Weg des Virus rekonstruiert: Lehrer steckte 33 Schüler an

Symbolbild. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Als sich im Herbst 2020 in kurzer Zeit 33 Schüler, drei Schulbeschäftigte sowie sieben Angehörige an der Heinrich-Hertz-Schule in Hamburg-Winterhude mit dem Coronavirus infizierten, sorgte der Fall bundesweit für Aufsehen. Die Infektionen gingen wohl auf eine einzige Person zurück.
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Das Gesundheitsamt Nord hat nun einen Bericht veröffentlicht, in dem weitere Puzzlestücke der Ansteckungsketten zusammengesetzt wurden. Das Amt empfiehlt angesichts der Details eindeutig, die Maskenpflicht an Hamburgs Schulen beizubehalten.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatten Untersuchungen des Heinrich-Pette-Instituts im Hamburg ergeben, dass die meisten Ansteckungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine einzige Person zurückzuführen seien. Das Gesundheitsamt befragte anschließend die Betroffenen und rekonstruierte jetzt den Weg des Virus. Demnach steckte eine Lehrkraft im Unterricht an einem Tag 23 Schüler und einen Kollegen an. Am zweiten Tag infizierte die Person vier weitere Schüler im Unterricht.
Alle Beteiligten hielte sich an geltende Regeln
Markant: Am ersten Tag trug die Lehrkraft eine Baumwollmaske, allerdings nur wenn sie den Schülern besonders nahe kam. Die Kinder und Jugendlichen nahmen ohne Mund-Nase-Schutz am Unterricht teil. Am zweiten Tag habe die Lehrkraft laut Bericht die Maske dauerhaft aufgehabt, sorgfältiger auf Abstände geachtet und weniger gesprochen. Als die Person sich schließlich krank fühlte, verließ sie die Schule sofort.
Der Bericht macht auch klar, dass sich alle Beteiligten an die damals geltenden Regeln gehalten haben. Eine Maskenpflicht bestand im Herbst 2020 lediglich in Fluren, Toiletten und Treppenhäusern, nicht aber im Klassenzimmer. Die Schulleitung sowie die betroffenen Familien hätten sehr gut mit den Behörden kooperiert. So sei der Ausbruch rasch eingedämmt worden. Es handle sich jedoch eindeutig um ein „Superspreading-Ereignis“ an einer Schule. Von den 33 betroffenen Schülern zeigten 78,8 Prozent Symptome.
Schutzwirkung von Masken
Für das Gesundheitsamt spricht die deutlich höhere Zahl an Infektionen am ersten Tag für die Schutzwirkung von Masken. „Eine Maskenpflicht für alle innerhalb der Gebäude sollte aufrechterhalten werden, solange die Inzidenz und die Durchimpfungsrate keine Entspannung der Gesamtlage zulassen“, lautet deshalb das Fazit des Amts.
Allerdings stellten die Experten auch fest, dass sich das betroffene Klassenzimmer nicht ausreichend lüften ließ und Abstände in dem alten und engen Schulgebäude nicht optimal eingehalten wurden.
Maskenpflicht bleibt bestehen
Die Schulbehörde bestätigte auf Nachfrage, dass die Maskenpflicht am Hamburgs Schulen zunächst bestehen bleibe. „Die Maskenpflicht wird in Hamburg nur aufgehoben, wo alle geimpft sind.“ Mindestens wolle die Behörde noch die Entwicklung nach den Herbstferien abwarten.
„Erfahrungsgemäß gibt es viele Urlaubsrückkehrer aus dem Ausland, so dass dann besondere Gefährdungen bestehen könnten und wir in dieser Zeit nicht auf eine Maske verzichten wollen.“ Bayern hatte die Maskenpflicht in Schulen zuletzt ganz abgeschafft, in Berlin gilt sie erst ab der sechsten Klasse.