
Für die Gegner ist der Surfpark schlicht überflüssig und Freizeit-Luxus. Aus Stader Sicht gibt es dagegen ein Plus an Attraktivität und Freizeitvergnügen. Wie er oder sie seine persönliche CO2-Bilanz gestalte, müsse jedem und jeder selbst überlassen werden, so Zurek. Ob mit großem Haus oder hoher Mobilität oder Ernährung und Konsum. „Surfen geht nicht, aber Theater in Hamburg ist akzeptabel? Ich möchte keine Bewertung von Freizeitvergnügen“, sagte sie. Das sah auch Joachim Fuchs so: „Ich will in keiner Verbotspartei sein.“ Fuchs hat bei seinen Kontakten in der Schweiz nachgefragt, wo im Kanton Wallis bereits ein Surfpark steht. Dort seien die Erfahrungen positiv, die Zusagen verlässlich eingehalten worden. Und die Verdunstungsrate sei dort wesentlich höher.
Mit der Abstimmung und der Position gegen den Stader Surfpark soll die nach außen getragene Diskussion innerhalb des Kreisverbandes enden.
Beschluss
Aus der Begründung zum beschlossenen Antrag von Wolfgang Weh: „Wir kommen zum Ergebnis, dass die Planungen für einen Surfpark in Stade den Erfordernissen des Klimaschutzes entgegenstehen und auch nicht den raumplanerischen Vorgaben (RROP) entsprechen. Wir sehen im zukünftigen Betrieb des Surfparks mehr negative Umwelteinflüsse durch Energieaufwand, Wasserverbrauch und Flächenversiegelung sowie nachteilige Auswirkungen auf Arten- und Lebensgemeinschaften und weniger den positiven Nutzen bzw. die vorteilhafte Bereicherung für unsere Region.“