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Ausverkaufte Stadien

Werder- und HSV-Fans haben Bock wie lange nicht

Werder-Fans bei der Vereinshymne. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Werder-Fans bei der Vereinshymne. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Werder Bremen verwöhnt derzeit die eigenen Anhänger. Die Spiele im Weserstadion sind praktisch immer ausverkauft, die Stimmung ausgezeichnet. Das gleiche Bild beim HSV - die Profis freut's.

Dienstag, 11.10.2022, 06:00 Uhr

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Ob sie der Aufforderung von Leonardo Bittencourt wirklich gefolgt sind, darüber kann nur spekuliert werden. Die Wahrscheinlichkeit dürfte allerdings ziemlich groß gewesen sein. „Die Fans haben eine weite Reise gehabt, wir haben sie mit drei Punkten beschenkt - jetzt können sie sich auf der langen Heimfahrt einen reinkippen“, hatte der Mittelfeldspieler des SV Werder Bremen unmittelbar nach dem 2:1-Auswärtssieg bei der TSG Hoffenheim gesagt.

Wieder hatten die Grün-Weißen auswärts gewonnen, die eigene Anhängerschaft somit richtig verwöhnt. Viele, viele Kilometer von der Hansestadt entfernt. Oder wie es Clemens Fritz als Werder Bremens Leiter Profifußball ausdrückte: „Fast 3000 Fans an einem Freitagabend in Sinsheim, das ist unglaublich.“

Werder-Fans mussten lange leiden

Die Unterstützung aus dem Gästeblock war auch dieses Mal wieder unüberhörbar – so wie es in dieser Saison zuvor auch schon in Leverkusen, Bochum, Dortmund oder Wolfsburg gewesen ist. Stets hoben die Profis hinterher hervor, wie laut und hilfreich die Anfeuerungen gewesen seien. Werder Bremen kann sich schon lange auf seine Fans verlassen - ganz egal, ob nun in der Fremde oder im Weserstadion gekickt wird.

Wo bei Heimspielen anderer Bundesligisten mitunter freie Plätze in der Arena zu sehen sind, ist ein solches Bild in Bremen undenkbar. Wenn Werder spielt, dann kommt die Gemeinde. „Auch als es nicht so gut lief, standen die Fans immer hinter uns“, betonte Fritz. „Da haben sie viel gelitten. Umso schöner ist es jetzt, dass wir ihnen etwas zurückgeben können.“

Bremer Mannschaft sammelt mit Offensivfußball Sympathien

In der Tat schenkt der Aufsteiger den Werder-Liebhabern ein Stimmungshoch nach dem nächsten. Plötzlich macht der Blick auf die Tabelle wieder richtig Spaß, wo jahrelang eher Angstgefühle aufkamen. Die Mannschaft sammelt die Sympathien der Zuschauer auf den Rängen oder vor dem Fernseher aber auch durch leidenschaftlichen Einsatz ein.

Werder Bremen ist wieder so, wie sich viele Fans ihren Verein wünschen. Und nicht nur sie, auch den Verantwortlichen gefällt die aktuelle Entwicklung. Doch irgendwann, das weiß auch Fritz, schieben sich mal wieder Wolken vor den derzeit strahlenden Sonnenschein. „Wir wissen, dass auch wieder schwierigere Zeiten kommen können“, erklärte er. „Da ist es gut, solche Fans im Rücken zu haben.“ 

 

 

Der HSV ist wieder „hip“: Fans rennen dem Spitzenreiter die Bude ein

Nach dem erfolgreichsten Saisonstart im fünften Jahr in der 2. Fußball-Bundesliga rennen die Fans dem Hamburger SV wieder die Bude ein. Daran wird auch das jüngste 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern nichts ändern. Nach saisonübergreifend 13 Siegen, einem Unentschieden und lediglich zwei Niederlagen aus den jüngsten 16 Spielen hat der Tabellenführer nicht nur den Wiederaufstieg in die Eliteklasse vor Augen.

Der HSV kommt aktuell auf einen Zuschauerschnitt von knapp unter 49.000 Zuschauern pro Spiel. Foto: Pförtner/dpa

Der HSV kommt aktuell auf einen Zuschauerschnitt von knapp unter 49.000 Zuschauern pro Spiel. Foto: Pförtner/dpa

Das Team von Tim Walter hat der chronischen Unruhe in Vorstand und Aufsichtsrat getrotzt und die Anhängerschaft schon am Ende der vergangenen Spielzeit hinter sich gebracht, als das Team in der Relegation knapp an Hertha BSC (0:2/1:0) scheiterte. „Es ist wieder hip, zum HSV zu gehen - und die Fans ziehen mit“, hatte Trainer Walter in dieser Woche frohlockt. Es sei „schon Wahnsinn, wie die Jungs und Mädels uns unterstützen“. Das war auch im Spiel gegen den starken Aufsteiger aus der Pfalz wieder der Fall.

Selbst gegen Sandhausen kommen die Fans ins Volksparkstadion

Das hat dem HSV nicht nur zu sportlichem Rückenwind, sondern auch zu erheblichen Mehreinnahmen verholfen. Erstmals seit dem unglücklich verlorenen Relegations-Heimspiel war das Volksparkstadion gegen den FCK mit 57.000 Zuschauern ausverkauft. Da auch in den fünf vorherigen Heimauftritten mindestens 43.000 oder mehr Besucher Eintritt zahlten, liegt der Schnitt bei knapp unter 49.000 Fans. Kalkuliert hatte der Verein wegen der nicht absehbaren Corona-Pandemie vorsichtig mit lediglich 28.000 Zuschauern.

Da auch die letzten Heimspiele vor der WM-Pause gegen Magdeburg (über 40.000 Tickets weg), Regensburg und Sandhausen guten Besuch versprechen, klingelt es weiter in der HSV-Kasse. Und da der klamme Club für seine Ex-Profis Amadou Onana und Filip Kostic rund fünf Millionen Euro an unverhofften Bonus-Nachzahlungen erhielt, kann der Traditionsverein die rund zehn Millionen Euro für den ersten Abschnitt der nötigen Sanierungsarbeiten am Volksparkstadion selbst aufbringen. Die Arbeiten sollen im November beginnen. (lb/dpa)

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