Wann der Umbau des Hamburger Hauptbahnhofs starten soll

Der Hauptbahnhof gilt mit derzeit 550.000 Reisenden täglich als stark überlastet. Foto: dpa
Das dichte Gedränge am Bahnsteig soll in Hamburg ein Ende haben. Doch mit der Erweiterung werden Pendler auch jahrelang mit Bauarbeiten und Behinderungen leben müssen.
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Der Umbau des Hamburger Hauptbahnhofs soll nach den Vorstellungen des Chefplaners Bernd Homfeldt in sechs Jahren beginnen. "Im besten Fall gehen wir 2028 an die Arbeit und sind Ende der Dreißigerjahre sehr weit", sagte Homfeldt der Wochenzeitung "Die Zeit".
Die Kosten allein für die Erweiterung des Hauptbahnhofs bezifferte er auf mindestens eine halbe Milliarde Euro. Inklusive aller Verbindungswege und -tunnel seien es mehrere Milliarden Euro. Der Hauptbahnhof gilt mit derzeit 550.000 Reisenden täglich als stark überlastet, bis 2040 soll die Zahl Rechenmodellen zufolge auf 750.000 Reisende steigen.
Nur die beiden überirdischen Anbauten im Süden und Osten des Hauptbahnhofs schlügen mit mindestens 200 Millionen Euro zu Buche, sagte Homfeldt. Der mit wohl mehr als zwei Milliarden Euro teuerste Teil des Gesamtprojekts sei der Verbindungsbahn-Entlastungstunnel, in dem künftig die S-Bahn zwischen Altona und dem Hauptbahnhof fahren soll.
U2/U4 im Hamburger Osten mehr als ein Jahr gesperrt – was steckt dahinter?
Derweil kündigen sich in Hamburg umfangreiche U-Bahn-Arbeiten zur Verlängerung der Horner Geest an. Unmittelbar nach Neujahr beginnt dafür die erste Sperrung der U2/U4 im Hamburger Osten. Das heißt: Ab dem 2. Januar 2023 fahren bis zum 9. März zwischen Hammer Kirche und Burgstraße Gelenkbusse statt U-Bahnen. Ein erster wichtiger Meilenstein, damit 13.000 Menschen künftig mit der U4 einen direkten U-Bahn-Anschluss erhalten.
Weshalb dauert das so lange?
Über die Verlängerung der U4 auf die Horner Geest haben wir hier schon häufiger berichtet, auch über das Kernstück des Projektes, das Kreuzungsbauwerk Horner Rennbahn. Erst das Kreuzungsbauwerk macht es möglich, die U4 aus der U2 „auszufädeln“ und in Richtung Horner Geest statt in Richtung Billstedt fahren zu lassen. Die U4 wird dazu südlich der Haltestelle Horner Rennbahn in einen Bypass-Tunnel gelegt, der sich aktuell schon im Rohbau befindet. Hinter der Haltestelle taucht dann die U4 ab und wird in einem Bogen unter der U2 in Richtung Manshardtstraße durchgeführt. Das ist schlicht notwendig, weil U-Bahnen sich nicht kreuzen dürfen.
Nun kann der neue U4-Tunnel Richtung Horner Geest leider nicht einfach unter der U2 durchgebaut werden. Die Tunnel liegen dafür in einer zu geringen Tiefe und die Abdeckung zwischen U2 und U4-Tunnel wäre zu dünn. Deshalb muss der heutige Tunnel komplett abgebrochen werden. Danach wird zunächst der U4-Tunnel Richtung Horner Geest in 15 Metern Tiefe gebaut und erst danach kann der U2-Tunnel wieder auf den neuen U4-Tunnel draufgesetzt werden. Aus den verschiedenen erforderlichen Bauschritten resultiert auch die Sperrungsdauer von elf Monaten.
Weshalb gibt es zwei Sperrungen?
Die erste Sperrung ist noch relativ kurz (10 Wochen) und betrifft den Streckenabschnitt Hammer Kirche bis Horner Rennbahn. In dieser Zeit werden vorbereitende Arbeiten für die U4-Ausfädelung durchgeführt, die nicht im laufenden Betrieb stattfinden können. Konkret geht es um die Vorbereitungen, den Bypass-Tunnel an das Bestandsnetz anzuschließen. Gleichzeitig werden westlich der Haltestelle Rauhes Haus Weichen eingebaut. Mit diesen neuen Weichen können die Züge aus der Richtung Innenstadt bis hierhin fahren und dann in Richtung Innenstadt wieder „umzukehren“.
Der Einbau der neuen Weichen hilft dem Betrieb und vor allem uns Fahrgästen bei der zweiten, deutlich längeren Sperrung. In der Zeit von Mai 2023 bis März 2024 (die genauen Tage liegen noch nicht fest) laufen die eigentlichen Arbeiten für das Kreuzungsbauwerk, sodass durch die Haltestelle Horner Rennbahn keine U-Bahn fahren kann. Ohne die neuen Weichen müsste der Ersatzverkehr von der Burgstraße bis Legienstraße fahren. Auf einer so langen Strecke kommt es immer zu Störungen im Ersatzverkehr. Deshalb ist es das Ziel bei Sperrungen: „Immer so viel Schiene wie möglich“. Mit den neuen Weichen muss der Ersatzverkehr „nur“ zwischen Rauhes Haus und Legienstraße fahren.
Wie sieht das Ersatzangebot für die Fahrgäste aus?
In der ersten Sperrung (2.1.-9.3.2023) fahren pro ankommender U-Bahn sechs Gelenkbusse zwischen den Haltestellen Burgstraße und Horner Rennbahn, die auch die Haltestellen Rauhes Haus und Hammer Kirche anfahren. Weshalb Burgstraße? Dort ist es bequemer für Fahrgäste, vom und in den Ersatzverkehr zu wechseln, weil die Wege von der Bushaltestelle zur U-Bahn schlicht kürzer sind. Damit der Ersatzverkehr möglichst störungsfrei fließen kann, wurden an insgesamt acht Ampeln Sonderprogramme geschaltet. Durch diese bekommen die Busse sozusagen Vorfahrt und sind insgesamt flüssiger unterwegs.
Die U4 fährt montags bis freitags, 6.30 Uhr bis 21 Uhr, und sonnabends von 10.30 Uhr bis 21 Uhr zwischen den Haltestellen Elbbrücken und Jungfernstieg im 15-Minuten-Takt mit Vollzügen. Außerhalb dieser Zeiten fährt die U4 im gewohnten Takt bis zur Hammer Kirche. Hintergrund ist, dass das sogenannte „Kehren“ – also das Richtungswechseln – der U4 im engen 5-Minuten-Takt der U2 an der Hammer Kirche betrieblich nicht möglich ist. (dpa/tip)