Tupper-Partys vor dem Aus? – So leiden Verkäuferinnen
„Mach Party!“: Das war der Slogan der zum Kaffeeklatsch über die neuesten Produkte von Tupper einlud. Doch die legendären Verkaufspartys drohen nun zu enden. Das Unternehmen steckt in Geldnöten - mit Folgen bis ins kleinste Wohnzimmer.
Von Sabrina Krabbenhoeft
Vor wenigen Tagen stürzte die Aktie der Firma Tupper an der Börse um 49 Prozent ab. Von akuten Geldnöten ist die Rede. „Tupper“ ist zum Synonym für Plastikgeschirr geworden. In Deutschland fasste das US-Produkt vor rund 61 Jahren Fuß.
Eine Zeit lang fanden sich die bunten Frischhaltedosen und Schalen in jedem Haushalt. Sie sind praktisch und wurden mit einer dreißigjährigen Garantie verkauft. Das Konzept der Kundenbindung, durch den direkten Vertrieb im Haushalt bei den legendären Tupper-Partys, funktionierte. Nun droht ein Ende der Partys. Und damit ginge eine Kultur zugrunde.
Allein in Deutschland verdienen sich 60.000 bis 70.000 Beraterinnen durch Tuppern ein Zubrot.
Sie hat das halbe Leben getuppert
Die Bremerhavenerin Ilse Sommer wird auch Frau Tupper genannt. Sie steht jeden Samstag auf dem Wochenmarkt in Geestemünde. Seit sechs Jahren bietet sie dort Tupperwaren an. Messer, Schüsseln, Salatboxen und Topfschaber - das Sortiment ist vielfältig.
Für die 64-Jährige ist der Verkauf der Ware keine Arbeit. „Es ist mein Hobby, statt Sport zu machen“, sagt sie. Sommer ist seit 35 Jahren Vertreterin von Tupperware. Sie hat unzählige Partys gestaltet und sich eine feste Kundschaft aufgebaut. Fragt man Ilse Sommer nach ihrer Sicht auf die Dinge, sagt sie: „Die Krise wiederholt sich alle paar Jahre. Erst war es VW, jetzt sind wir dran. Ich halte die drohende Insolvenz für ein Gerücht.“
Hat Tupper den Anschluss verpasst?
Im Netz kursieren diverse Gründe für die Probleme der Firma. Auf dem Nachrichtenportal des ZDF ist zu lesen, dass Umstellungsprozesse verpasst wurden. Tupper sei nicht mehr zeitgemäß. Eine Imagekampagne, die die jüngere Generation anspricht, fehle. Die Firma hätte zu lange an dem Format der Haus-Partys festgehalten, statt Läden aufzuziehen oder im Internet präsenter zu sein.
Die Firma bietet inzwischen über 8500 patentierte Produkte an. Viele davon aus recyceltem Material.
Tuppern wird vererbt
Auch Jaqueline Rackebrandt ist seit vier Jahren Tupper-Anbieterin. „Bei uns lag das in der Familie. Meine Oma und meine Tante haben auch getuppert. Ich bin in ihre Fußstapfen getreten.“ Für ihre Oma war es damals eine Möglichkeit, unter Leute zu kommen, sagt Rackebrandt. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts stellte der Job eine der wenigen akzeptierten Verdienstmöglichkeiten für verheiratete Frauen dar.
Inzwischen wird der jungen Mutter die Zeit für Kinder und Haushalt zu knapp. Sie wird in Kürze den Verkauf einstellen. Dafür gibt es auch noch andere Gründe.
Muss gut so teuer sein?
„Ich kann nicht mehr richtig hinter den Produkten stehen. Sie sind zu teuer. Ein Schneebesen für 20 Euro? Das kann ich nicht verkaufen. Ich würde selbst das Geld nicht dafür ausgeben“, sagt die 29-Jährige. Zwar seien die Tupper-Waren qualitativ sehr gut, aber auf dem Markt gibt es heutzutage zahlreiche Anbieter, die günstiger sind.
Rackebrandt vermutet, dass die Firma langfristig auf den Online-Handel setzen wird. Ihr ist aufgefallen, dass viele Produkte nicht mehr im Katalog zu finden sind, dafür aber im Netz angeboten werden. Die Kunden können die gewünschte Ware direkt bestellen. Die Konkurrenz im Netz macht es den Vertreterinnen vor Ort nicht leichter.
Tupperware arbeitet laut dem Magazin „Stern“ mit Finanzberatern an einer Lösung. Vielleicht kriegt die Firma doch noch die Kurve oder findet einen Investor.
Ilse Sommer würde jedenfalls der Kontakt zu den Kunden sehr fehlen, sagt sie.