Zähl Pixel
Kriegsfolgen

Ukrainische Tierheim-Hunde kommen nach Mienenbüttel – Buxtehude sucht Tierpaten

Zahlreiche Flüchtlinge in der Ukraine haben ihre Haustiere mitgenommen. Foto: dpa-Bildfunk

Zahlreiche Flüchtlinge in der Ukraine haben ihre Haustiere mitgenommen. Foto: dpa-Bildfunk

Zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine bringen ihre Haustiere mit. Das Problem: Hunde oder Katzen können in Notunterkünften nicht artgerecht gehalten werden. Die Bürger im Landkreis können helfen.

Sonntag, 13.03.2022, 15:53 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Es ist die erste große Bewährungsprobe für die neue Tierschutzstation auf dem ehemaligen Gelände des LPT-Versuchslabors im Neu Wulmstorfer Stadtteil Mienenbüttel: Wo früher brutale Experimente an Affen und Hunden durchgeführt wurden, bekommen Vierbeiner aus der Ukraine nun ein neues Zuhause. 50 Hunde aus einem evakuierten Tierheim in Kiew erwartet Doris Firlus in den kommenden Tagen in ihrer Schutzstation. Es ist alles vorbereitet.

„Wir bekamen einen Anruf, ob wir welche aus der Ukraine aufnehmen können“, berichtet Firlus. Vier davon sind mittlerweile eingetroffen. Erst einmal werden die Vierbeiner untersucht, die früheren Laborbedingungen sind ideal.

Buxtehuder Tierschutzverein sucht Tierpaten

In der Ukraine werden nicht nur Tierheime evakuiert, viele Geflüchtete bringen ihre Lieblinge mit, lassen diese nicht einfach zurück. Jedoch nicht in allen Not- und Gemeinschaftsunterkünften können die Tiere artgerecht gehalten und untergebracht werden.

Deshalb sucht auch der Tierschutzverein Buxtehude Tierpaten oder Pflegestellen. Wie alle Tierschutzorganisationen würde auch der Tierschutzverein Buxtehude begrüßen, wenn geflüchtete Menschen gemeinsam mit ihren Tieren untergebracht werden könnten. In den Fällen, in denen dies jedoch nicht ermöglicht werden kann, möchte der Verein helfen.

Gesucht werden Paten, die bereit wären, Tiere für einen bestimmten Zeitraum aufzunehmen und ihren Besitzern weiterhin den Kontakt oder das Gassigehen zu ermöglichen. Wer einen Hund, eine Katze oder auch Kleintiere aufnehmen kann, meldet sich beim Tierschutzverein unter der E-Mail-Adresse tierschutzvereinbuxukraine@gmail.com. Anzugeben sind, welche Tierart und in welcher Zahl Tiere aufgenommen werden können.

Sorge vor Einschleppung der Tollwut bleibt

Die Bundesregierung hat für Flüchtlinge aus der Ukraine die sonst üblichen Regeln bei der Einfuhr von Haustieren gelockert. Dies betrifft unter anderem die in der EU vorgeschriebene Tollwut-Impfung und Ausweispflichten für Hunde, Katzen, Vögel oder Reptilien.

In der niedersächsischen Landesaufnahmestelle in Hannover, von wo aus zahlreiche Geflüchtete derzeit auf weitere Bundesländer und in die Kommunen verteilt werden, bietet die Tierärztliche Hochschule Hannover kostenfreie Behandlungen an.

Wie aus dem LPT-Skandallabor ein Tierschutzheim wurde

In der Tierschutzstation in Mienenbüttel ist zunächst Platz für 100 Hunde und 18 Katzen sowie für diverse Kleintiere. Das Tierheim wird an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet sein. Auf dem früheren LPT-Gelände hat Doris Firlus zusammen mit ihrem Mann und freiwilligen Helfern und Spendern nach eigenen Angaben eine sechsstellige Summe in die Umbauten gesteckt.

Doris Firlus, Betreiberin des Tierzentrums Neu Wulmstorf, kniet in einem Zwinger neben ihrem Hund Erna. Foto: Philipp Schulze/dpa

Doris Firlus, Betreiberin des Tierzentrums Neu Wulmstorf, kniet in einem Zwinger neben ihrem Hund Erna. Foto: Philipp Schulze/dpa

Nun sind die Zäune und die vorher engen Zwinger artgerecht mit großzügigem Platz für die Hunde umgebaut worden, die vorher meist fensterlosen Räume wie das Affenhaus haben Fenster und Tageslicht bekommen, das Affenhaus ist zur Tierklinik geworden. Vor allem für die Quarantänestation, in der Fundtiere isoliert werden müssen, waren die Auflagen sehr hoch, berichtet Firlus, die viele Jahre lang für die Stadt Hamburg gefährliche Hunde beschlagnahmt und zuletzt den Hundekontrolldienst in der Hansestadt geleitet hat.

Große Pläne für die neue Tierschutzstation in Mienenbüttel

Im nächsten Schritt soll dann auch eine Wildtierstation eingerichtet werden, in der verletzte oder verwaiste Wildtiere gesund gepflegt und wieder ausgewildert werden. Das dreieinhalb Hektar große Gelände bietet viele Möglichkeiten.

Für die Zukunft sind auch eine Hundeschule, eine Physiotherapie-Praxis, eine Klinik und eine Futterhandlung geplant. Damit der Betrieb finanziert werden kann. Derzeit werden noch Investoren und Spender gesucht.

Weitere Themen

Weitere Artikel