Züchter zeigen ihre schönsten Tiere - aber wie lange noch?

Hühner, aber auch Tauben, Enten und Fasane bevölkern an diesem Wochenende die Oldendorfer Schützenhalle. Der Rassegeflügel-Zuchtverein lädt zur Ausstellung. Foto: Klempow
Wahre Schönheiten sind in die Schützenhalle in Oldendorf-Kaken gezogen. Sie tragen schillernde Federkleider. In die Vorfreude auf die Ausstellung mischt sich bei den Züchtern Nostalgie - und auch das Wissen, dass immer weniger Menschen ihr Hobby verfolgen.
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Oldendorf. Ein Dutzend Helfer haben einen Tag gebraucht, um die Schützenhalle in einen Geflügel-Ausstellungsraum zu verwandeln, inklusive Bodenabdeckung und Blumenschmuck. Der Rassegeflügel-Zuchtverein Oldendorf legt zur diesjährigen Ausstellung wieder Wert aufs Detail.
Werner Gimm ist Vorsitzender - seit 45 Jahren. Drei Jahre will er noch machen, dann feiert der Verein sein 100-Jähriges. Gimm hat die Ausstellung wochenlang vorbereitet. An diesem Wochenende, Sonnabend und Sonntag, 11. und 12. November, sind 29 Aussteller zu Gast in der Schützenhalle und zeigen den Besuchern ihre Tiere.
Ordnung nach Rasse und Farbe
Welches Tier wo untergebracht ist, ist festgelegt. Das Computer-Programm erstellt den Katalog, ordnet das Federvieh nach Rassen, Farbschlägen und Geschlecht. Sind sich Hähne in benachbarten Käfigen nicht grün, kommt ein Sichtschutz dazwischen, damit beide ihre Ruhe haben.

Bernd Meyer wirft einen prüfenden Blick auf seine Hühner. Er züchtet die Rasse "Italiener". Foto: Klempow
Für jede Rasse gibt es ein festgelegtes Schönheitsideal. Eins, das so gut wie unerreichbar ist, sagt Bernd Meyer aus Himmelpforten, Kassenwart im Verein. „100 Prozent gibt es nicht.“ Die Preisrichter nehmen die Tiere einen Tag vor dem Publikum in Augenschein. Bei der Beurteilung zählen Nuancen. 97 Punkte sind fast schon das höchste der Gefühle - ein „Vorzüglich“ lässt die Züchter strahlen. 90 Punkte sind ein ungewolltes „Befriedigend“. Bei OB - ohne Beurteilung - oder U wie „Ungenügend“ „fährt man gleich nach Hause“, sagt Gimm und grinst.
Vereine sterben langsam aus
Knapp 80 Mitglieder hat der Oldendorfer Verein, Züchter und Halter sind dabei. Die Oldendorfer stellen ihre Ausstellung noch auf die Beine, aber viele Vereine aus dem Elbe-Weser-Kreisverband gibt es schon gar nicht mehr. Es waren mal 18, einige ruhen, andere sind aufgelöst. Aber bei sieben Ausstellungen trifft man sich im Herbst noch.

Fluffig kräuseln sich die Federn nach außen: Die Locken-Taube zeigt ihr apartes Federkleid. Foto: Klempow
„Man muss seine Tiere kennen“, sagt Hans Schlüter. Einige sind um die Jahreszeit noch nicht „durchgemausert“. Sie haben ihr Federkleid noch nicht erneuert. „Je wärmer der Herbst ist, desto länger dauert es“, hat Schlüter beobachtet. In seinen Volieren zu Hause in Kuhla leben Modeneser. Die Tauben gibt es in zig Farbschlägen. Schlüters schönste Tiere haben ihre Käfige in der Halle schon bezogen.
Immer mehr Züchter bringen Transportboxen in die Halle. Einer hat richtig zu schleppen. Seine Brahma-Hähne sind echte Kaventsmänner. Sie haben es nicht nötig, sich in der neuen Umgebung zu provozieren und widmen sich den Körnern in der Futterschale.
Bei Züchtern schwingt auch Nostalgie mit
Eine größere Voliere wird von Fasanen bezogen. Die hübschen Zwergenten nächtigen auf langem Stroh, Hühner unterschiedlichster Rassen haben gehäckselte Einstreu. „Sie scharren eben lieber“, sagt Gimm. Enten brauchen dagegen saugfähiges Stroh, weil sie alles Mögliche mit ihren größeren Wasserschalen anstellen.
Früher, da habe fast jeder noch Geflügel hinterm Haus gehabt, erinnert sich Schlüter mit einem Anflug von Nostalgie. Es waren andere Zeiten. Er will noch drei Jahre züchten. „Dann bin ich 86, dann höre ich auf.“
Zur Ausstellung hat Schlüter für Kinder eine „Geflügel-Rallye“ in petto. Und wie jedes Jahr hat Renate Schlüter eine Tombola organisiert, Kaffee und Kuchen gibt es auch. Geöffnet ist am Sonnabend von 10 bis 17 Uhr, am Sonntag von 10 bis 16 Uhr.

Hans Schlüter und eine seiner schönen Modeneser-Tauben. Drei Jahre will Schlüter noch mit der Zucht weitermachen. Foto: Klempow

Werner Gimm ist Vorsitzender des Rassegeflügel-Zuchtvereins Oldendorf und Umgebung - schon seit 45 Jahren. Er hat die Ausstellung geplant. Foto: Klempow